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Taxi fahren kostet in Mittelsachsen ab Februar erheblich mehr

Die Taxitarife steigen im Landkreis Mittelsachsen durchschnittlich um 25 Prozent. So verändern sich die Preise.

Von Cathrin Reichelt
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Ab 1. Februar 2023 steigen die Taxipreise im Landkreis Mittelsachsen durchschnittlich um 25 Prozent.
Ab 1. Februar 2023 steigen die Taxipreise im Landkreis Mittelsachsen durchschnittlich um 25 Prozent. © SAE Sächsische Zeitung

Mittelsachsen. Das war längst überfällig, sagt Mirko Espig, Vorstandsvorsitzender der Taxizentrale Mittelsachsen in Freiberg, und meint damit die Erhöhung der Taxitarife im Landkreis. Die neuen Preise haben die Kreisräte in ihrer letzten Sitzung in diesem Jahr mit einer Gegenstimme beschlossen.

Für die Taxiunternehmen sind die Kosten für Reparaturen und Neuwagen ebenso gestiegen wie der Dieselpreis und der Lohn für die Fahrer. Hinzu kommt die Inflation. „Aber wir können die Ausgaben nicht einfach mal schnell anpassen und auf unsere Kunden umlegen, wie andere Branchen“, so Espig. Diese Entscheidung liegt bei den Kreisräten.

Die Fahrpreise erhöhen sich nach deren Beschluss durchschnittlich um 25 Prozent. „Um es konkret zu machen: Für eine klassische einfache Fahrt von zum Beispiel sechs Kilometern Länge an einem Werktag sind derzeit 16,30 Euro zu zahlen, ab Februar werden es 20,50 Euro sein“, erklärt der erste Beigeordnete Lothar Beier. Die neuen Tarife wurden mit den Taxifirmen in Mittelsachsen, der IHK, der Landesdirektion und dem Behindertenbeirat abgestimmt.

Taxameter müssen neu geeicht werden

Die derzeit gültige Verordnung über die Beförderungsentgelte für den Verkehr mit Taxen im Landkreis Mittelsachsen war im Juli 2020 in Kraft getreten. Zuvor waren die Taxipreise fünf Jahre lang stabil geblieben.

Die jetzige Erhöhung ist ab dem 1. Februar gültig und nicht bereits ab dem 1. Januar, weil jedes einzelne Taxiunternehmen aus Mittelsachsen den Januar dazu nutzen muss, um die Taxameter und Wegstreckenzähler neu eichen zu lassen. Das ist unter anderem im Eichamt Dresden möglich.

Das Taxigewerbe im Landkreis Mittelsachsen umfasst derzeit 67 Unternehmen, 14 sind in der Region Döbeln ansässig, 37 in der Region Freiberg und 16 in der Region Mittweida. Insgesamt sind damit 138 Fahrzeuge in die Personenbeförderung eingebunden.

Erhöhung gerade so kostendeckend

„Bisher haben die Unternehmen die Kostensteigerungen aus der eigenen Tasche bezahlt“, so Espig. Dabei sei die Branche doppelt betroffen. Denn in der Corona-Zeit sei zwar der Dieselpreis verhältnismäßig niedrig gewesen. Aber es hätten auch nur wenige Kunden ein Taxi genutzt.

Mit der jetzigen Erhöhung der Tarife könnten die Taxiunternehmen gerade so ihre Kosten decken, das heißt, die Rechnungen und Fahrer bezahlen. „Und man muss unternehmerisch auch mal zwei, drei Euro beiseitelegen“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Taxizentrale. „Wir können aber nicht abschätzen, wie lange die Erhöhung ausreichen wird.“

Bereits jetzt müsse schon wieder die nächste Erhöhung angeschoben werden, meint Mirko Espig. Denn der Prozess für die jetzige Anpassung habe ein Jahr gedauert. Lothar Beier meint allerdings, die neuen Tarife ließen den Taxiunternehmen für die kommende Zeit genügend Spielraum.

Nachtdienst ist unrentabel

Das Gesetz schreibe vor, dass der Taxi-Service rund um die Uhr zur Verfügung stehen soll. Aber das müsse auch wirtschaftlich sein. „Versuchen Sie mal, nachts in Döbeln ein Taxi zu bekommen“, sagt Espig. Nicht nur in den kleineren Städten sei das schwierig, sogar in Dresden. Denn der Fahrer muss für die ganze Nacht bezahlt werden, auch, wenn er nur ein oder zwei Fahrgäste hatte. Das rentiere sich nicht.

Tagsüber fallen etwa 50 Prozent der Fahrten als Kranken-, Schüler- oder Behindertenverkehr an. Die andere Hälfte seien Anrufer, die spontan ein Taxi nutzen möchten. Dazu gehörten auch ältere Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind und auch mal nur den halben Kilometer zum Einkaufen gefahren werden möchten.

Aber ob und wie viele Fahrgäste anrufen, sei täglich ungewiss. Und mancher Kunde sei auch nicht sehr verständnisvoll, müsse er ein paar Minuten länger warten, weil alle Taxen gerade unterwegs sind.

Das Problem könnte durch einen Zusammenschluss der Taxifahrer gelöst oder zumindest minimiert werden. „Doch alle Versuche, in Döbeln eine Taxizentrale zu etablieren, scheitern seit Jahren“, so Espig. Auch ein Anschluss an die Freiberger Taxizentrale sei möglich. Davon würden die Bürger profitieren, ist der Vorstandsvorsitzende überzeugt.

Doch er kenne nicht einmal alle Taxifirmen. Jeder kämpfe für sich allein und bei manchem bestehe die Befürchtung, dass ihm seine Kunden verloren gehen, wenn sie einmal mit einem anderen Unternehmen gefahren sind. „Aber ein Kunde, der wechselt, geht nur, wenn er unzufrieden ist“, so Espig.

Einige Beispiele für den veränderten Taxitarif ab 1. Februar 2023:

  • Grundpreis werktags von 6 bis 22 Uhr: 4 Euro (bisher 3,10 Euro)
  • Grundpreis Sonn- und Feiertage sowie werktags von 22 bis 6 Uhr: 5,50 Euro (bisher 4,50 Euro)
  • Tarifstufe I, Kilometerpreis 1,80 Euro (bisher 1,40 Euro)
  • Tarifstufe II, Kilometerpreis vom ersten bis zum dritten Kilometer 3 Euro (bisher 2,40 Euro)
  • Tarifstufe II, Kilometerpreis ab dem vierten Kilometer 2,50 Euro (bisher 2,00 Euro)
  • Wartezeit 38 Euro (bisher 30 Euro) je volle Stunde
  • Sperrige Gegenstände, zum Beispiel Fahrräder 2,50 Euro (bisher 1,00 Euro)
  • Fahrten im Großraumtaxi ab dem fünften Fahrgast bei direkter Anforderung durch den Kunden 9,00 Euro (bisher 7,00 Euro)