Waldheim. Wenn Andre Langner am Morgen mit seinen Hunden Till und Don vom Spazieren gehen zurück ist, führt ihn sein Weg direkt in die Küche. Jedoch nicht um ausgiebig zu frühstücken, sondern um für seine Mitarbeiter im Pausenraum Kaffee zu kochen.
„Das mache ich jeden Tag für meine Angestellten. Wenn sie dann auf der Arbeit ankommen, können sie gleich mit einem kräftigen Schluck in den Tag starten“, so der Firmeninhaber.
Täglichen Routinen
Der nächste Weg führt in sein Büro, um die täglichen Aufträge zu bearbeiten. Im Zimmer davor sitzen Ehefrau Barbara, die Andre Langner liebevoll die gute Seele des Hauses nennt, und Mitarbeiterin Lisa Möbius, die sich vor allem um die Koordination und Beratung im Unternehmen kümmert.
Pünktlich 11 Uhr fährt dann Christoph Langner auf den Hof. „Nach meinem Vater kann man die Uhr stellen. Jeden Tag ist er pünktlich bei uns in der Firma“, so der Inhaber.
Inzwischen kein Teil mehr der Geschäftsführung, kann der 84-Jährige noch nicht ganz von der Firma lassen. „Mein Vater kümmert sich täglich um das Lager, räumt auf oder sortiert. Er kann gar nicht anders“, so Andre Langner.
Der Waldheimer nennt es scherzhaft das Langner-Gen. „Von der Wiege bis zum Grab, wir sind mit diesem Unternehmen mehr als nur verbunden.“
Und diese Verbundenheit gibt es nun schon seit 150 Jahren. Denn Andre Langner führt das Unternehmen bereits in der fünften Generation. „150 Jahre, das ist heutzutage nicht mehr alltäglich“, so der 62-Jährige demütig.
Er schwelgt in Erinnerungen, denkt an Geschichten, die er von seinem Vater Christoph mitbekommen hat. „Neben einer guten Portion Stolz bin ich vor allem dankbar für das, was meine Familie in den letzten Jahren auf die Beine gestellt hat“, so Langner.
Von der Wiege bis zum Grab
Noch unter dem Namen Spenglerei legte am 3. Oktober 1873 Klempnermeister Heinrich Langner den Grundstein für das Familienunternehmen. „Er war mein Ur-Urgroßvater, der seine Werkstatt damals in der Mühlengasse am Obermarkt errichtete“, so Andre Langner.
Nur 28 Jahre später übernahm Sohn Hans das väterliche Unternehmen und verlagerte es in eine größere Werkstatt am Obermarkt 44. „Als mein Großvater im Jahr 1939 die Firma übernahm, waren in den Folgejahren durchschnittlich fünf Arbeiter im Betrieb beschäftigt“, so Langner.
Eine Einstellung, der auch der 62-Jährige bis heute treu geblieben ist. „Wir hatten zwischenzeitlich einmal bis zu 30 Mitarbeiter, aber das war nicht zu bewerkstelligen. Wir sind ein kleines und feines Unternehmen und die familiäre Atmosphäre ist uns in jeder Situation am wichtigsten“, so Langner.
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Deshalb besteht die Firma auch heute aus nicht mehr als neun Mitarbeitern – Urgestein Christoph Langner mit eingerechnet. Der gelernte Klempner und Installateur übernahm 1961 das Unternehmen.
„Vorher führte meine Großmutter das Unternehmen zwei Jahre, weil mein Großvater Helmut leider viel zu früh verstorben war und mein Vater erst noch seine Meisterprüfung ablegen musste“, so Andre Langner.
Bis heute war Ilse Langner die einzige Frau, die immerhin für kurze Zeit das „Männerunternehmen“ leitete.
Nächste Generation
Von Kindheitstagen an war dann auch Sohn Andre mit in der Werkstatt. Der Wunsch, nicht in die väterlichen und großväterlichen Fußstapfen zu treten, keimte nur kurzzeitig in dem Waldheimer auf.
„Ich hatte mal überlegt, Koch zu werden, aber die Familienbindung und der Gedanke, dass mit mir die fünfte Generation wachsen würde, holten mich zurück aus der Träumerei“, so der Firmenchef.
Mit 17 Jahren begann er die Ausbildung zum Gas- und Wasserinstallateur und arbeitete nach erfolgreichem Abschluss mit im Familienunternehmen. Erst 1989 erhielt er seinen Meisterbrief nach einigen Schwierigkeiten.
„Ich durfte meinen Meister nicht so einfach machen. Erst nachdem ich in die Liberal-Demokratische Partei Deutschland (LDPD) eingetreten bin, war die Meisterprüfung für mich möglich“, so der Firmenchef.
