Es ist ein schrecklicher Fund, den ein Firmenchef aus Salzenforst am Montagmorgen macht. Kurz nach sieben Uhr ist es, als sich der 65-Jährige auf den Weg zur Arbeit begibt. Es ist ein schöner Herbstmorgen. Gerade hat es einen herrlichen Sonnenaufgang gegeben. Nebel stehen wie Schleier über den Feldern. Hier und da glitzert noch Reif nach der kalten Nacht.
Unfallauto an der A4 gefunden
Der Salzenforster will zu einer Baustelle in der Nähe der Autobahn A4. Er nimmt eine Abkürzung über die Felder. Es ist Zufall, dass er gerade an dieser Stelle vorbeikommt: Am Rande eines Gebüschs, direkt unterhalb der Autobahn zwischen den Anschlussstellen Bautzen-West und Salzenforst liegt ein silbergrauer BMW auf der Fahrerseite. Die Unfallstelle ist weder von der Autobahn noch von der Landstraße auf der anderen Seite des abgeernteten Feldes aus zu sehen. Der Salzenforster eilt sofort hin. Aber er kann nicht mehr helfen. Der Fahrer, ein junger Mann aus dem Kreis Bautzen, liegt leblos neben seinem Auto. Der Notarzt wird Minuten später nur noch den Tod des 30-Jährigen feststellen können.
„Es ist ein tragischer Fall“, fasst Polizeikommissar Thomas Knaup von der Polizeidirektion Görlitz das Unfassbare in Worte. Denn der Unfall hat sich, wie im Nachhinein bekannt wird, bereits am frühen Sonnabendmorgen ereignet – wurde aber offenbar von niemandem bemerkt. Der junge Mann ist in dieser Nacht auf der A4 in Richtung Dresden unterwegs. Anhand weniger Spuren, die Ermittler des Verkehrsunfalldienstes finden, kann der Hergang recht genau rekonstruiert werden.
Demnach muss der 30-Jährige rund eineinhalb Kilometer vor der Abfahrt Salzenforst die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren haben. Der BMW schert nach links aus und kollidiert mit der Mittelleitplanke. Dann wird er auf die Fahrbahn zurückgeworfen, kommt nach rechts ab, fährt über den Standstreifen die angrenzende Böschung hinunter. Das Fahrzeug durchbricht eine Buschreihe und einen Wildzaun und bleibt schließlich auf der Fahrerseite liegen. Was den Unfall ausgelöst hat, ist unklar. Die Polizei geht nicht von Fremdverschulden aus. Dass ein zweites Fahrzeug beteiligt gewesen sein könnte, ist nach derzeitiger Spurenlage nicht erkennbar, sagt Thomas Knaup.
Die Betroffenheit über den tragischen Unfall ist groß in der Region. Auch bei den Mitarbeitern der Autobahnmeisterei in Weißenberg, die auf ihren regelmäßigen Kontrollfahrten mindestens zweimal an der Unfallstelle vorbeigefahren sind. „Die Kollegen konnten absolut nichts erkennen, was auf einen Unfall hingedeutet hätte“, sagt René Diepold, der gestern Bereitschaftsdienst hatte.
Auf der geraden Strecke gibt es keine Leitplanken am Fahrbahnrand. Es gibt an dieser Stelle keine erkennbare Bremsspur, die von der Fahrbahn abführt. Es gibt keine sichtbare Schneise in die angrenzenden Büsche. Der durchbrochene Wildzaun unterhalb der Böschung ist von der Autobahn aus nicht zu sehen. Die Polizei vermutet, dass der 30-Jährige zum Unfallzeitpunkt allein auf der Autobahn unterwegs war. Dennoch suchen die Ermittler dringend Zeugen, die möglicherweise etwas bemerkt haben und Hinweise geben können.
Dass Unfälle tagelang unbemerkt bleiben, kommt nur äußerst selten vor. Polizeisprecher Thomas Knaup kann sich an einen einzigen Fall aus dem vorigen Jahr erinnern. (SZ/ju)