Dresden
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Von Gewürzgurken, Datingplattformen und Fesselspielen

Ein 25-Jähriger soll die Warnung seiner Sexpartnerin beim Würgespiel ignoriert haben. Er steht nun wegen Vergewaltigung vor dem Landgericht Dresden.

Von Alexander Schneider
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Ein aus dem Ruder gelaufener Sex-Treff steht nun im Mittelpunkt eines Prozesses am Landgericht Dresden: Es geht um Sadomaso-Spiele, Würgen und das des Einsatz des Safe-Worts "Gewürzgurke".
Ein aus dem Ruder gelaufener Sex-Treff steht nun im Mittelpunkt eines Prozesses am Landgericht Dresden: Es geht um Sadomaso-Spiele, Würgen und das des Einsatz des Safe-Worts "Gewürzgurke". © Symbolfoto: Marion Doering

Dresden. Sie lernten sich auf Tinder kennen und hofften auf ungewöhnliche sexuelle Erlebnisse. Doch die Folgen ihrer Sadomaso-Nacht Mitte Dezember 2021 wurden zu einem Fall für die Staatsanwaltschaft. Jetzt steht der 25-jährige Karosseriebauer aus Dresden wegen Vergewaltigung in besonders schwerem Fall und gefährlicher Körperverletzung vor dem Landgericht Dresden: Mindeststrafe fünf Jahre Haft.

Laut Anklage hatten sich die beiden am 15. Dezember 2021 in der Wohnung des Angeklagten getroffen, um gemeinsam Spaß zu haben. Unter anderem hätten sie auch vereinbart, bei ihrem Liebesspiel einen Schal zu verwenden, mit dem er die 20-Jährige würgen soll.

Luftnot, Schwindel, Einblutungen

Damit es beim Verkehr nicht zu Missverständnissen kommt und niemand verletzt wird, hatten sich die beiden auf ein sogenanntes Safe-Wort verständigt: Wenn sie "Gewürzgurke" sagt, soll er die Schlinge lockern. Doch es kam angeblich anders: Er habe das Safe-Wort ignoriert, den Schal mehrfach nur kurz gelockert, aber den Geschlechtsverkehr fortgesetzt. Durch das Würgen habe die Geschädigte Luftnot, Schwindelanfälle und Einblutungen erlitten. Am nächsten Morgen soll er zwei weitere Male mit der Frau gegen ihren Willen geschlafen haben.

Der nicht vorbestrafte Angeklagte bestritt die Vorwürfe. Er habe mit der Partnerin einvernehmlichen Verkehr gehabt. Sie habe das Safe-Wort nicht gesagt. Er selbst habe die Schlinge mehrfach gelockert, als er gemerkt habe, dass sie Atemnot hatte, und dann wieder zugezogen. Als er gemerkt habe, dass die 20-Jährige weint, habe er aufgehört. Nach der Einlassung des 25-Jährigen hätten sie eine Pause gemacht, um Essen zu bestellen, und anschließend ihr Liebesspiel fortgesetzt, bis der Lieferando-Kurier klingelte. Auch die weiteren angeklagten Vergewaltigungsvorwürfe bestritt der Deutsche. Den Begriff "Gewürzgurke" habe die Frau bestimmt.

Gericht regt Rechtsgespräch an

Der Angeklagte war nach der Tat vorübergehend in Untersuchungshaft. Zum Prozessauftakt saßen nun zwei Verteidiger und eine Verteidigerin an seiner Seite. Letztere stellte in einem längeren Antrag die Glaubwürdigkeit der Geschädigten infrage und verwies auf widersprüchliche Angaben der 20-Jährigen in mindestens drei unterschiedlichen Vernehmungen: nach der Tat Mitte Dezember 2021 sowie im Januar und Juni 2022.

Es gebe Hinweise, die Frau könnte möglicherweise emotional instabil sein. Ältere Verletzungen an ihren Armen legten den Verdacht nahe, die Geschädigte leide an einer psychischen Erkrankung vom Borderline-Typ. Daher solle nun ein psychiatrischer Sachverständiger dazu eingeschaltet werden.

Der Vorsitzende Richter Joachim Kubista regte im weiteren Verlauf des ersten Sitzungstages ein Rechtsgespräch an, um sich mit den Beteiligten jenseits der Öffentlichkeit über die Tat auszutauschen. Man habe es hier mit zwei jungen Menschen zu tun und Sex, der "aus dem Ruder gelaufen" sei, so der Vorsitzende.

Der Prozess wird fortgesetzt.