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Dresdner Diakonie: "Unsere Angebote richten sich an alle Menschen, unabhängig von Alter, Religion und Nationalität"

Die beiden Diakonie-Geschäftsführer Thomas Slesazeck und Sven Marschel über die Großdemo gegen Rassismus, Personalmangel in der Pflege und fehlende Schulplätze für geflüchtete Kinder.

Von Julia Vollmer
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Die beiden Diakonie-Geschäftsführer Thomas Slesazeck (l.) und Sven Marschel sprechen über das Jubiläum der Diakonie und die aktuellen Herausforderungen.
Die beiden Diakonie-Geschäftsführer Thomas Slesazeck (l.) und Sven Marschel sprechen über das Jubiläum der Diakonie und die aktuellen Herausforderungen. ©  Christian Juppe

Dresden. Im Januar sprach Pfarrer Thomas Slesazeck, Geschäftsführer der Diakonie, neben vielen anderen Rednern bei der großen Demonstration gegen Rassismus und für Menschenwürde in Dresden. "Wir sind heute nicht gegen, sondern für etwas unterwegs gewesen. Wo auch immer wir herkommen. Wir stehen für Toleranz, Gemeinschaft und Nächstenliebe", sagte er damals. Im Gespräch mit Sächsische.de sprechen Thomas Slesazeck und sein Co-Geschäftsführer Sven Marschel darüber, warum ihnen die Demo-Teilnahme wichtig war und wo sie aktuell Herausforderungen für die Diakonie sehen.

Pfarrer Slesazeck, Sie haben im Januar bei der großen Demonstration für Menschenrechte und gegen Rassismus gesprochen. Warum haben Sie sich dort so klar positioniert?

Thomas Slesazeck: Wir haben intern vorher viele Gespräche dazu geführt und uns dafür entschieden, dort als Diakonie Dresden vertreten zu sein. Unsere Angebote richten sich an alle Menschen, unabhängig von Alter, Religion und Nationalität. Wir machen uns stark für demokratische Werte, weil sie unserem christlichen Leitbild entsprechen.

Mit der Diakonie engagieren sich auch in der Hilfe für geflüchtete Menschen, speziell für Kinder und Jugendliche in Dresden. Was sind die großen Probleme dabei?

Sven Marschel: Wir betreiben im Auftrag des Jugendamts eine Inobhutnahmeeinrichtung für unbegleitete geflüchtete Kinder und Jugendliche. Eine große Herausforderung ist es, diese dann in unsere vorhandenen Hilfestrukturen zu integrieren und insbesondere in Ausbildung zu bringen. Hier fehlen ganz dringend Angebote. Wir lernen in den Einrichtungen die Biografien unserer Bewohner kennen. Daher wissen wir, dass Kinder und Jugendliche mit verschiedenen Bildungsständen und Sprachkenntnissen zu uns kommen. Hier passen die bisherigen Angebote nicht.

Was planen Sie denn dagegen genau?

Sven Marschel: Wer mit 16 Jahren nach Deutschland kommt, sollte nicht noch mal acht Jahre Schule dranhängen müssen. Wir brauchen dringend neue Konzepte, um die Kinder und Jugendlichen gut integrieren zu können. Bisher gibt es allerdings noch keinen konkreten Zeitplan. Wir arbeiten aber mit dem Jugendamt an der Entwicklung eines solchen Konzeptes.

Die Diakonie ist einer der größten und vielseitigsten sozialen Träger überhaupt, wo sonst erleben Sie in ihrer Arbeit zur Zeit Herausforderungen?

Sven Marschel: Eine große Herausforderung ist für uns der Fachkräftemangel sowohl in der Pflege als auch in der sozialen Arbeit.

Sie haben die Pflege angesprochen, geht der Fachkräftemangel auch zulasten der Menschen, die sie versorgen?

Sven Marschel: Es ist tatsächlich spürbar bei uns, dass immer mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Bereich der Pflege verlassen oder dass sich Menschen nicht mehr für diesen Beruf entscheiden. Nicht nur bei uns, sondern auch bei vielen anderen Trägern.

Welche Folgen hat das konkret?

Sven Marschel: In Zukunft kann es zu Schließungen von Heimen kommen, das muss ich klar so sagen. Es ist schon jetzt so, dass immer mehr ambulante Pflegedienste aufhören. Es wird eine große Herausforderung sein, pflegebedürftige Menschen in Zukunft zu versorgen. Die Bewohner kommen immer später zu uns und bleiben kürzer. Dann erleben wir, dass nur noch die schweren Fälle bei uns gepflegt werden müssen. Deshalb arbeiten wir an neuen Konzepten, um dieser Entwicklung gerecht zu werden.

Welche Rolle spielt beim Fachkräftemangel in der sozialen Arbeit der kritisierte kurze Förderrhythmus von zwei Jahren?

Thomas Slesazeck: Das Problematische sind vor allem die zu späten Stadtratsbeschlüsse zum Haushalt, denn so haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der sozialen Arbeit wenig Planungssicherheit. Im Zweifel orientieren sich diese dann beruflich auch mal um.

Das sind die Themen für die Träger. Und wo sind die Herausforderung für die Menschen, mit denen sie arbeiten?

Thomas Slesazeck: Natürlich sehen wir zum Beispiel, dass für einen Teil unserer Kunden wie in der Wohnungsnotfallhilfe, gestiegene Lebenshaltungskosten herausfordernd sind.

Zum Abschluss noch etwas Erfreuliches: Sie feiern in diesem Jahr 150-jähriges Bestehen. Was ist geplant?

Thomas Slesazeck: Wir wollen uns mit einem internen Fest bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedanken. Ohne sie wäre unsere Arbeit nicht möglich. Am 23. August wird es außerdem einen öffentlichen Festgottesdienst in der Frauenkirche und ein kleines Fest auf dem Neumarkt geben. Hier können wir bereits verraten, dass Konrad Küchenmeister dabei sein wird. Wir wollen auch unsere Klienten mit einbeziehen, zum Beispiel unsere Beschäftigten aus den Wichern-Werkstätten.