Von Kathrin Krüger-Mlaouhia
Ebersbach: Am Sonntag um 22.30 Uhr steht das vorläufige Ergebnis der Ebersbacher Bürgermeisterwahl fest: Einen neuen Gemeindechef gibt es noch nicht. Denn dazu hätte einer der sechs Kandidaten mindestens 50,01 Prozent der gültigen Stimmen, also die absolute Mehrheit, erreichen müssen. „Das ist aber nicht der Fall“, so Wahlleiterin Silke Wildemann. Wie die Auszählung in den neun Wahllokalen zwischen Kalkreuth und Rödern ergab, konnte CDU-Mann Falk Hentschel 49,6 Prozent der Stimmen holen, Roland Drobisch von den Freien Wählern überzeugte 26,9 Prozent der Stimmberechtigten. Für den Kandidaten von der FDP-Liste René Müller votierten 5,1 Prozent. Auf den AfD-Vertreter Christian Reck entfielen 4,8 Prozent der Stimmen, auf die Einzelbewerber Simone Müller 4,0 Prozent und Mirko Stelzner 9,6 Prozent.
Damit macht sich eine Neuwahl notwendig. Die ist schon für den 8. Oktober bekannt gemacht worden. „Hierbei können alle Kandidaten, die beim ersten Wahlgang bereits dabei waren, wieder antreten, neue Bewerber dürfen allerdings nicht mehr hinzukommen“, erklärt Wahlleiterin Wildemann. Die Neubestimmung eines Ebersbacher Gemeindeoberhauptes bleibt damit weiter spannend.
Mit diesem Ausgang gerechnet
Viele Einwohner der Gemeinde hatten nach SZ-Recherche aber schon mit einem zweiten Wahlgang gerechnet. „Die Leute trauen es allen Bewerbern zu, alle bewiesen Mut, sich aufstellen zu lassen“, so eine Ebersbacherin. „Deshalb fiel das Rennen so knapp aus.“ Für Ebersbach ist die diesjährige Bürgermeisterwahl auch eine Zäsur. 21 Jahre lang dominierte Margot Fehrmann die Gemeindeverwaltung. Aus gesundheitlichen Gründen hört sie nun auf. Leicht fiel ihr der Abschied dennoch nicht. „Das war mein Leben“, sagte Margot Fehrmann im Gemeinderat und bekam dafür starken Beifall. Zur gestrigen Wahl wollte sie sich noch nichtöffentlich äußern. „Das werde ich vorm Gemeinderat tun“, so die 64-Jährige. Am Donnerstagabend ist die Sitzung in Ebersbach. Margot Fehrmann besuchte einige Wahlveranstaltungen und setzte sich auch kritisch mit falschen Äußerungen von Bewerbern auseinander. Gestern war sie als Bürgermeisterin in einigen Wahllokalen unterwegs.
Stimmen zum Wahlsonntag in Ebersbach
Lange Zeit stand nicht fest, wer ihr voraussichtlich ab 6. November im Amt folgen wird. Margot Fehrmann war im Herbst vorigen Jahres erkrankt und von November bis Februar dieses Jahres ausgefallen. Einen Nachfolger hatte Margot Fehrmann nicht aufgebaut. Bei den letzten beiden Bürgermeisterwahlen 2010 und 2003 stand sie allein zur Wahl. Erst Ende Mai hatte Gemeinderat Falk Hentschel erklärt, dass er sich bewerben will. Später wurde er von der CDU aufgestellt, deren Mitglied er ist.
Dann ging es Schlag auf Schlag. Nach und nach wurden immer neue Kandidaten bekannt. Die FDP und die AfD nominierten Vertreter, die allerdings bisher nicht in der Gemeinde in Erscheinung getreten waren. Schließlich stellten auch die Freien Wähler, die schon im Rat vertreten sind, einen eigenen Kandidaten auf. Zwei einzelne Bewerber bekamen die 40 Unterstützungsunterschriften zusammen und schafften es so außerdem auf den Wahlzettel.
Hohe Wahlbeteiligung
Für sieben Jahre wird der neue Bürgermeister nun bestimmt. 2014 hatte es bereits einen Generationswechsel in Thiendorf gegeben. 2015 dann das Gleiche in Großenhain. In Schönfeld hatte sich im selben Jahr mit Hans-Joachim Weigel (DSU) noch mal ein „alter Hase“ das Vertrauen seiner Wähler sichern können. 2014 war das mit Wolfgang Hoffmann (CDU) auch in Lampertswalde der Fall. Eine weitere Bürgermeisterwahl steht diesen Herbst in Priestewitz an.
Die Wahlbeteiligung war mit 5,3 Prozent diesmal sehr hoch, was sicher auch an der Bundestagswahl liegt. 2010 gingen 42,6 Prozent der Gemeindeeinwohner an die Wahlurne fürs Bürgermeisteramt, Margot Fehrmann wurde damals mit 95,4 Prozent gewählt. 2003 lag die Wahlbeteiligung bei 47,9 Prozent. Da gaben ihr 98 Prozent der Einwohner ihre Stimme.