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Reparieren statt neu kaufen – lohnt sich das?

Mit einem Bonus will Sachsen den Elektroschrott minimieren. Wie das funktioniert und was Döbelner Firmen dazu sagen.

Von Cathrin Reichelt
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Wenn die Waschmaschine kaputtgeht, kann eine Reparatur kostengünstiger sein als der Kauf eines neuen Gerätes. Und dafür gibt’s in Sachsen jetzt auch noch einen Bonus.
Wenn die Waschmaschine kaputtgeht, kann eine Reparatur kostengünstiger sein als der Kauf eines neuen Gerätes. Und dafür gibt’s in Sachsen jetzt auch noch einen Bonus. © Symbolfoto: dpa

Region Döbeln. Wegwerfen und neu kaufen oder reparieren lassen – diese Frage stellt sich, wenn der Fernseher plötzlich stumm bleibt oder die Waschmaschine den Schleudergang „vergisst“. Mit dem Reparaturbonus, den Sachsen im November vergangenen Jahres eingeführt hat, will der Freistaat zur Nachhaltigkeit und der Schonung von Ressourcen beitragen.

Bis zu zwei Reparaturen pro Kalenderjahr fördert die Sächsische Aufbaubank (SAB) mit der Hälfte des Reparaturbetrages. Dabei liegt der maximale Zuschuss bei 200 Euro. Andererseits darf die Reparatur nicht weniger als 75 Euro kosten.

Erst dann greift der Bonus. Den kann jeder erhalten, dessen Hauptwohnsitz sich in Sachsen befindet und ein privat genutztes Elektro- und Elektronikgerät zur Reparatur bringt. Die Kosten der Reparatur müssen erst bezahlt werden, dann ist ein Antrag bei der SAB möglich – per Online-Formular.

Service wird wieder mehr genutzt

Neun Firmen aus der Region Döbeln sind auf der interaktiven Reparaturbonus-Karte der SAB zu finden. In einem sind sich die Unternehmen einig: Der Bonus ist eine gute Sache. Von den Kunden, die ihn beantragt haben, gab’s ein positives Feedback und ein „Aber“.

Die reine Anmeldung sei problemlos, die Authentifizierung, also der Nachweis der Identität, jedoch schwierig. Und das ganz besonders für ältere Menschen, die weniger versiert mit dem Computer umgehen können. Letztendlich habe aber jeder den Zuschuss erhalten.

Reparaturen sind für die Firmen kein Neuland. Der Service wird von den Kunden jetzt aber wieder mehr genutzt. „Wir reparieren fast alles, was einen Stecker hat“, sagt Sabine Hellmuth von Radio Hellmuth in Waldheim schmunzelnd. „Und das wissen die Kunden.“ Die lassen aber stets erst prüfen, ob sich eine Reparatur lohnt. Denn Aufwand und Kosten sollten schon in einem positiven Verhältnis stehen.

Ähnliches erlebt Ina Starke, Inhaberin der Firma Palko in Döbeln. Sie macht aber einige prinzipielle Einschränkungen: „An China-Ware kommt man gar nicht ran. Auch bei ganz alten Geräten oder solchen, die bei einem großen Versandhändler gekauft wurden, ist eine Reparatur oft nicht möglich.“

Bonus hilft, Schrott zu vermeiden

Aber ein neues Gerät müsse nicht unbedingt besser sein, als eins, das bereits zehn Jahre alt ist, so Ina Starke. Seit es den Bonus gibt, würden sich Kunden auch eher mal für eine teurere Reparatur entscheiden. „Die Kunden sollen sich trauen, solange eine Reparatur wirtschaftlich ist“, rät sie.

So langsam spricht sich das sächsische Förderprogramm herum. Der Firma Gebrüder Otto Heimelektronik Leisnig hat es zum Beispiel einen Kunden aus Colditz beschert. „Er war mit seinem Netzfernseher bereits in einer Werkstatt, die aber nicht an dem Bonusprogramm teilgenommen hat“, erklärt Jörg Otto, „weshalb der Kunde zu uns kam.“

Otto hält den Reparaturbonus im Ansatz für in Ordnung, sagt aber: „Er müsste noch bekannter werden, denn er hilft, Schrott zu vermeiden.“ Gleichzeitig gibt er zu bedenken, dass die Voraussetzungen für eine Reparatur nicht immer gegeben sind. Zum Beispiel stelle kaum noch ein Hersteller einen Schaltplan zur Verfügung. „Da nutzt auch kein Reparaturservice was.“

Ersatzteile und Personal nötig

Auch in der Elektro Roßwein GmbH wurde schon zu DDR-Zeiten repariert. Mit der Wende hätten die Menschen aber erst einmal neu gekauft. „Etwa zehn Jahre später haben die Reparaturen wieder begonnen“, sagt Elektromonteur Andreas Weber.

Er hat festgestellt, dass die Menge der Reparaturen jahreszeitabhängig ist. „Im Frühjahr und Sommer bringen die Kunden weniger Geräte“, so seine Erfahrung. Und manches sei zwar noch gut, aber trotzdem nicht reparierbar, weil sich die Hersteller nicht mehr mit Ersatzteilen bevorraten.

Aber nicht nur das. „Die Infrastruktur ist erfolgreich bekämpft worden. Sie muss wieder aufgebaut werden“, sagt Steffen Matthes von EP: Schmalfuß. Und er meint, die Firmen benötigen ausgebildetes Personal mit viel Praxis, also Erfahrung.

Gleichzeitig spürt die Döbelner Firma ein stärkeres Nachhaltigkeits-Bewusstsein bei den Kunden. Es gibt häufiger Reparaturanfragen für Geschirrspüler, Herd und Co., aber auch solche, bei denen Matthes von vornherein den Kopf schütteln muss.

Dazu gehörte unlängst ein Schmalfilm-Projektor aus DDR-Zeiten. Dagegen gibt es für Schallplattenspieler noch Ersatzteile, „sogar Nadeln und Antriebsriemen“, sagt Matthes.

Noch hat der Werkstattmeister bei Schmalfuß nicht täglich mit Reparaturen zu tun. „Er kommt nach Bedarf“, sagt der Chef und meint: „Der Bonus hätte 20 Jahre früher eingeführt werden müssen.“