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Azubi mit 40 Jahren bei Regiobus in Döbeln

Ein Inder hat seine Ausbildung zum Berufskraftfahrer bei Regiobus begonnen. In der Personalkrise sind unkonventionelle Problemlösungen gefragt.

Von Jens Hoyer
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Betriebsleiter Hagen Lorenz (von links) und die Azubis Mohit Malhotra, Eric Pohl und Celine Plato. Michael Klose ist Karosseriebaumeister der Werkstatt von Regiobus.
Betriebsleiter Hagen Lorenz (von links) und die Azubis Mohit Malhotra, Eric Pohl und Celine Plato. Michael Klose ist Karosseriebaumeister der Werkstatt von Regiobus. © SZ/DIetmar Thomas

Döbeln. Mohit Malhotra ist vor viereinhalb Jahren aus Indien nach Deutschland gekommen, wie er erzählte – auch wegen der politischen Zustände in seinem Land und der Korruption.

Der Flüchtling mit Duldungsstatus hatte zwei Jahre bei der Firma Partzsch als Maschinenbediener gearbeitet, bis die Firma wegen der Corona-Krise weniger Leute brauchten.

Er hatte noch ein Jahr lang Pizza ausgefahren und ist jetzt dabei, einen ganz neuen Lebensabschnitt zu beginnen.

Ältester Azubi bisher bei Regiobus

Der 40-Jährige ist der älteste Azubi, der bisher bei Regiobus eine Ausbildung begonnen hat. Er wird in den nächsten drei Jahren zum Berufskraftfahrer für Personenverkehr ausgebildet.

„Wir hätten ihn gern als Seiteneinsteiger genommen“, sagte Hagen Lorenz, Betriebsleiter in Döbeln. Aber wegen des Aufenthaltsstatus des Inders sei das nicht möglich gewesen.

Als Seiteneinsteiger hätte Mohit Malhotra seinen Busführerschein innerhalb von sechs bis sieben Monaten in der Tasche gehabt. Regiobus sucht händeringend nach Fahrern.

In der jüngeren Vergangenheit hatte wegen des Personalmangels schon wiederholt das Angebot an Busfahrten reduzieren müssen.

Lorenz ist optimistisch, dass der Inder die Ausbildung schafft. Dieser spricht ganz passabel Deutsch und hat sich vorgenommen, noch viel mehr zu lernen.

„Es ist vorgesehen, ihm einen Betreuer zur Seite zu stellen, der hilft, wenn die Fachbegriffe Probleme bereiten. Das ist ein Busfahrer mit Ausbildungsschein“, so Lorenz.

Celine Plato (18) und Eric Pohl (17) haben mit Mohit Malhotra ihre Ausbildung bei Regiobus begonnen. Sie will ebenfalls Berufskraftfahrerin werden. Eine begonnene Ausbildung zur Krankenpflegehelferin hatte die 18-Jährige desillusioniert abgebrochen.

Ausbildungsstelle im Internet entdeckt

„Dann habe ich die Ausbildungsstelle bei Regiobus im Internet entdeckt. Meine Mutti hat mir gesagt, dass ich früher schon Busfahrerin werden wollte“, erzählte sie.

Celine Plato sei nicht der erste weibliche Azubi für diesen Beruf bei Regiobus, sagte Hagen Lorenz. „Wir haben einige Busfahrerinnen bei uns. Ich hoffe, dass sie Spaß an der Ausbildung hat.“

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Die angehenden Berufskraftfahrer durchlaufen in ihrer praktischen Ausbildung alle Abteilungen, um die Abläufe kennenzulernen. Die Abo-Abteilung in Mittweida, die Dispo, die Werkstatt, und sie sind mit dem Haltestellenwart unterwegs.

Und natürlich beim Fahrdienst, den eigentlichen Betätigungsfeld der künftigen Berufskraftfahrer. Erst mal nur als Beifahrer, wie Lorenz erklärte. „Dabei können sie Streckenkenntnisse erwerben.“

Zur Berufsausbildung gehört auch, dass die Azubis den Führerschein machen – erst einmal für Pkw. Mohit Malhotra hat ihn schon.

Busschein im Zeiten Lehrjahr angestrebt

„Im zweiten Lehrjahr ist angestrebt, dass die Azubis dann auch den Busschein haben. Gegen Ende der Lehre fahren sie dann auch schon alleine, wenn sie vorher Erfahrungen gesammelt haben“, so Lorenz.

Eric Pohl wird eine Ausbildung als Karosseriemechaniker absolvieren. Regiobus repariert seine Blechschäden in der Werkstatt selbst. Nur lackieren lässt das Unternehmen die Busse in einer Firma, erklärte Lorenz.

Auch die technischen Mitarbeiter sollen möglichst einen Busschein ablegen. „Wenn Leute ausfallen, muss jemand aus der Buswerkstatt einspringen können.“

Für Regiobus ist es ein ständiger Kampf um Azubis und Personal. „Busfahrer arbeiten 365 Tage im Jahr. Wer will heute noch am Wochenende und an Feiertagen arbeiten?

Der erste Bus fährt um 3.49 Uhr raus und der letzte kommt um 0.43 Uhr rein“, erklärte der Betriebsleiter.

Bewerber um Azubi-Stellen sind gern gesehen. Auch Quereinsteiger aus anderen Berufen. Regiobus übernimmt den allergrößten Teil der Kosten für die Fahrausbildung, die auch schon mal fünfstellig werden können, so Lorenz. Der Eigenanteil für Quereinsteiger betrage 500 Euro.