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Drei Köpfe für den Rabryka-Sommer

Das Fokus Festival ist zwar erst im August, aber schon diese Woche starten in Görlitz Workshops. Fast alles dreht sich um Musik.

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© nikolaischmidt.de

Von Ingo Kramer

Schon mal was von Ableton gehört? Eher nicht. „Wenn die Leute nur von unserem Ableton-Workshop lesen, melden sie sich auch nicht an“, sagt Julius Menschner. Wenn er aber seine Technik rausholt und praktisch zeigt, dass es um Musikproduktion und das Aufnehmen von Songs geht, dann sieht das ganz anders aus, dann füllt sich die Anmeldeliste. Etwa 30 Namen stehen bisher darin – für elf Workshops, die diese und nächste Woche im Gelände der Rabryka – der früheren Hefefabrik – in der Bautzener Straße 32 stattfinden und bei denen sich fast alles um Musik dreht.

Kein Wunder: Julius Menschner (23) und Jonas Winkler (22) sind beide selbst musikalisch aktiv und können deshalb einige Workshops selbst leiten. Sie stammen aus Uhsmannsdorf und Hoyerswerda, studieren in Görlitz Soziale Arbeit im sechsten Semester – und absolvieren seit März ein Praktikum beim Verein Second Attempt, der die Rabryka betreibt. Auch Jessica Züchner hat hier als Praktikantin angefangen – im Jahr 2016. Inzwischen hat die 24-Jährige ihr Kultur- und Management-Studium abgeschlossen und beim Verein eine 30-Stunden-Stelle für kulturelle Bildung erhalten. Mit den beiden Praktikanten ist sie für den Rabryka-Sommer zuständig. Am Freitag gab es einen Abend mit Fahrradkino, am Sonnabend ein Sommerfest – und heute beginnt der zehntägige „Creative Campus“ mit all den Workshops und zwischendrin auch Konzerten und Partys. „Wir machen einiges anders als in den Vorjahren“, sagt Jessica Züchner. Obwohl Graffiti- und Bau-Workshops meist gute Nachfrage hatten, stehen diesmal andere Dinge im Mittelpunkt: „Wir wollen einfach Neues ausprobieren und schauen, wie es angenommen wird.“ Zudem gibt es auf dem Gelände mittlerweile auch das Tonlabor: „Mit dem wollen wir auf jeden Fall zusammenarbeiten und mit unserer Werkstatt auch.“

Bei einem Workshop nächste Woche Montag und Dienstag zum Beispiel soll ein „Berzi Mobil“ gebaut werden: Ein Fahrradanhänger mit integrierbaren Modulen wie Soundsystem, Grill, Kühlung oder einfach Ladefläche, den sich nachher jeder für einen Tag am Berzdorfer See ausleihen kann. Wenn am Ende 40 bis 45 junge Leute an den Workshops teilnehmen würden, wäre Jessica Züchner zufrieden. Nur die bewährten DJ-Workshops finden erneut statt. „Anderes aus den Vorjahren machen wir diesmal vielleicht im Herbst“, sagt sie. Die Rabryka soll schließlich ein Ort für das ganze Jahr sein, nicht nur für den Sommer.

Der „Creative Campus“ endet am 25. Juli, doch schon vom 6. bis 12. August geht es weiter mit der Vorbereitungswoche fürs elfte Fokus Festival, das von einem Kernteam aus etwa 15 jungen Leuten plus externen Helfern vorbereitet wird. Wer Lust hat, bunte Deko, neue Graffiti-Wände, Liegestühle oder eine Wasserrutsche zu bauen, kann sich für die Vorbereitungswoche per E-Mail beim Verein anmelden. „Das haben schon einige Leute getan“, freut sich Jessica Züchner: „Das Fokus Festival ist bei den Leuten bekannt, darauf haben sie Lust.“

Das Festival selbst beginnt am 17. August mit dem Richtfest des neuen Zentrums für Jugend und Soziokultur auf dem angrenzenden Werk-I-Gelände. Der 18. August ist der Haupt-Festivaltag. Dort ist alles dabei: Fünf verschiedene Bühnen mit unterschiedlichen Musikrichtungen, eine Ecke für Urban Gardening, also Stadtgärtnern, eine Ecke für Kinder, eine für Workshops, eine für BMX-Fahrer und Skater.

Auch viele andere Vereine und Initiativen steuern Programmteile bei, etwa das Basta, das Kühlhaus, das Camaleón oder die Stadtbibliothek, die mit dem Erzähltheater in die Rabryka kommt. „Wegen der aktuellen Verkehrssituation mit den Umleitungen für die Bahnhofstraße können wir fürs Fokus Festival keine Straßen sperren“, bedauert Jessica Züchner. So findet diesmal fast alles innerhalb des Rabryka-Geländes und auf dem benachbarten Werk-I-Parkplatz statt. Darüber hinaus soll aber zumindest wieder der Leipziger Platz einbezogen werden, dessen Wände von Künstlern mit Graffiti gestaltet werden. Am 19. August endet das Fokus Festival mit Brunch, Flohmarkt und Familien-Spiele-Nachmittag.

„Voriges Jahr waren etwa 2 000 Leute da, auf ähnlich viele hoffen wir wieder“, sagt die 24-Jährige. Dank mehrerer Förderungen hat das Festival ein Budget von 17 000 Euro, mit dem vor allem Programmpunkte, Honorare und Materialien bezahlt werden können – und die drei Bands Somebody Else, Dirty Feetz und The Rin Tins, die auf der Hauptbühne spielen werden. Inhaltlich wird die Organisation des Fokus Festivals immer leichter, sagt Jessica Züchner: „Wir haben so viel Infrastruktur auf dem Gelände aufgebaut, dass wir uns jetzt vor allem auf das Programm konzentrieren können.“ Für die Besucher ist der Eintritt frei, nur die anschließende Aftershow-Party im Weinhübler Kühlhaus kostet Geld. Dort können Gäste auch gleich zelten.

Anmeldung für die Workshops und die Fokus-Vorbereitungswoche: per E-Mail