Dresden. Er hustet mehrmals am Telefon, etwas nasal klingt er auch. Marek Vančo, Handball-Profi des Zweitligisten HC Elbflorenz Dresden, gehört zu den an Covid-19 erkrankten Spielern seiner Nationalmannschaft. Tschechien hat wegen mindestens zehn betroffenen Personen die Mannschaft vom WM-Turnier in Ägypten zurückgezogen. Im Interview spricht der Familienvater Marek Vančo über die schwierige Gemengelage, seine Gesundheit und seine veränderte Sicht auf die Dinge.
Marek, die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es Ihnen?
Sie hören es, ich huste ein bisschen. Ich habe mich schon vor zwei Tagen nicht gut gefühlt. Das war für mich wie Grippe-Symptome. Mir ist dauernd kalt und ich bin ein bisschen müde. Ich hatte an einem Tag auch Fieber. Das ist alles weg. Geblieben ist der Husten. Das nervt.
Wann sind in Ihrer Mannschaft die ersten positiven Corona-Fälle aufgetaucht?
Ich glaube, der erste positive Fall war der Trainer - am 2. Januar. Da haben wir die Nachricht bekommen, dass beide Trainer positiv getestet wurden. Aber Daniel Kubes war da schon nicht dabei, ihm ging es schon vorher nicht gut. Deshalb war er gar nicht bei uns. Aber Filip Jicha, unser zweiter Coach, hat sich am ersten Tag des Trainingslagers in Pilsen mit uns Spielern testen lassen und dann abends von seinem positiven Befund erfahren.
Gehen Sie davon aus, dass sich die Corona-Erkrankung auf diese Art und Weise fast im gesamten Team ausbreiten konnte?
Ja. Wir sind uns sicher, dass es so war. Wir als Spieler sind ja meist nicht in Tschechien aktiv, sondern im Ausland. Unsere Kollegen, die in Tschechien spielen, hatten den Virus schon überstanden. Fast alle im Ausland tätigen Profis waren noch nicht betroffen und haben sich hier infiziert. Ich bin vorgestern positiv auf das Virus getestet worden, als einer der letzten Spieler.
Wie viele Menschen in und ums Team sind derzeit betroffen?
Schwer zu sagen, uns hat es alle getroffen. Ganz ehrlich, vor ein paar Wochen dachte ich noch: Corona hin, Corona her. Wenn man keine eigenen Erfahrungen damit hat, nimmt man das halt anders wahr. Jetzt nach dieser Erfahrung, dass das Virus innerhalb von acht, neun Tagen unser komplettes Team zerstört hat, ist das schon krass. Man sieht das Problem jetzt von verschiedenen Seiten.
War es dann nur konsequent, dass Ihr Verband die Nationalmannschaft von der WM zurückgezogen hat?
Wir haben uns wirklich Mühe gegeben, dass wir trotzdem nach Ägypten fliegen. Das war unser Plan, auch als wir vor einer Woche von acht positiven Fällen in der Mannschaft und im Team drumherum erfahren haben. Wir wollten unbedingt, haben auch Spieler nachnominiert, die Covid-19 bereits schon einmal hatten. Die Jungs haben auch zu zehnt oder zu zwölft trainiert. Dann kamen noch andere Sachen hinzu wie Verletzungen, Erkältungen oder eine Zahnentzündung. Wir waren am Ende nicht in der Lage, so ein Turnier zu spielen. Am Dienstag haben wir die Entscheidung getroffen, dass es keinen Sinn macht. Es geht um unsere Gesundheit. Da ist das Risiko auch für die gesunden Spieler zu hoch.
Es wäre für Sie die erste WM gewesen. Wie traurig sind Sie jetzt, dass es nicht klappt?
Richtig, bei einer WM war ich noch nie. Wir als Land haben uns nach sechs Jahren wieder für die WM qualifiziert. Natürlich ist das sehr bitter und schade. Aber für uns ist jetzt vor allem eines wichtig: unsere Gesundheit. Da gibt es nichts anderes. Natürlich war ich sehr enttäuscht. Ich hatte noch bis zuletzt gehofft, weil ich ja einer der letzten Infizierten gewesen bin. Aber irgendwann war dann auch in meinem Kopf Schluss. Am Ende können wir noch von Glück reden, dass es uns hier erwischt hat und nicht in Ägypten.
Sie sind verheiratet und Vater zweier Töchter. Wo verbringen Sie Ihre Quarantäne?
Nach Absprache mit dem tschechischen Gesundheitsamt haben wir die Möglichkeit, die zehn Tage Quarantäne hier im Trainingslager-Hotel in Pilsen zu verbringen. Wer die Möglichkeit hat, kann auch nach Hause fahren und dann dort seine Quarantäne antreten. Das mache ich nicht. Meine Familie ist gesund, das wäre blöd von mir, sie jetzt einer Gefahr auszusetzen. Dann schaffe ich hier die zehn Tage Quarantäne - und dann ist es gut, hoffentlich. Ich bleibe allein hier im Hotelzimmer, lasse mich aller zwei Tage testen - unter Aufsicht einiger unserer Teamärzte.
Das Interview führte Alexander Hiller.