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Was ein Bushido-Mercedes mit dem Einbruch ins Grüne Gewölbe zu tun hat

Während im Dresdner Prozess um die sächsischen Diamanten Sitzungstage platzen, gibt es unerwartete Neuigkeiten aus einem Clan-Prozess in Berlin.

Von Alexander Schneider
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Mit einem solchen Mercedes GLS 350d, der einst Bushido gehörte, sollen drei der sechs Angeklagten aus dem Remmo-Clan im September 2020 unterwegs gewesen und von der Polizei gestoppt worden sein – R., A. und B. Remmo (von oben nach unten).
Mit einem solchen Mercedes GLS 350d, der einst Bushido gehörte, sollen drei der sechs Angeklagten aus dem Remmo-Clan im September 2020 unterwegs gewesen und von der Polizei gestoppt worden sein – R., A. und B. Remmo (von oben nach unten). © imago images/Saumya Khandelwal, xcitepress, Polize

Dresden/Berlin. Die Hauptverhandlung am Landgericht Dresden um den Einbruch ins Grüne Gewölbe befindet sich noch in der Aufwärmphase. Nach dem Prozessauftakt Ende Januar hat erst ein weiterer Sitzungstag stattgefunden. Richter, Staatsanwälte und die sechs Angeklagten mit ihren 14 Verteidigern sind noch dabei, sich besser kennenzulernen. Klar ist nur, dass die Beweisaufnahme wohl länger dauern könnte als die von der Jugendkammer anberaumten 50 Sitzungstage bis Ende Oktober.

Schon zum Auftakt zogen die Verteidiger der Angeklagten, die alle zur Berliner Remmo-Familie gehören, die Ermittlungen ins Lächerliche und stellten mehrere, teils kuriose Anträge, um das Gericht unter Druck zu setzen. Vergangene Woche hätte sich das wohl so fortgesetzt. Doch beide Sitzungstage fielen coronabedingt ins Wasser. Mindestens einer, möglicherweise sogar mehr Angeklagte waren positiv getestet worden.

Abou-Chacker versus Bushido

Während das Programm also ruht, sorgten dieser Tage überraschende Neuigkeiten aus der Hauptstadt für Schlagzeilen im Fall des Dresdner Schmuckdiebstahls – ausgerechnet in einem Clan-Prozess am Landgericht Berlin.

Bereits seit Mitte 2020 wird dort gegen vier Brüder der Familie Abou-Chacker verhandelt, es geht unter anderem um Vorwürfe wie Freiheitsberaubung, gefährliche Körperverletzung und räuberische Erpressung. Opfer ist der bekannte Rapper Bushido, der von Arafat Abou-Chacker, dem angeblichen Clanchef, bis Ende 2017 gemanagt worden war.

Rapper Bushido - hier bei einem Gerichtsprozess im Jahr 2020. Kann sein damaliger SUV neue Erkenntnisse im Prozess um den Diebstahl im Grünen Gewölbe liefern?
Rapper Bushido - hier bei einem Gerichtsprozess im Jahr 2020. Kann sein damaliger SUV neue Erkenntnisse im Prozess um den Diebstahl im Grünen Gewölbe liefern? © Paul Zinken/dpa (Archiv)

Weil sich der Musiker von seinem langjährigen Geschäftspartner habe trennen wollen, sei es zu einer Auseinandersetzung gekommen, in deren Verlauf Bushido in einem Keller eingesperrt, bedroht und unter anderem mit einem Stuhl attackiert worden sein soll. Nach Medienberichten hat der Anwalt des Nebenklägers Bushido einen Mercedes GLS 350d ins Spiel gebracht.

Mit diesem Geländewagen sei Bushido zu Abou-Chaker nach Berlin-Treptow gefahren. Die Auswertung der GPS-Daten des SUV könnte helfen, die Dauer von Bushidos Aufenthalt zu bestimmen. Laut dem Bushido-Anwalt soll der Mercedes Jahre später von Angehörigen des Remmo-Clans genutzt worden sein. Im September 2020, also ein knappes Jahr nach dem Einbruch ins Grüne Gewölbe, habe es etwa eine Türkei-Reise gegeben.

Was verraten die GPS-Daten?

Auf der Fahrt sei das Auto am 17. September 2020 nachts in Prag von der Polizei gestoppt und die Insassen kontrolliert worden. Bei den Männern habe es sich nach Angaben des Spiegel um drei Remmo-Angeklagte gehandelt – drei der sechs mutmaßlichen Einbrecher, denen gerade am Landgericht Dresden der Prozess gemacht wird.

Die GPS-Datensätze aus dem Mercedes GLS befänden sich aus diesem Grund bei Ermittlern in Dresden, nach Angaben der Staatsanwaltschaft Berlin sogar schon „seit Langem“. Gegenüber der Sächsischen Zeitung machte die Staatsanwaltschaft Dresden dazu mit Verweis auf laufende Ermittlungen keine Angaben.

Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass die GPS-Daten des ehemaligen Bushido-Benz auch im Dresdner Prozess eine Rolle spielen werden. Doch so weit ist die Beweisaufnahme noch lange nicht. Diese Woche hätten Wachbedienstete vom Grünen Gewölbe und der Semperoper als Zeugen vernommen werden sollen, außerdem vier Polizisten, die am 25. November 2019 kurz nach 5 Uhr als Erste am Tatort waren.

Der nächste Sitzungstag des Dresdner Prozesses ist für den 8. März geplant – wenn keine Infektion dazwischenkommt.