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Wie Dresdens Hauptstraße wieder attraktiver werden soll

Zwei neu hergestellte Skulpturen schmücken jetzt die Flaniermeile Hauptstraße in Dresden. Bald soll auch ein Brunnen wieder sprudeln.

Von Kay Haufe
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Die Skulptur "Achitektur" schmückt gemeinsam mit der Figur "Das Lied" seit wenigen Tagen wieder die Hauptstraße.
Die Skulptur "Achitektur" schmückt gemeinsam mit der Figur "Das Lied" seit wenigen Tagen wieder die Hauptstraße. © Marion Doering

Dresden. 14 Jahre lang waren sie von der Mittelachse der Hauptstraße verschwunden. Nur ihre leeren Sockel waren noch zu sehen. Jetzt schmücken sie wieder die Flaniermeile: die beiden Sandsteinskulpturen "Architektur" und "Das Lied". Sie ergänzen die bereits im September 2023 aufgestellte Figur "Archäologie".

2014 wurden die barocken Skulpturen von den Sockeln gehoben, weil sie so fragil waren. Die Luftverschmutzung hatte dem weichen Sandstein zugesetzt. Die Skulpturen wurden im Lapidarium in der Zionskirche eingelagert.

Die Denkmalschutzbehörden von Stadt und Freistaat entschieden, Kopien der Skulpturen zu fertigen. Das hat Bildhauer Sebastian Hempel von der Steinbildhauerei Hempel GmbH Dresden mit seinen Kollegen übernommen. Am Dienstag haben sie die zwei neuen Skulpturen "Das Lied" und "Architektur" aus hellem Cottaer Sandstein aufgestellt.

Möglich wurde das durch Geld aus dem Fonds des ehemaligen DDR-Parteivermögens für Sachsen (das sogenannte PMO-Vermögen). Welche Projekte damit ermöglicht werden, darüber entscheiden die Landtagsfraktionen der sächsischen Regierungskoalition. Einer, der sich dafür eingesetzt hat, dass damit die Herstellung der Skulpturen ermöglicht wird, ist Thomas Löser, Landtagsabgeordneter der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

"Dresden lebt von den architektonischen und künstlerischen Highlights. Die Statuen auf der Hauptstraße sind Teil der Stadtgeschichte", sagt er. Durch die Skulpturen werde die Hauptstraße weiter aufgewertet, was auch den Geschäften vor Ort zugutekomme.

Die zuerst zurückgekehrte Figur "Archäologie" wurde für 55.000 Euro neu hergestellt, die der Stadtbezirksbeirat Neustadt zur Verfügung gestellt hatte.

Einst standen die Figuren im Zwinger

Die Original-Skulpturen wurden zwischen 1785 und 1790 von Johann Baptist Dorsch, Thaddäus Ignatius Wiskotschill, Johann Ferdinand Feige und 1890 von Ernst Hänel zur Verzierung des Dresdner Zwingers angefertigt. Im Zuge der Neugestaltung der Hauptstraße in den 1980er Jahren wurden die acht barocken Skulpturen "Urania", "Das Lied", "Die Nacht", "Hekate", "Bildhauerei", "Malerei", "Archäologie" und "Architektur" dort aufgestellt. Sieben der Kunstwerke sind Originale vom Zwinger und wurden dort in den 1920er Jahren durch Kopien ersetzt. Die achte Figur, die „Urania“, ist bereits eine Nachempfindung.

Für das komplette Projekt "Straße der Befreiung", die heutige Hauptstraße, einschließlich der mit den Skulpturen bestückten Rondelle, erhielt die Projektgruppe unter Leitung des Landschaftsarchitekten Günter Kretzschmar den Nationalpreis der DDR. Das Aufstellen der Kunstwerke auf der Hauptstraße war eine bewusst gewählte Wertschätzung der Barockstadt Dresden. So sollte das Flair der barocken Altstadt auf die Neustädter Seite herübergetragen werden, eine Verbindung entstehen.

Kreative gegen Leerstand

Heute hat die Hauptstraße indes mit einigen Problemen zu kämpfen. Zwar ist sie als Flaniermeile gerade jetzt mit den blühenden Krokussen immer noch attraktiv, doch ihre Händler leiden unter zahlreichen Problemen. Leerstand macht dies deutlich.

