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Dorfhains Weg zu schnellem Internet

Um Fördermittel zu bekommen, muss die Gemeinde möglichst viele Einwohner am Breitbandausbau beteiligen.

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© Symbolbild: dpa

Von Stephan Klingbeil

Dorfhain. Das Dorfhainer Vereinshaus war am Montagabend rappelvoll. Etwa 150 Besucher waren der Einladung der Gemeinde zu dieser Einwohnerversammlung gefolgt. Heike Linné von der Gemeindeverwaltung und Alexander Zacharias, der bei der ortsansässigen Firma Jähnig den Forschungs- und Entwicklungsbereich leitet, stellten die Ausbaupläne für schnelles Internet vor. Die SZ war beim Treffen dabei und erklärt Hintergründe sowie Kosten des Ausbaus.

Wozu braucht man überhaupt schnelleres Internet in Dorfhain?

Die mehr als 550 Haushalte der Gemeinde sollen möglichst bald Zugang zu schnellerem Internet haben. Derzeit sind in Dorfhain Datenübertragungsraten von durchschnittlich nur zwei Megabit pro Sekunde möglich. Künftig sollen mithilfe eines Glasfasernetzes im Dorfhainer Kerngebiet Raten von 100 MBit/Sekunde und mehr möglich sein. Es geht aber nicht nur darum, schneller online zu surfen. In den nächsten Jahren gebe es weitere technische Neuerungen, die nur mit dem Breitbandinternet nutzbar sind. Das betrifft auch das Fernsehen und das Telefonieren. Letzteres sei bald nur noch digital möglich, hieß es. Der Ausbau sei eine Investition in die Zukunft.

Was sagen die Unternehmen im Ort zu dem geplanten Breitbandnetz?

Ohne Breitbandausbau droht der Abzug von Gewerbetreibenden. Dies wurde noch einmal am Montagabend deutlich. Von Dorfhainer Ingenieuren, Architekten und Geschäftsleuten gab es zuvor schon Kritik am viel zu langsamen Internet. Es gebe in der Gemeinde mehr als 50 Firmen und Einzelunternehmer. Einige Computerprogramme funktionieren nur mit schnellem Internet. Das für Arbeitgeber oft preiswertere Home-Office, also die Möglichkeit von zu Hause zu arbeiten, wäre auch nur über Breitband-Internet möglich. Die Gemeinde will darauf reagieren, hofft auch auf die Beteiligung der Einwohner, die ebenfalls von dem Zukunftsprojekt profitieren würden. Es gebe jedoch keinen Anschlusszwang.

Warum soll der Ausbau ausgerechnet jetzt auf den Weg gebracht werden?

Es geht darum, Kosten zu sparen – für die verschuldete Gemeinde, für Unternehmen und vor allem für die Einwohner. Die Zeit dränge. „Es gibt immer weniger Möglichkeiten zur Förderung“, betont Heike Linné. Außerdem sei das kleine Dorfhain weniger attraktiv für Kommunikationskonzerne, um dort selbst einen Ausbau zu stemmen. Dorfhain könnte aber von Fördergeld profitieren. Zwei Millionen Euro stünden parat. Wenn es mit der erhofften 92-prozentigen Förderung klappen soll, müssten so viele wie möglich mitmachen. 95 Prozent aller Haushalte sollten angeschlossen werden. Der Ausbau würde 2017 starten und muss bis Ende 2018 fertig sein, um das Geld zu bekommen. Im Juni erhielt Dorfhain vom Bundesverkehrsministerium 50 000 Euro als Anschubhilfe für sein Projekt „Breitband in jedes Haus“. Anschlüsse für schnelles Internet würden direkt ins Haus verlegt – auf dem kürzesten Weg. Darauf basiert auch das Kostenmodell der Gemeinde. Endgeräte im Haus wie Router oder Telefone müsste jeder selber finanzieren. Die alten Leitungen stünden weiter zur Verfügung.

Was wird das Vorhaben für die Dorfhainer kosten?

Klappt es mit einer 90-prozentigen Förderung zahlt die Gemeinde 23 000 Euro, jeder Haushalt beteiligt sich mit 280 Euro. Unternehmen müssten je nach Mitarbeiterzahl 1 120 Euro (ab zwei) oder 560 Euro (einer) überweisen. Zacharias erklärt, dass spätere Anschlusskosten ohne Förderung mehr als zehnmal höher wären. Die Gemeinde würde das Breitbandnetz sieben Jahre lang betreiben. Da sie das alleine nicht stemmen kann, würde sie es kostendeckend verpachten. Für Dorfhainer entstünden dafür keine extra Kosten. Der jeweilige Internet- und Telefonanbieter muss aber bezahlt werden.

Die Gemeinde verschickt nun Briefe an Haushalte und Unternehmen. Darin wird darum gebeten, dem Ausbau bis 30. September einzuwilligen und bis 15. Oktober den erwähnten Beitrag zu zahlen. Dann könne man mit dem geförderten Ausbau rechnen. Einen Plan B hat Dorfhain nicht.