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Döbelns jüngster Organist ist erst 19

Rasmus Wittrin hat nach nur acht Monaten Unterricht die Orgelprüfung abgelegt. Beruflich hat er aber andere Ambitionen.

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© privat

Von Jens Hoyer

Döbeln. Was ist eigentlich das Schwerste am Orgelspiel? Über diese Frage muss Rasmus Wittrin nicht lange nachdenken. „Am Orgelspielen war vielleicht am schwersten, die Füße unter Kontrolle zu bekommen und sie unabhängig von den Händen spielen zu lassen. Denn die beiden Füße haben ja genau wie die Hände eine eigene Klaviertastatur, und daran musste ich mich erst gewöhnen.“

Rasmus Wittrin, der nach seinem Abitur gerade ein paar Monate in Großbritannien verbringt, um Land und Leute kennenzulernen und zu arbeiten, ist mit gerade einmal 19 Jahren der jüngste Organist der evangelischen Kirchgemeinde Döbeln. Als er im August seine Prüfung ablegte, war er erst 18. Mit der Orgelprüfung D darf er Gottesdienste auf dem Instrument begleiten. „Zum Orgelspielen bin ich durch meine Mutter gekommen. Sie fragte mich, ob ich Lust hätte, Orgelspielen zu lernen. Da habe ich zugesagt. Ich hatte schon einige Vorkenntnisse im Klavierspielen und sie dachte, dass Orgelspielen gut für mich wäre, weil man sich damit in der Gemeinde einbringen und ich meine Klavierkenntnisse noch mal für ein anderes Instrument einsetzen kann.“ Rasmus Wittrin hatte etwa zehn Jahre Klavierunterricht. „Als Kind habe ich noch Flöte gespielt. Ich würde gerne Gitarre lernen, aber mal schauen, ob sich dazu eine Gelegenheit ergibt.“

Einmal in der Woche bekam Rasmus Witttrin von Kantor Markus Häntzschel Unterricht auf der Orgel. „Manchmal war es schwierig, genug Zeit zum Üben zu finden. Während der normalen Schulzeit habe ich vielleicht dreimal pro Woche für eineinhalb Stunden geübt. Das ist nicht gerade viel, aber es standen auch noch andere wichtige Prüfungen an“, sagte Wittrin. Bisher hat der 19-Jährige einen Gottesdienst begleitet – es war sein Prüfungsvorspiel. „Ich bin dann ja ziemlich schnell nach England gegangen. Hier werde ich wahrscheinlich aber auch mal bei einem Gottesdienste spielen, da in einer Dorfkirche hier kein Vollzeitorganist angestellt ist. Ich wurde gefragt, ob ich den Gottesdienst mal begleiten kann. Ich hoffe, dass das klappt.“

Rasmus Wittrin lebt zurzeit bei L’Abri in Greatham, etwa 50 Meilen südlich von London. „Das ist eine christliche Organisation, die in acht Ländern jungen Leuten die Möglichkeit bietet, sich offen und frei über Lebensgrundsätze, ihren Glauben und Erlebnisse auszutauschen und die den Raum gibt, sich fortzubilden in ethischen, religiösen und deshalb auch politischen und gesellschaftlichen Themen. Dort bin ich zwei Monate. Danach hab ich noch nichts Festes geplant. Ich hoffe aber, dass ich in London bei der Heilsarmee soziale Arbeit leisten kann. Nächstes Jahr im Frühling würde ich gerne nach Schottland gehen.“

In England will Rasmus Wittrin dranbleiben am Orgelspiel. „Wichtig ist mir jetzt erst einmal, dass ich das alles nicht verlerne, das geht nämlich ziemlich schnell. Deshalb will ich in England, wenn ich die Möglichkeit habe, oft spielen.“

Die berufliche Ambitionen des 19-Jährigen gehen aber in eine ganz andere Richtung. „Meine Zukunft sehe ich eher im Journalismus“, sagte er. Rasmus Wittrin schreibt seit einem Praktikum in der 10. Klasse für den Döbelner Anzeiger.