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Dresden droht Fluthilfe zu verlieren

Den größten Teil der Schäden muss die Stadt zwar nicht selbst bezahlen, aber reparieren. Und die Zeit drängt.

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© André Wirsig

Von Sandro Rahrisch

Rund 83 Millionen Euro Fluthilfe sind Dresden schon im Herbst letzten Jahres zugesichert worden, doch bisher hat die Stadt nur einen Teil des Geldes abgerufen. Die größten Projekte liegen immer noch auf Eis. Die Fördermittel drohen auszulaufen.

Das Juni-Hochwasser 2013 hatte an der Österreicher und der Wehlener Straße die Gleise unterspült. Schwere Schäden hinterließ die Flut auch an der Berthold-Haupt-Straße in Kleinzschachwitz. „Auf einer Strecke von etwa 300 Metern können die Straßenbahnen bis heute mit nur zehn Kilometern pro Stunde fahren“, sagt Falk Lösch, Sprecher der Dresdner Verkehrsbetriebe. Dieses Tempo sei alles andere als fahrgastfreundlich.

Eigentlich sollte die Straße um 60 Zentimeter angehoben werden, um sie vor einem neuen Hochwasser zu sichern. So steht es im Wiederaufbauplan, den die Stadt letztes Jahr im Eiltempo aufgestellt hat. Bund und Länder hatten einen Fluthilfefonds in Milliardenhöhe organisiert. Wer davon etwas abhaben wollte, musste alle Schäden bis Ende Juli einschätzen, dokumentieren und von einem Gutachter prüfen lassen. Für die Sanierung der Österreicher und der Wehlener Straße sagte der Freistaat rund 9,3 Millionen Euro zu, für die B.-Haupt-Straße weitere 4,6 Millionen Euro – zusammen also 13,9 Millionen Euro.

Das Geld liegt, aber nicht für ewig: Die Stadt muss alle Projekte bis Mitte 2015 anmelden und bis Ende 2017 fertigbauen – sonst verfallen die Fördermittel. Das ist auch Straßenbauamtschef Reinhard Koettnitz bewusst. „Wir haben mit einigen Maßnahmen durchaus Probleme“, sagt er. Die Planungen für die Österreicher, die Wehlener und die B.-Haupt-Straße seien angelaufen und müssten bis nächstes Jahr sehr weit vorangetrieben werden. Wenn sich langwierige Genehmigungs- und Feststellungsverfahren daran anschließen sollten, sei es schwierig, alles bis Ende 2017 zu schaffen. „In diesem Fall hoffe ich, dass die Frist als Ausnahmefall verlängert werden wird, so wie nach der Flut 2002.“

Zumindest jetzt stehen die Zeichen dafür schlecht. „Auf eine Verlängerung der Fristen läuft es derzeit nicht hinaus“, sagt Beate Bartsch, Sprecherin der Sächsischen Aufbaubank (SAB), die für die Bearbeitung der Förderanträge mit zuständig ist. Nur Bund und Länder gemeinsam könnten einen Aufschub gestatten. Der Dresdner Wiederaufbauplan umfasst insgesamt 270 Flutschäden, die behoben werden sollen.

Noch nichts passiert ist auch an der Prießnitzbrücke an der Bautzner Straße. Dem seit Jahren maroden Bauwerk hatte das Hochwasser den Rest gegeben. Ursprünglich ging die Stadt davon aus, dass die Flut einen Schaden von 1,64 Millionen Euro an dem Bauwerk hinterließ. Ob der Zustand tatsächlich ganz auf das Konto der Naturkatastrophe geht, ist allerdings fraglich. Die Schadenssumme musste deshalb nach unten korrigiert werden, auf 1,5 Millionen Euro. Während die Arbeiten für eine neue Prießnitzbrücke weiter oben in Weißig am 10. Juni beginnen sollen, steht die Erneuerung an der Bautzner Straße noch aus, obwohl auch für dieses Projekt schon Fluthilfe bereitsteht.

Angepackt hat die Stadt dagegen die Schäden im Sportpark am Ostragehege, den die Elbe geflutet hatte. Bei einem der Kunstrasenplätze rollte die Wucht des Wassers die gesamte Deckschicht auf, bei einem anderen spülte sie das Granulat heraus. Kurz nachdem die Elbe ihren Höchststand erreicht hatte, schätzte Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU) den Schaden am gesamten Sportpark auf rund vier Millionen Euro ein, dem Freistaat wurden später rund 2,3 Millionen gemeldet. Tatsächlich sind es laut Stadtverwaltung heute 1,6 Millionen Euro. Die gemeldete Schadenssumme war eine Schätzung, so das Rathaus. Durch Eigenleistungen des Eigenbetriebs Sportstätten seien die Reparaturen günstiger ausgefallen als angenommen. Anfang Juli sollen die Arbeiten größtenteils abgeschlossen sein. Lediglich eine Laufbahn und einige Wege müssen noch instand gesetzt werden.

Schon wieder für Badegäste geöffnet ist das Stauseebad Cossebaude. Das Umkleidehaus stand vor einem Jahr bis zur Decke unter Wasser, Nichtschwimmerbecken und Spielplatz waren geflutet. Dank der Fluthilfe konnten von den verschlammten Wiesen zehn Zentimeter Erde abgetragen und 2.500 Quadratmeter neuer Rollrasen gelegt werden. Die Wände in den Umkleideräumen sind jetzt abwischbar, im Duschbereich sogar gefliest.

Die Stadt hatte die Reparaturkosten auch in diesem Fall höher eingeschätzt, nämlich auf 1,5 Millionen Euro. Am Ende waren es 500.000 Euro. „Die ersten Schätzungen mussten damals schnell vorgenommen werden, ich bin froh, dass wir weniger Geld gebraucht haben“, sagt Bäderchef Matthias Waurick.