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Dresden spricht Tacheles – Leipzig macht Druck

Hunderte Initiativen sind in Sachsen in der Flüchtlingshilfe aktiv. Vom kleinen Handarbeitskreis bis zu großen Hilfswerken und -organisationen. Ende April wollen sie zusammenkommen.

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Dresden. Die sächsischen Willkommensinitiativen wollen sich Ende April in Dresden zu einer großen Konferenz treffen. Eingeladen sind rund 300 mit der Flüchtlingshilfe befasste Initiativen und Organisationen aus dem Freistaat. Er rechne mit etwa 500 Teilnehmern, sagte Eric Hattke, Sprecher des Netzwerks „Dresden für Alle“, das die Konferenz „Tacheles“ veranstaltet.

Auch an die Mitglieder der Staatsregierung seien Einladungen gegangen. Integrationsministerin Petra Köpping (SPD) habe bereits zugesagt. „Es geht uns um die Ziele: Erfahrungsaustausch, Wissenstransfer, Vernetzung und die Formulierung politischer Forderungen“, sagte Hattke.

Zeitgleich will in Leipzig am 30. April eine Konferenz von Antirassisten Forderungen „für ein anderes Sachsen“ erarbeiten. Der Freistaat sei durch rassistische Übergriffe, Kriminalisierung von Engagierten gegen Rassismus und menschenverachtende Stimmungsmache gegen Zufluchtssuchende „längst zu einer Chiffre für unhaltbare Zustände geworden“, erklärte die Initiative „Druck! Machen“. Auch Landtags- und Bundestagsabgeordnete sowie Gewerkschaften und Kirche würden die Konferenz unterstützen.

Getreu dem Motto „Tacheles“ soll laut Hattke bei dem Dresdner Treffen Klartext geredet werden. „Wir wollen der Politik Gelegenheit zum Zuhören und den Initiativen zum Reden bieten. Deshalb sei die Teilnahme möglichst vieler Regierungsmitglieder „wichtig und wünschenswert“.

Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU), dem Hattke bereits Ende Februar bei einer Dankesfeier der Staatsregierung für Flüchtlingshelfer im Namen von über 70 Initiativen und rund 600 Einzelpersonen einen offenen Brief übergeben hatte, wird nicht dabei sein. In dem Brief hatten die Unterzeichner neben einer klaren Positionierung gegen fremdenfeindliche Hetze auch eine stärkere Einbindung in die Flüchtlings- und Integrationspolitik der Regierung gefordert.

„Der Ministerpräsident befindet sich am 30. April auf einer Reise nach Südkorea und Singapur und kann leider nicht teilnehmen“, sagte Regierungssprecher Christian Hoose. Gleichwohl werde die Staatsregierung ihre bereits im November vergangenen Jahres begonnenen Integrationsgespräche mit Wirtschaft, Gewerkschaften, Religionsgemeinschaften, Hochschulen und Hilfsorganisationen fortsetzen. An einem noch im zweiten Quartal geplanten Treffen würden dann auch die Initiativen beteiligt.

Die Politik könne von dem bei der Konferenz versammelten Expertenwissen nur profitieren, sagte Hattke. „Die Leute, die da zusammenkommen, sind Leute, die uneigennützig anpacken. Das fängt an beim kleinen Strickkreis, in dem sich Frauen mit Geflüchteten zur Handarbeit zusammensetzen, und geht hin bis zu Organisation mit Hunderten Mitgliedern, die sachsenweit agieren. Deshalb ist es eine Konferenz der Macher - derjenigen, die Integration betreiben.“ (dpa)