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Drogenkurier vor Gericht

Ein 29-Jähriger hat regelmäßig Crystal aus Tschechien nach Deutschland geschafft. In Sohland wurde er geschnappt. Jetzt hat er ausgepackt.

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© dpa

Von Sebastian Kositz

Für den Erfurter Sven K. waren die Touren von Thüringen bis kurz hinter die sächsische Grenze nach Tschechien Routine. Mit dem Auto ging es meist bis Sebnitz, kurze Zeit später wechselte dort auf den benachbarten Markt im Böhmischen ein Beutel mit einer großen Menge Crystal den Besitzer. Mit den im Auto versteckten Drogen fuhr der heutige 29-Jährige weiter, über den Grenzübergang in Sohland und von dort zurück nach Erfurt. Bis zum 2. August 2014. In Sohland gerieten er und sein Begleiter in eine Polizeikontrolle – das vorläufige Ende einer Karriere als Drogenkurier.

Als die Beamten den auf Sven K. zugelassenen Audi A6 durchsuchten, staunten sie nicht schlecht. Mehr als 170 Gramm der gefährlichen Drogen Crystal kamen zum Vorschein, knapp zehn Gramm Marihuana, aber auch als Handys und Taschenlampen getarnte Elektroschocker sowie drei Schlagringe. Der 29-jährige Mechatroniker sitzt seitdem im Gefängnis. Sein damaliger Beifahrer Tommy B. blieb hingegen auf freiem Fuß, nachdem er angegeben hatte, als flüchtiger Bekannter Sven K. lediglich begleitet zu haben. Jetzt trafen sich beide vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Görlitz in Bautzen wieder – auf der Anklagebank. Seit Dienstag müssen sie sich dort wegen des unerlaubten Handels mit Betäubungsmittel verantworten.

Handel im großen Stil

Während Tommy B. über seinen Anwalt nur einräumen ließ, dass er die aufgefundenen Waffen sowie ein Gramm Crystal für den eigenen Gebrauch gekauft habe, sich aber sonst nicht weiter zu den Vorwürfen äußern wolle, gab sich Sven K. deutlich gesprächiger. Mit seinen Einlassungen gab der Erfurter Einblicke, wie das gefährliche Crystal im großen Stil von Tschechiens Märkten nach Deutschland gelangt.

Entgegen dem Vorwurf, selber mit Crystal gehandelt zu haben, erklärte Sven K., dass er lediglich die Drogen herübergefahren habe. Im April 2014 sei er erstmals mit seinem späteren Auftraggeber in Erfurt in Kontakt gekommen. Zwei- bis dreimal seien sie gemeinsam rübergefahren. In Dolní Poustevna, dem Ort hinter der Grenze in Sebnitz, sei ihm alles gezeigt worden. Später sei er alleine gefahren, zunächst mit dem Geld vom Auftraggeber in der Tasche, bei dem er schließlich wieder die Drogen ablieferte. Über ein Dutzend Fahrten seien es bis zur Festnahme Anfang August 2014 gewesen, stets unbehelligt. Und jedes Mal brachte der Kurier seinen eigenen Worten zufolge 150 bis 200 Gramm Crystal mit.

Selbst Crystal genommen

Als fahrbaren Untersatz hatte Sven K. sich für jede Fahrt stets einen neuen Wagen besorgt. „Beim Import-Export-Handel“, erklärt der Mechatroniker. Anschließend wurde das Auto wieder verkauft. Als Lohn für seine Fahrten habe er einige Hundert Euro erhalten. Zudem durfte er sich vom Crystal einige Gramm abzwacken – für den Eigengebrauch, wie Sven K. beteuert. Denn zu dieser Zeit habe er selbst täglich Crystal konsumiert. „Ich hatte Ende 2012 bei einem Arbeitsunfall einen Teil meines Fingers verloren. Erst habe ich es mit Schmerztabletten probiert, dann habe ich Crystal genommen und es hat geholfen“, so der 29-Jährige. Zuvor habe er die Droge nur gelegentlich auf Partys genommen.

Das Gericht muss nun beurteilen, ob es den Ausführungen Glauben schenkt. Wäre das der Fall und würde Sven K. deshalb verurteilt, so ist auch eine Therapie denkbar. Denn aus Sicht des Gutachters habe der Erfurter erst wegen seiner Sucht die Taten begangen. Aus Sicht des Fachmanns ist die Therapie nötig, um entgegenzuwirken, dass er weitere Straftaten begeht. Das Urteil wird für Mittwoch erwartet, der Prozess wird am Vormittag fortgesetzt.

Fortsetzung, Landgericht Görlitz, Außenkammer Bautzen, Lessingstr. 7, Mi. 9.30 Uhr, Saal 222