SZ + Dresden
Merken

Dresdner Heide: Tiere leiden unter Besuchermassen

Im Lockdown nutzen Viele das Winterwetter, um im Wald Ski zu fahren oder Spazieren zu gehen. Jeder Winkel wird erkundet. Mit fatalen Folgen für Tiere.

Von Kay Haufe
 3 Min.
Teilen
Folgen
Rotwild, wie hier im Wildpark Osterzgebirge Geising aufgenommen, leidet derzeit sehr in der Heide, weil es ständig von Besuchern aufgeschreckt wird.
Rotwild, wie hier im Wildpark Osterzgebirge Geising aufgenommen, leidet derzeit sehr in der Heide, weil es ständig von Besuchern aufgeschreckt wird. © Egbert Kamprath

Dresden. Selten war sie so voll wie seit zwei Monaten: die Dresdner Heide ist eines der beliebtesten Ausflugsziele in der Stadt geworden.

Kein Wunder, gibt es doch hier genügend Wanderwege, die für die meisten Dresdner noch im 15-Kilometer-Radius von Zuhause liegen. Und Bewegung an der frischen Luft hilft gegen den Corona-Blues im Home Office oder der Kurzarbeit.

Für die Wildtiere sind die Unmengen an Waldbesuchern aber derzeit ein Problem. "Das liegt daran, dass wirklich jedes Fleckchen in der Heide ausgekundschaftet wird, ob zu Fuß oder mit Skiern", sagt Heiko Müller, der beim Staatsbetrieb Sachsenforst für die Dresdner Heide zuständig ist.

Im Winter, und insbesondere bei den jetzigen starken Minusgraden, versucht das Wild seinen Energiehaushalt abzusenken, in dem es sich an geschützten Stellen kaum bewegt.

Doch in dieser Ruhephase werden Rehe, Rot- und Damwild sowie Wildschweine in der Heide ständig gestört. "Die Waldbesucher halten sie in dauernder Bewegung", hat Müller festgestellt.

Müller appelliert: Auf den Hauptwegen bleiben

Er bittet die Heidebesucher deshalb, möglichst auf den Hauptwegen zu bleiben. "Man muss nicht noch die letzte Schneise runterfahren, nur weil dort schon eine Skispur zu sehen ist."

Für die Tiere sei es der blanke Stress, ständig ausweichen zu müssen. "Derzeit haben wir das Gefühl, in der Heide ist mehr los als auf dem Altmarkt", sagt Müller. Was grundsätzlich kein Problem sei, wenn alle etwas Rücksicht nähmen.

Besonders gefährlich sei es bei den niedrigen Temperaturen, wenn Wild von freilaufenden Hunden gehetzt wird. "Diese Anstrengung ist dann nur schwer kompensierbar, Hundebesitzer sollten dies im Hinterkopf haben."

Wildtiere müssen nicht gefüttert werden

Grundsätzlich müsse für die Wildtiere bei diesen Schneemengen noch nicht zugefüttert werden. "Der Schnee ist leicht und nicht verharscht, den kratzen die Tiere weg", ist Müller überzeugt. Zudem finden sie noch Blätter an Himbeer- und Brombeersträuchern.

Für einige Arten, die gar nicht gern in der Heide gesehen sind, könnten die Minusgrade ebenfalls kein Segen sein. Müller denkt dabei an den Eichenprozessionsspinner oder die Auwaldzecke, beide stammen aus südlicheren Gefilden und breiten sich aufgrund der Klimaerwärmung immer mehr in Deutschland aus.

"Wir werden sehen, wie die mit dem Frost zurechtkommen. Vielleicht gibt es jetzt eine natürliche Eindämmung dieser schädlichen Insekten." Die Brennhaare der Raupen des Eichenprozessionsspinners sind für Mensch und Tier gefährlich und lösen allergische Reaktionen aus.

Die Auwaldzecke kann neben der für Hunde gefährlichen Babesiose (Hundemalaria) vor allem das für den Menschen gefährliche Fleckfieber übertragen.

Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter "Dresden kompakt" und erhalten Sie alle Nachrichten aus der Stadt jeden Abend direkt in Ihr Postfach.

Mehr Nachrichten aus Dresden lesen Sie hier.