Manga trifft auf Trödel: Japan-Festival und Markt am Haus der Presse in Dresden
Dresden. Wer kennt die Dame nicht? Gestatten: Elsa, Elsa von Arendelle, Prinzessin. Elsa steht an diesem sonnigen Vormittag auf dem Hof des Hauses der Presse und hat gute Laune. Im normalen Leben ist sie eine 23 Jahre alte junge Frau aus der Nähe von Dresden, sie heißt dann Lara, ihr bürgerlicher Name. Aber wer will das schon immer so? Und darum ist Elsa jetzt hier und Lara tritt für eine Weile zurück hinter die fiktive Figur.
Cosplay, so nennt sich diese Lust am Rollentausch, ist eine aus Japan stammende Art der Vollverkleidung, die mit dem Erfolg der Mangas auch nach Europa und Amerika gekommen ist. Dabei schlüpfen Fans in die Rolle von computeranimierten Figuren aus Mangas, Animes, Comic, aber auch Videospielen und Fantasyfilmen. Elsa also ist die Prinzessin aus dem Welthit „Die Eiskönigin“.
Und sie hat jede Menge Gesellschaft an diesem Tag: Im um das Haus der Presse herum wimmelt es bunt. Für ein Wochenende verwandelt sich der Parkplatz hinter dem Dresdner Medienhaus in einen Sammelpunkt für Trödelfreunde und Kulturliebhaber - und diesmal eben auch für Mangafans.
Mit dem Start der Open-Air-Saison für den Kunst-, Antik- und Trödelmarkt findet hier seit Samstagvormittag ein Japanfestival statt, das viele in gut gelaunte Aufregung versetzt. An beiden Tagen präsentieren sich Künstler, Zeichner, Händler und Vereine mit Bezug zu Japan, Korea und Asien. Es gibt Stände und Attraktionen. Und eben Fans. Gekommen sind Hunderte.
Auch der 17-jährige Kevin in der Rolle des Sans aus dem Computer-Rollenspiel "Undertale". Kevin sieht nicht so hell und gut gelaunt aus wie Lara. Eine Maske verdeckt seinen gesamten Kopf, die Kleidung ist dunkel. Dabei gibt es Grund zur Freude. Man tauscht sich aus und spielt, feiert sich – und genießt.
Mit dabei an diesem Wochenende sind etwa die Deutsch-Japanische Gesellschaft Dresden (DJG), das Yakibike mit asiatischen Speisen, aber auch die Eventlocation „Nerdpol“ mit Retro-Gaming-Konsolen, der Verein „Cernos Miya“ mit traditionellen japanischen Obon-Tänzen und der Cosplay Stammtisch Dresden. Dazu das „Date Animexx Treffen Dresden“ sowie die Veranstalter der „DeDeCo“, die einmal im Jahr Teile der Dresdner Messe in einen Fantasy-Ort verwandelt. Projektleiter Jörg Korczynsky wird am Sonntagnachmittag zufrieden sein. 5.000 Besucher wird er dann gezählt haben, 40 Aussteller und Anbieter zum Japanfestival und 60 Händler auf dem Trödelmarkt.
Während die Sonne an diesem Wochenende vom Himmel scheint, gibt es für alle eine Fotoecke, um Erinnerungen zu bündeln. Kimonos finden sich, Stofftiere und jede Menge fantasiereiche Cosplay-Kostüme, erstaunliche Outfits, Witziges und manchmal auch Bizarres. Und all das bei Weitem nicht nur von Kindern und Jugendlichen. Cosplay, das kleine bisschen Weltflucht, gönnen sich auch Erwachsene.
Kevin ist noch nicht so weit. Trotzdem ist er mit Kumpels von außerhalb gekommen und freut sich, hinter seiner Ganzkopfmaske unsichtbar zu bleiben. Einfach ein bisschen posieren, den frühen Sommertag genießen. Auch das kann Cosplay sein. So einfach. So märchenhaft. (SZ)