Mit der Wende kamen dann auch zahlreiche Veränderungen auf die Firmenmitarbeiter zu. „Es wurde spannend. Plötzlich setzten wir uns mit Themen wie: ‚Was ist ein Rabatt‘, auseinander“, so Langner.
GmbH-Gründung im Jahr 93
Auch gründeten Vater und Sohn 1993 die Langner GmbH Waldheim. „Und dann kam ein enormes Platzproblem auf uns zu. Unsere Werkstatt befand sich immer noch am Obermarkt. Unsere Lager waren in mehreren Häusern eingemietet und wir hatten kaum Platz für unsere Firmenautos oder die Laster.“
Um alles wieder beieinander zu haben, entschied sich die Familie für einen Neubau auf der „grünen Wiese“. Damit gehörte die Firma zu den ersten Unternehmen, die ihr neues Domizil ins Gewerbegebiet der Zschopaustadt verlagerten.
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Auf einer Fläche von 550 Quadratmetern befinden sich auch heute, nach über 30 Jahren, Büros, eine Werkstatt, ein Lager und die Ausstellungshalle. Auf dem Obermarkt verblieb lediglich das Ladengeschäft, welches inzwischen zweitvermietet wird.
„Die vielen Veränderungen waren wichtig für uns. So konnte das Unternehmen wachsen und sich entwickeln“, sagt Andre Langner. Denn schon längst werden nicht nur Wasserleitungen verlegt und Reparaturen erledigt.
Zum täglichen Aufgabenbereich gehören in der Langner GmbH auch die Planung und der Bau neuer Bäder. „Das geht heutzutage mittels VR-Brille“, erklärt Lisa Möbius.
Badplanung mit VR-Brille
Mit dieser speziellen Brille, bei der man Virtual Reality, also die virtuelle Realität, betrachten kann, können Kunden in ihrem eigenen und neu geplanten Bad stehen und verstehen so oft besser, wie es am Ende aussehen soll.
Auch die Dachentwässerung, Solar und das Installieren von Wärmepumpen sind ein großes Thema. „In den letzten Jahren haben wir uns nicht nur einen großen Kundenstamm, sondern eben auch einen guten Ruf erarbeitet“, so Langner. Dabei will er mit so etwas nicht prahlen.
„Ich bin einfach sehr dankbar, dass es so gekommen ist, wie es ist.“ Auch setzt der Waldheimer nach all den Jahren nach wie vor auf Qualität statt Quantität. „Wir sind immer gut damit gefahren.
Unsere Kunden und Geschäftspartner kennen das von uns und schätzen es.“ Sein offenes Geheimnis bei der Unternehmensführung: „Ich höre immer auf mein Bauchgefühl und wenn ich denke, das passt nicht, egal ob bei Mitarbeitern oder Aufträgen, dann wird der Sache nicht weiter nachgegangen.“
Ein Fest für die Familie
Um die Zukunft der Firma macht sich Andre Langner keine Sorgen. Die sechste Generation arbeitet bereits seit 2010 im Unternehmen mit. Sohn Philipp befindet sich derzeit noch in der Meisterausbildung.
Seit diesem Jahr gehört er aber schon zur Geschäftsführung. „Und auch meine Enkel sind pfiffig. Wer weiß, vielleicht wächst da schon die siebte Generation heran“, so Andre Langner lachend.
In die Glaskugel kann auch er nicht schauen, sagt er, doch er ist dankbar für die Zeit jetzt. „Wir haben die Krisenzeiten immer gut überwunden und sind stärker denn je daraus hervorgekommen. Wir sind gut aufgestellt, auch mit unseren tollen Mitarbeitern. Allein das macht mich schon stolz“, so der Waldheimer.
Auch aufgrund des tollen Teams ist die 150-Jahrfeier für Andre Langner etwas Besonderes. „Wer hier im Unternehmen arbeitet, gehört zur Familie und das will ich auch so zeigen“, so Langner.
Aus diesem Grund wurden zur großen Feier am Jubiläumstag nicht nur die Mitarbeiter selbst, sondern auch deren Familienangehörige eingeladen. „Wir wollen damit bei allen unsere Dankbarkeit ausdrücken.“
Ebenfalls am Freitag eingeladen, waren Geschäftspartner, Händler und Kunden. „Unser Ziel war es, keinen großen Aufriss mit Sekt und tollen Häppchen zu machen. Es ging uns mehr darum, dass die Menschen kommen, miteinander reden und eine Bratwurst essen“, so Langner.
Für die Zukunft wünscht sich der Firmenchef Frieden, vor allem für seine Enkel, glückliche Kunden und Gesundheit. „Was will man auch mehr?“, so Andre Langner schmunzelnd.