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Warnstreik: Mitarbeiter von Horizon in Hartha fordern Tariflohn

Der Verdienst der Beschäftigten bei Horizon Global in Hartha liegt teilweise knapp über dem Mindestlohn. Das wollen sie ändern. Aber die Firmenleitung zeigt sich bisher unzugänglich.

Von Cathrin Reichelt
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Mit Trillerpfeifen und Nebelkerzen zeigen etwa 60 Mitarbeiter der Harthaer Firma Horizon Global vor dem Werktor ihren Unmut über die unzureichende Entlohnung.
Mit Trillerpfeifen und Nebelkerzen zeigen etwa 60 Mitarbeiter der Harthaer Firma Horizon Global vor dem Werktor ihren Unmut über die unzureichende Entlohnung. © SZ/DIetmar Thomas

Hartha. In dicke Schals und Mützen gehüllt und ein wenig von zwei Feuerkörben gewärmt, machen etwa 60 Mitarbeiter der Firma Horizon Global in Hartha mit Trillerpfeifen ihrem Ärger lautstark Luft.

Gegen 13 Uhr sind sie am Mittwoch vor das Werktor und für eine Stunde in den Warnstreik getreten.

Dort erhalten sie ebenso lautstarke Zustimmung von hupenden Auto-, Bus- und Lasterfahrern, die auch den zustimmenden Daumen heben.

„MehrWert mit Tarif“ drückt Forderung aus

„MehrWert mit Tarif“ steht auf den Westen der Streikenden und drückt aus, was sie fordern: mehr Wertschätzung durch einen ordentlichen Lohn nach Tarifvertrag.

„Die Bezahlung kratzt bei einigen Mitarbeitern an der Mindestlohngrenze“, sagt Steven Kempe, Gewerkschaftssekretär der IG Metall.

Alle Ausgaben steigen. „Mit dem Mindestlohn kommt man nicht über die Runden“, meint Philipp Rößner, Mitglied der Tarifkommission. Und das Unternehmen habe es schwer, dringend benötigte Arbeitskräfte zu finden. Einige Stellen sind ausgeschrieben.

Es gab auch Bewerber, die jedoch keinen Arbeitsvertrag unterschrieben haben, weil die Firma deren Lohnforderungen nicht entsprochen hat.

Somit werde die Arbeit für die Mitarbeiter von Horizon Global immer mehr. Je nach Aufgabenbereich bei dem Hersteller von Anhängerkupplungen arbeiten die Beschäftigten zwei oder drei Schichten und so manche Sonderschicht. „Wir brauchen lukrative Bedingungen“, so Rößner.

Doch bisher lehnt die in Westdeutschland sitzende Geschäftsleitung Gespräche über einen Tarifvertrag ab, was für die Beschäftigten in Hartha unverständlich ist. Denn in der Unternehmensgruppe, zu der der sächsische Standort gehört, gebe es Firmen, in denen die Mitarbeiter nach Tarif bezahlt werden.

Das betreffe auch die Zentrale und einzigen weiteren deutschen Standort in Rheda-Wiedenbrück in Nordrhein-Westfalen.

Nach einer aktiven Mittagspause, die vor zwei Wochen ebenfalls von der IG Metall organisiert wurde, ist der Warnstreik der erste Ausstand der Horizon-Mitarbeiter.

Die Hoffnung, dass dabei auch ein Verantwortlicher von der Werkleitung das Mikrofon zur Hand nimmt, erfüllt sich nicht. Die Streikenden werden aber aus einem Fenster im Verwaltungsbereich beobachtet.

Unzulässiges Gesprächsangebot

Bisher habe der Arbeitgeber lediglich versucht, mit dem Betriebsrat über ein betriebliches Entgeltsystem zu verhandeln. Das sei jedoch unzulässig.

„Es geht um eine faire Einigung, niemand will goldene Löffel“, sagt der SPD-Landtagsabgeordnete Henning Homann.

Er machte den Streikenden Mut, weiterzukämpfen, denn es könne nicht sein, dass Arbeitnehmer in Ostdeutschland 33 Jahre nach der Wende durchschnittlich 600 Euro weniger verdienen und gleichzeitig 14 Tage mehr arbeiten müssten.

Auch einer von Emotionen getragenen Betriebsversammlung direkt nach dem Warnstreik blieb die Geschäftsleitung, die Entscheidungen zur Entlohnung treffen könnte, fern. Das lokale Management habe sich aber den Fragen der Mitarbeiter gestellt.

Das Angebot zu Gesprächen über einen Tarifvertrag an die Arbeitgeber sei erneuert worden. „Wenn es sich nicht vermeiden lässt, gehen wir auch noch einmal auf die Straße“, sagt Philipp Rößner.