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Draußen sein und sich einbringen

Schüler aus Dresden kommen regelmäßig nach Struppen, um ein Gelände zu bewirtschaften. Das ist Teil eines Schulprojekts.

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© Norbert Millauer

Von Katharina Klemm

Struppen. Eigentlich waren alle Schrauben schon reingedreht, die Tür angebracht. Einziges Problem: Die Tür hing schief in den Angeln. Also alle Schrauben wieder raus und noch mal von vorn. Für Paula und Indira ist das kein Problem. Ein bisschen Hilfe von Uwe brauchen sie trotzdem. Er hält die Tür hoch, während sie die Schrauben wieder festdrehen, diesmal an der richtigen Stelle des selbst zusammengebauten Schranks.

Paula und Indira gehen in die achte Klasse der Freien Montessorischule Huckepack in Dresden. Zur Schule gehört auch das Gelände „Weit im Süden“ in Struppen. Der Name steht in großen Buchstaben am Eingangstor. Früher war dort mal ein Steinbruch. Seit 2010 pachtet die Schule dort drei Grundstücke, teils von privat, teils von der angrenzenden Gartensparte. Nun fahren regelmäßig Schüler der siebten und achten Klasse nach Struppen, um das etwa 40 000 Quadratmeter große Gelände zu bewirtschaften – nach ihren eigenen Vorstellungen. Uwe Muss, Projektleiter von „Weit im Süden“, drückt es so aus: „Wir haben hier unser kleines Eldorado geschaffen.“

Überall haben sich die Jugendlichen einen schönen Platz für ihr Zelt gesucht, ob im schattigen Wald oder auf den extra angelegten Terrassen am Hang. Eine Gruppe Mädchen darf im Bauwagen schlafen. Der ist bei allen besonders beliebt. An einer Feuerstelle wird jeden Tag von der Kochgruppe ein Essen für alle zubereitet. Am Vormittag und Nachmittag arbeiten alle jeweils zwei Stunden. Die Aufgaben werden demokratisch verteilt.

Mit dem Projekt setzt die Schule die Montessori-Pädagogik um. Demnach sollten Schüler ab der sieben Klasse anders unterrichtet werden, erklärt Uwe Muss. Indem sie sich ausprobieren und sich praktisch betätigen, sollen die Jugendlichen Erfahrungen sammeln, die sie dann beim Lernen weiterbringen.

Vor Ort gibt es natürlich auch Dinge, die einfach gemacht werden müssen, sagt Uwe Muss. „Das ist dann nicht immer nur mit Spaß verbunden.“ Damit meint er das Unkrautzupfen oder Toiletteputzen. Viel lieber bringen die Schüler ihre eigenen Ideen ein. Luca und Jasper haben für die Tischtennisplatte einen neuen Unterbau zusammengeschraubt. Der alte war einfach zu wackelig. Für sie ist der Aufenthalt in Struppen wie Klassenfahrt, nur öfter. „Am schönsten ist es, wenn wir abends alle zusammen am Lagerfeuer sitzen“, sagen sie.

Paula und Indira schrauben indes noch ein paar Bretter an. Dann ist er fertig, der neue Schrank für die Gartengeräte. Die beiden sind gern in Struppen. „Ich liebe hier die frische Luft und die Natur“, sagt Indira. „In der Stadt ist man so eingeengt, das ist hier anders.“ Als baldige Neuntklässlerinnen ist es für die beiden das letzte Mal in Struppen. „Wir würden gern noch öfter hierherkommen“, sagen beide wehmütig.