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Dresdner Rock-Legende kehrt zurück

27 Jahre nach ihrem letzten Auftritt bringen die Freunde der Italienischen Oper den Beatpol zum Tanzen. 

Von Peter Anderson
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Nach  27 Jahren wieder im Beatpol: FDIO.
Nach 27 Jahren wieder im Beatpol: FDIO. © privat

Kann das denn Zufall sein? Aus den Lautsprecherboxen im Dresdner Riesa Efau tönt an diesem Freitagabend doch tatsächlich die markante Stimme von FDIO-Sänger R.J.K.K. Hänsch. Um sich auf das Konzert der Freunde der Italienischen Oper wenig später im Beatpol einzustimmen, haben sich ein paar Getreue um die blank gescheuerten Tische auf ein Bier versammelt. Wirtin Annet Roßmann muss die Stellung halten. Ein bisschen neidisch verabschiedet sie ihre Gäste.

Es wächst zusammen

„Ausverkauft“ – so hatte es R.J.K.K. Hänsch am Mittwoch vergangener Woche stolz auf der FDIO-Facebookseite verkündet. Aus dem Stand muss man das erst einmal machen. Immerhin ist es rund 27 Jahre her, dass die Freunde das letzte Mal im Beatpol auftraten. Damals firmierte der alte Gasthof Briesnitz als Starclub, und Bier musste noch nicht aus Flaschen in Plastikbecher gegossen werden. Der Stilbruch tut der Wiedersehensfreude keinen Abbruch. Die Atmosphäre gleicht der eines Klassentreffens. Man kennt sich, erkennt sich wieder, drückt sich. Die Haare sind grauer geworden, die Brillen dicker. Aber die Lust an krachenden Gitarren, dem treibenden Schlagzeug und natürlich dem stimmlichen Einsatz R.J.K.K. Hänschs ist geblieben.

Der jungen Dresdner Band „Die Arbeit“ rund um Sänger Mayk Wieden ist es vorbehalten, den Abend musikalisch einzuleiten. Die schlaksigen Jungs bringen den Bretterboden zum Beben. Wer einen Vergleich braucht, sei auf Tocotronic verwiesen. Sänger Wieden gibt den Schmidtchen Schleicher mit den elastischen Beinen und verrenkt sich derart ekstatisch, dass man fast die Sanitäter aus dem nahegelegenen Krankenhaus Friedrichstadt rufen möchte. Nach „Die Arbeit“ das Vergnügen. R.J.K.K. Hänsch war noch nie ein Freund der kleinen Worte. Mit dem programmatischen Titel „Der Weg zurück“ haben er und seine Kollegen den Abend überschrieben.

Kurzer Exkurs in die Geschichte: Die Freunde der Italienischen Oper zählten wohl zum Feinsten, was die ausgehende DDR an gitarrenlastiger Musik hervorbrachte. Dazu gesellten Spaß an der Selbst-Inszenierung mit roten Hemden sowie schwarzen Schlipsen und ein ausgesprochen theatralischer Gestus. Nach mehreren Wechseln in der Besetzung ist es nun gelungen, mit Gitarristen Joey A. Vaising und Basser Rajko Gohlke von den Techno-Metal-Pionieren Think about Mutation sowie Drummer Boris Israel Fernandez (Messer Chups) und Gitarrist Tex Morton (Mad Sin) eine Kapelle zu formen, die dem Anspruch der Gründungsväter gerecht wird.

Hier wächst zusammen, was zusammengehört. Die Stücke vom neuen Album „Via Dolorosa“ kommen gereift und gleichzeitig krachig frisch daher. Sänger R.J.K.K. Hänsch lässt zwar motorisch die frühere Bewegungsfreudigkeit vermissen. Mimik, Gestik und Aura sind dagegen intensiv wie eh und je. Selbst der mitunter matschige Sound kann das Vergnügen nicht trüben.

Junges Volk im Reigen

Es braucht nur wenige Minuten, dass die älteren Herren auf der Bühne – diesmal im schwarzen Hemd mit rotem Schlips – das ältere Publikum auf den Brettern tatsächlich zum Springen und Tanzen bringen. Und auch junges Volk tanzt mit im Reigen. „Ich fühle mich wieder wie 20“, schreibt der Dresdner Mitvierziger Mike Schlagowsky noch am gleichen Abend auf der FDIO-Facebookseite. Was für ein schöneres Kompliment kann es geben?