Dresden. Der Wettbewerb zur Neugestaltung des Königsufers und des Neustädter Marktes hat bundesweit für Aufsehen gesorgt. Die große Bürgerbeteiligung am Verfahren könnte beispielgebend werden. Angesichts dieses außergewöhnlichen Standortes war sie eine geeignete Möglichkeit, einen Konsens mit einer großen Mehrheit der Dresdner zu erzielen. Besonders wichtig in der ehemaligen Residenzstadt, wo neue Bauvorhaben stets kontrovers diskutiert werden.
Im Februar 2019 wurde der Entwurf der Berliner Architekten Bernd Albers und Günther Vogt zum Sieger gekürt. Nun wird seit vergangenem Jahr am Vorentwurf des Bebauungsplanes gearbeitet. Wie geht es jetzt weiter?

Das ist der Zeitplan für das Königsufer
Zunächst einmal hatte sich der Stadtrat dagegen ausgesprochen, den Neustädter Markt mit weiteren Häusern zu bebauen, wie es eigentlich in der Ausschreibung zum Wettbewerb gefordert war und wie es im Siegerentwurf auch vorgesehen ist. Deshalb ist die Gestaltung des Areals rund um den Goldenen Reiter verschoben worden. "Da die Flächen des Neustädter Markts städtisches Eigentum sind, drängt uns nichts. An diesem sensiblen Bereich werden wir nicht vorschnell vorgehen", sagt der frühere Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne). Dort gilt auch abzuwarten, ob das Landesamt für Denkmalpflege die jetzige Anlage aus DDR-Zeiten schützen will. Die Brunnen hat es bereits unter Denkmalschutz gestellt.
Derzeit laufen die Arbeiten für das Königsufer und den Bereich zwischen Blockhaus und dem Bilderberg Hotel Bellevue. Momentan wird nach Aussage des Stadtplanungsamtes die öffentliche frühzeitige Beteiligung zum Bebauungsplan-Vorentwurf vorbereitet. Das Büro von Bernd Albers hat daran im Vorjahr mitgearbeitet, sagt der Architekt. Die Beteiligung soll im ersten Halbjahr 2021 stattfinden. Das ist der erste Schritt zu einem rechtskräftigen Bebauungsplan, der nach bisherigen Erfahrungswerten in rund drei Jahren fertig sein könnte.
Erst dann kann gebaut werden. Realistisch wäre das nach heutigem Sachstand wahrscheinlich ab 2025. Geplant ist, zwischen Blockhaus und Bellevue die im Krieg zerstörten barocken Bürgerhäuser als Leitbauten zu rekonstruieren.
Grundstückseigentümer sollen Architektenwettbewerbe ausloben
Die Flächen am Königsufer befinden sich in Privatbesitz. Derzeit gibt es dort zwischen dem Finanzministerium und dem Biergarten am Narrenhäusl einen Platz für Wohnmobile, aber die Grundstückseigentümer stehen in den Startlöchern, um neu zu bauen. Sie waren in den Wettbewerb einbezogen und werden auch jetzt über alle Schritte informiert.
Im Sommer 2019 wechselten einige der Filetstücke bei einer Versteigerung den Besitzer. Unter anderem hat die KIB-Gruppe aus Nürnberg Flächen erworben. Sie ist in Dresden keine Unbekannte, hat bereits das Moritzhaus am Neumarkt gebaut. Interessant: An allen Grundstücken waren die Nachfahren der berühmten Dresdner Bankiersfamilie Arnhold Miteigentümer.
Der Wunsch der Stadt ist es, dass die Grundstückseigentümer nach Erstellung des Bebauungsplanes Architektenwettbewerbe ausloben, um bestmögliche Ergebnisse für diesen sensiblen Standort gegenüber der Brühlschen Terrasse zu erhalten. Das beruht allerdings auf Freiwilligkeit der Flächenbesitzer. Auch Investor Frank Wießner, der das Narrenhäusel an der Augustusbrücke wieder aufbauen will, musste einen Architekturwettbewerb starten.
Möglich wäre es, dass alle drei Preisträger des Wettbewerbes durch die privaten Bauherren zur Entwicklung ihrer Vorhaben einbezogen werden. Der Stadtrat hatte sich dafür ausgesprochen, alle drei Preisträger in die weitere Planung angemessen einzubinden.
Das Stadtplanungsamt prüft gerade eine Einbeziehung des zweitplatzierten Entwurfes zugunsten der Entwicklung von Prämissen zur Gestaltung, also einem Gestaltungshandbuch zum Bebauungsplan. Die Gesellschaft Historischer Neumarkt (GHND) hatte ihn visualisieren lassen.

Große Meißner Straße kann zum Problem werden
Die vierspurige Große Meißner Straße trennt das Königsufer vom Neustädter Markt. Die breite mehrspurige Straße mit eigenem Gleisbett ist riesig. Sie neu zu gestalten, ist die größte Hürde im Verfahren. Die Stadt hat parallel zu den Neustädter-Markt-Plänen die Verkehrsführung von Großer Meißner und Köpckestraße überprüfen lassen. Verkehrsanalysen hätten gezeigt, dass eine überbreite Spur pro Richtung ausreicht, hatte der ehemalige Baubürgermeister Schmidt-Lamontain noch vor einem Jahr gesagt.
Doch allein auf der Köpckestraße sind 27.500 Fahrzeuge unterwegs, es hätte gravierende Auswirkungen auf andere Trassen, wenn die Große Meißner Straße viel schmaler würde. Deshalb wird im Auftrag des Stadtrats auch eine Tunnelvariante mit Einfahrten am Japanischen Palais und am Finanzministerium geprüft.
Vonovia-Wohnhäuser sollen erneuert werden
Dem Großvermieter Vonovia gehören die Plattenbauten am Neustädter Markt. Während einige bereits saniert sind, ist an anderen noch kaum etwas nach der DDR-Zeit modernisiert worden. Die Vonovia hatte ihre Mieter dort befragt, was sie sich für ihre Wohnungen wünschen. Im Ergebnis wurden in den Häusern Neustädter Markt 11 bis 14 die Elektro-Anlagen außerhalb der Wohnungen instand gesetzt und innerhalb neue Wasserleitungen eingebaut. Die Bestände sollen nun weitergehend erneuert werden, ohne dass es eine Luxussanierung wird. Bezahlbare Mieten seien oberste Prämisse, hatte die Vonovia versichert.
Mehr Infos unter www.dresden.de/koenigsufer