Die Stadt hat versucht, mit einem Pop-up-Store für Kunst entgegenzusteuern. Vom 7. November bis zum 30. Dezember 2023 war mit dem "Offline-Shop Dresden" ein Marktplatz für die kreative Szene in der Hauptstraße 42 bis 44 vertreten. 79 Künstlerinnen und Künstler aus Dresden und Umgebung boten dort ihre Werke an, alle 6.110 Produkte wurden verkauft. Der Gesamtumsatz von fast 80.000 Euro übertraf deutlich die Erwartungen des Kreativ-Teams, das den Shop ins Leben gerufen hat. Es gab großes positives Feedback, auch für die Workshops, Filmabende und das Konzert. In diesem Jahr soll die Aktion fortgesetzt werden.

Dresdens traurigster Brunnen am Jägerhof

Doch neben dieser schönen Entwicklung auf der Hauptstraße wartet ein Zeugnis der Ostmoderne gar nicht weit davon entfernt seit Jahren darauf, dass es erneuert wird. Der Keramikbrunnen "Blütenbaum" steht zwischen dem Jägerhof und dem Durchgang zum Neustädter Markt. 1979 wurde er von der Künstlerin Eva Peschel als sogenannte Kunst am Bau geschaffen. Der Brunnen ist als Keramikskulptur einer Blume nachempfunden, aus deren Stempel Wasser wie Blütennektar fließt. Peschel hat sich dazu wohl auch von den umstehenden Kirschbäumen inspirieren lassen, als sie in Blüte standen.

Heute ist der denkmalgeschützte Brunnen nur noch ein Schatten seiner selbst, Wasser fließt darin schon seit 2010 nicht mehr. Lose Keramikteile wurden abgebaut, ein Bauzaun ringsum soll vor Vandalismus schützen. Eigentümer ist der Freistaat Sachsen. Der plant jetzt auch die Sanierung des Brunnens, zuvor hat es restauratorische Untersuchungen gegeben. "Hervorzuheben ist, dass der Keramikbrunnen als Einzeldenkmal und sein Umfeld als Sachgesamtheit unter Denkmalschutz stehen. Daher geplante Baumaßnahmen sind entsprechend sensibel geplant und auszuführen", schreibt eine Sprecherin des Sächsischen Immobilen- und Baumanagements (SIB). Wann Baubeginn sein soll, dazu könne man jetzt noch nichts sagen.

Momentan werde die Entwurfsplanung für den Brunnen und sein Umfeld fertiggestellt. Mitte des Jahres soll es dazu eine Vorlage für den Landtag geben. Genaue Zeitabläufe könnten erst nach Vorlage der Bauunterlagen erfolgen.

Trauriger Anblick: Am Keramikbrunnen "Blütentraum" am Jägerhof wurden bereits lose Teile abgenommen. Ein Bauzaun schützt vor Vandalismus.
Trauriger Anblick: Am Keramikbrunnen "Blütentraum" am Jägerhof wurden bereits lose Teile abgenommen. Ein Bauzaun schützt vor Vandalismus. © Marion Doering

Krachtbrunnen soll 2025 wieder sprudeln

Da sind die Arbeiten am ebenfalls lange trocken liegenden östlichen Krachtbrunnen am Neustädter Markt schon deutlich weiter. Seit Mitte Februar wird der vom Dresdner Maler und Grafiker Friedrich Kracht 1979 entworfenen Brunnen, der ein Pendant auf der westlichen Seite des Marktes hat, erneuert. Er soll im Frühjahr 2025 wieder sprudeln. Auch das unmittelbare Brunnenumfeld wird unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten wiederhergestellt.

Am östlichen Krachtbrunnen haben die Arbeiten zur Erneuerung begonnen.
Am östlichen Krachtbrunnen haben die Arbeiten zur Erneuerung begonnen. © Marion Doering

Dabei wird die äußere Beckeneinfassung originalgetreu nachgefertigt und die nicht mehr verwendbare Wassertechnik ersetzt. Rund 2,05 Millionen Euro wird dies voraussichtlich kosten, 500.000 Euro gab es an Fördermitteln aus dem Sonderprogramm Denkmalpflege.