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Pantomime-Duo in Dresden: Endlich Premiere!

Das Pantomime-Duo Bodecker & Neander hat bei Meister Marcel Marceau studiert und vereint dessen Lehre und ihre eigene Kunst nun in der Dresdner Staatsoperette.

Von Nadja Laske
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Die beiden Pantomimen Wolfram von Bodecker und Alexander Neander im Proben-Outfit zum neuen Stück "Zwei Krawatten", in dem sie Detektive spielen.
Die beiden Pantomimen Wolfram von Bodecker und Alexander Neander im Proben-Outfit zum neuen Stück "Zwei Krawatten", in dem sie Detektive spielen. © Marion Doering

Dresden. Ihr Diplom war ein Spiel. Freudig, lustvoll, kreativ. Es folgte klaren Regeln, und es war nicht weniger mühevoll, als jenes, das Mathematiker erwerben. Dafür viel seltener. Wolfram von Bodecker und Alexander Neander sind Diplom-Pantomimen. Ihr Fach ist zwar keine Randsportart des Theaters, wie sie sagen. Doch wer hat schon in der stummen Kunst der Mimik, Gestik, des ganzen Körpereinsatzes diplomiert - und noch dazu bei einem Meister, dessen Name selbst jene kennen, die sich nicht besonders mit der Kunstform befassen?

Marcel Marceau. Wolfram von Bodecker und Alexander Neander haben ihn nicht nur kennengelernt, sondern erfahren, was seine Schule ausmacht. Der eine nennt sich "Schweriner mit Dresdner Blut" und kam 1992 nach Paris an die "Ecole Internationale de Mimodrame de Paris, Marcel Marceau". In einwöchigen Aufnahmeprüfungen überzeugte er den Meister und wurde sein Student.

Dort traf er auf den Deutsch-Franzosen Alexander. Er wurde in Paris geboren, verbrachte als Sohn eines Musikers seine Schulzeit in Stuttgart und hatte sich schon mit neun Jahren in Theater und Oper verliebt. Als Zwölfjähriger absolvierte er die ersten Mimenkurse und wusste bald, dass er bei Marcel Marceau studieren will.

Bedeutung von Zeit und Rhythmus

Denken beide Künstler heute zurück, beeindruckt sie neben den Techniken der Pantomime und ihrer praktischen Anwendung im Austausch mit dem Publikum gerade auch die präzise Rhythmik als Inhalt Marceaus Lehre. "Dieses ganz besondere Timing hat mich an ihm fasziniert und spielt nun in meiner eigenen Arbeit eine große Rolle. Ich versuche, Zeit und Rhythmus weiter zu kultivieren", sagt Alexander Neander.

Was passiert wann, Pause und Aktion - zu diesem Thema hat auch Wolfram von Bodecker eine Erinnerung: "Nach unserem Studium hat uns Marcel Marceau in seine Compagnie aufgenommen, und wir haben vor großem Publikum gespielt." Eine Arena in Taiwan hatte 2500 Plätze. "Da sagte Marcel zu uns: Ihr müsst groß spielen und langsam. Erst wenn ihr seht, dass eure Bewegung ganz oben in den höchsten Reihen angekommen ist, macht weiter."

Zehn Jahre lang erarbeiteten Wolfram und Alexander mit dem Meister Programme und tourten mit ihm durch die Welt. Überall, welche Sprache auch immer in welchem Land gesprochen wird, konnten sie ihre Geschichten erzählen - heitere, besinnliche und tragische.

Parallel dazu entwickelten die beiden Mimen ihre eigenen Stücke und nannten sich "Bodecker und Neander", als die sie auch in Dresden bekannt sind. Regelmäßig treten sie im Societaetstheater auf. Ab dem 12. April werden sie auch auf der Bühne der Dresdner Staatsoperette zu erleben sein. In der neuen Inszenierung "Zwei Krawatten" spielen sie zwei Detektive, die wie die Hauptfigur Jean einer Entdeckung nachjagen, die sie vielleicht nie machen werden. Eigentlich war die Premiere für den 9. April geplant. Doch weil eine Hauptdarstellerin erkrankt war, mussten sich Ensemble und Publikum gedulden.

Der Kellner Jean hat sich auf einem Ballabend von einem der Gäste dazu überreden lassen, seine Krawatte mit dessen zu tauschen. Fortan findet er sich im Leben der Reichen und Schönen wieder und taumelt durch eine Gesellschaft, von der die Meinung geht: Alles ist Geschäft. So wirft die Kabarettrevue mit Jazzmusik und 20er-Jahre-Atmosphäre die Frage nach Schein und Sein auf.

"Er hat sich für die Menschen interessiert"

Oberflächlichkeit und Trug waren Marcel Marceaus Intension jedenfalls nicht. "Er hat sich für die Menschen, die zu seinem Umfeld gehörten, wirklich interessiert", sagt Wolfram von Bodecker. Entsprechend sei sein Humor gehaltvoll und profund gewesen. Das Operettenpublikum wird davon profitieren - von Marcel Marceaus "Suche nach der Ehrlichkeit im Illusionstheater" und der Kunst der Pantomimen, die sie weiterführen.

"Zwei Krawatten" hat am 12. April in der Dresdner Staatsoperette im Kulturkraftwerk Mitte Premiere. Es gibt noch Restkarten an der Abendkasse. Nächste Termine: 13. April sowie 20., 21., 22. April, jeweils 19.30 Uhr Karten gibt es unter Telefon: 32042222 und Montag bis Freitag, 12-18 Uhr, Samstag, 16- 18.30 Uhr an der Theaterkasse. www.staatsoperette.de
Vom 11. bis 15. Mai gastieren Bodecker & Neander mit ihrem neuen Stück "Meine Güte" in der Theater-Ruine St. Pauli. www.bodecker-neander.de