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Zoo Dresden: "Erfreuliche Beteiligung des Publikums“

Der Dresdner Zoo ist einer der ältesten in Deutschland. Vor 160 Jahren wurde er eröffnet.

Von Ralf Hübner
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Eine Attraktion für die Besucher des Dresdner Zoos um 1900 war der Ritt auf einem Elefanten.
Eine Attraktion für die Besucher des Dresdner Zoos um 1900 war der Ritt auf einem Elefanten. © Archiv: Holger Naumann

Die Entscheidung ist gefallen. Die Orang-Utans im Dresdner Zoo bekommen ein neues Zuhause. Ihr neues Heim gilt als eine der größten Investitionen in der Geschichte des vor 160 Jahren am 9. Mai 1861 eröffneten Zoologischen Gartens. Es war damals erst die vierte Zoogründung in Deutschland überhaupt.

Die Eröffnung am Himmelfahrtstag habe „unter Begünstigung des herrlichsten Wetters mit einer höchst erfreulichen Beteiligung des Publikums“ stattgefunden, berichteten die Dresdner Nachrichten. Die Menschen waren auf dem Weg zu einem „herrlichen Park, wo Wissenschaft durch Anschauung und sinnende Betrachtung lebender Tiere ein so schönes Bild eröffnet.“ Sechs Tage später begutachtete auch das sächsische Königspaar den von ihm geförderten Zoo. Die niedrigen Eintrittspreise von 50 Pfennigen für Erwachsene wochentags, 30 Pfennigen am Sonntag und 10 Pfennigen für Kinder ermöglichten damals praktisch fast jedermann einen Zoobesuch. Erster Direktor war Albin Schoepf. Er wohnte mit seiner Familie in einer Wohnung im neu fertiggestellten Winterhaus des Zoos.

"Kampfjagden" von Löwen und Leoparden

Exotische Tiere gab es in Dresden auch schon vor der Zoogründung. Die Kurfürsten hatten sich in ihrer Neigung, den höfischen Stil französischer Regenten zu imitieren, nachweislich schon 1629 einen Tiger und einen Leoparden gehalten. 1671 kam ein erster Löwe dazu, zwölf Jahre später sogar ein Elefant, eine Beute aus dem Türkenkrieg. August der Starke hielt unrühmliche „Kampfjagden“ von Löwen und Leoparden ab. Später ließ das Interesse an exotischen Tieren nach.Der Dresdner Zoo selbst verdankt seine Existenz dem 1855 gegründeten Hühnerzuchtverein. Von dem Erfolg der Geflügelausstellungen ermutigt, wurde ein Komitee und im Mai 1860 ein „Verwaltungsrath des Actien-Vereins für den Zoologischen Garten“ gebildet. Der Anstoß dazu kam vor allem von Hofrat Ludwig Reichenbach, dem Vorsitzenden der zoologischen Sektion der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft „Isis“, und dem Mineralwasserfabrikanten Gustav Adolph Struve. Schon 1859 hatte der Hühnerzuchtverein im Ostragehege einen „Zoologischen Versuchsgarten“ eingerichtet.

Der Teil des Großen Gartens zwischen Kaitzbach, Poetenweg und der Hochschen Wirtschaft galt für den Zoo als geeignet und wurde vom Finanzministerium gegen geringe Pacht an den Verein abgetreten, der noch einige Felder im Gebiet der jetzigen Bürgerwiese hinzu erwarb. Die Gebäude für die Tiere wurden von Adoph Canzler entworfen, die Parkanlagen von Gartendirektor Peter Joseph Lenné, dessen Vorschläge mit geschwungenen Wegen und Teichen jedoch nur zum Teil aufgegriffen wurden. Im November 1860 waren die wichtigsten Tierhäuser wie das beheizbare Affen- und das Büffelhaus, der Bärenzwinger, das Eulenhaus sowie einige Blockhäuser für Rehe und Hirsche fertig. In den ersten zwölf Monaten kamen 160.000 Besucher. 1862 wurde mit dem Raubtierhaus begonnen, das 1863 fertig wurde. Ein Löwenpaar zog ein und 1864 konnte die erste Löwengeburt gefeiert werden. Vor allem die noch immer vielen Baumaßnahmen verschlangen das Startkapital und verursachten eine schwierige Finanzlage. 1864 kam das erste Tigerpaar ins Raubtierhaus, 1873 konnte Elefant „Lilli“ in das neue Elefantenhaus einziehen, 1875 kam das Giraffenhaus hinzu.

Neuanfang mit Löwin "Dresda"

Die Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1933 verursachte sinkende Besucherzahlen, Einnahmeverluste und damit abermals einen finanziellen Engpass. 1934 musste Direktor Gustav Brandes Konkurs anmelden, die Stadt übernahm den Besitz für 400.000 Mark. Während des Zweiten Weltkrieges wurden bei Luftangriffen auf die Stadt auch 95 Prozent des Zoos zerstört. Bombentrichter wurden verfüllt, Gitter und Hütten repariert oder neu gebaut, und schon am 9. Juni 1946 öffnete der Zoo wieder für Besucher. Der Tierbestand war mit Rehen, Büffeln, Füchsen, Hunden, Pferden, einem Stachelschwein und Schildkröten zunächst überschaubar. Attraktion war Löwin „Dresda“, ein Geschenk des Leipziger Zoos. Bis 1950 waren auch das Antilopenhaus und der Eingangsbereich neu errichtet. 1961, zum 100. Geburtstages, kamen wieder 1,2 Millionen Besucher.

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