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Düsteres Bild von Meißen

Eine ARD-Dokumentation über die Stadt hat unterschiedliche Reaktionen ausgelöst.

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© Screenshot: ARD-Mediathek

Von Peter Anderson

Meißen. Übertrieben und an der Realität vorbei? Oder wahrhaftig und zutreffend? An diesen Fragen haben sich gestern die Gemüter in Meißen und dem Umland geschieden. Das ARD Fernsehen hatte zuvor am späteren Montagabend eine RBB Reportage mit dem Titel „Dunkles Deutschland“ gezeigt.

Im Sommer waren die Macher des Dokumentarfilms in vier Orten unterwegs gewesen, wo es zuvor vermutlich fremdenfeindlich motivierte Anschläge auf Unterkünfte für Asylsuchende gab. Eine Hauptrolle in dem Film spielte Meißen. Bereits die Eingangsszene zeigte Ausschnitte aus einem der sogenannten Spaziergänge der rechtsextremen Initiative „Heimatschutz“. Dementsprechend heftig fielen gestern die Reaktionen auf der Facebook-Seite der selbsternannten Heimatschützer aus. So schrieb Frank Kinast aus Meißen im Original: „ ... die stellen es so hin das im Osten vor allem in Meißen der rechte Mob topt.“ Der gleichfalls in Meißen lebende Armin Raulf fügte an (Originalzitat): „Wissen die überhaupt von was die überhaupt was sie sprechen.“

Für den heutigen Abend haben die „Heimatschützer“ erneut zu einer Demonstration aufgerufen. Diesmal wollen sie sich vor dem Rathaus treffen. Als Redner ist ein Mann eingeladen, der im Internet selbst gedrehte Filmchen unter dem Pseudonym Curd Ben Nemsi anbietet und dort in großer Lautstärke und mit viel Körpereinsatz bekannte Pegida-Parolen ins Mikrofon seiner Kamera brüllt. Auch in Meißen hatte er bereits einen Auftritt.

SPD-Stadtrat Matthias Rost: Meißen hat ein Problem mit Rechts.

Im Gegensatz zu den Anhängern der Initiative „Heimatschutz“ beurteilte SPD-Stadtrat Matthias Rost die ARD-Reportage gestern als „absolut korrekt“. Meißen habe ein Problem mit Rechts. Piraten-Kreisrat Sören Skalicks äußerte, der Film zeige in zu Recht düsterer Atmosphäre die aktuellen Zustände in Meißen. Er habe persönlich die Hoffnung nicht verloren, das Ruder noch einmal herumreisen zu können. Dazu gehöre, dass sich die zuständigen Entscheidungsträger nicht weiter vor dem Problem wegduckten. Sie müssten in den eigenen Reihen aufräumen und klare Kante zeigen.

Die von Skalicks angesprochenen Entscheidungsträger äußerten sich gestern aus eigenem Antrieb nicht zu den Bildern, die aus Meißen über den Sender gingen. Unternehmer im Meißner Land gehen dagegen davon aus, dass die Nachrichten aus der Stadt der Tourismuswirtschaft im Elbland nachhaltig schaden dürften. Sachsen kämpfe mit einem Image-Problem.

Beiträge zu der ARD-Dokumentation brachten auch mehrere große deutsche Zeitungen und Radiosender. In einem Artikel von Redakteur Michael Hanfeld für die Frankfurter Allgemeine Zeitung war etwa zu lesen: „In Meißen sind Flüchtlinge nicht willkommen. Ihnen schlägt vielmehr der blanke Hass entgegen.“ Hier komme zusammen, was sich zusammengehörig fühle: Neonazis, NPD, Pegida, AfD. Die neue Rechte marschiere. Und das Flüchtlingsheim in der Rauhentalstraße gehe dabei in Flammen auf.

Olaf Sundermeyer, einer der Produzenten des Dokumentarfilms, sagte in einem Interview mit dem Radiosender NDR Kultur: „Pegida hat das Klima nachhaltig beeinflusst, und es gibt Gegenden, wo die Stimmung einfach kippt oder zu kippen droht. Zum Beispiel in Meißen, das konnten wir auch zeigen ....“

In der Internet-Mediathek der ARD ist der Film weiterhin verfügbar: www.ardmediathek.de