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Ebersbacher baut Kaufhaus Freundschaft um

Matthias Illner rettet das Gebäude vor dem Abriss und belebt in seiner Heimatstadt die Bahnhofstraße. Seine Beweggründe dafür überraschen.

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© www.foto-sampedro.de

Von Gabriela Lachnit

Ebersbach. Im Moment ist Matthias Illner eher selten auf seiner aktuell größten Baustelle. Die eisigen Temperaturen lassen derzeit ein Weiterbauen im ehemaligen Kaufhaus Freundschaft in der Ebersbacher Bahnhofstraße nicht zu. Hier, am Eck zwischen Bahnhof- und Marktstraße, zeigt ein Baugerüst an, dass demnächst ein Schandfleck aus der Stadt verschwinden wird, der seit Jahren vielen Ebersbacher Bürgern – und auch der Stadtverwaltung Ebersbach-Neugersdorf – ein Dorn im Auge war.

Vor etlichen Jahren gab es das Ansinnen, das Gebäude abzureißen. Es stand viele Jahre leer, niemand kümmerte sich darum. Das Dach ging kaputt, eindringendes Regenwasser beschädigte das Gebäude, um das sich der Eigentümer auch dann nicht kümmerte, und das auch keiner haben wollte. Bis Matthias Illner auf der Matte stand. Der 43-jährige Ebersbacher, der ein kleines Bauplanungsbüro in Ebersbach betreibt, wollte nicht, dass das Gebäude abgerissen wird. „Es hat mir leidgetan um das Kaufhaus“, sagt er. Der Bauplaner weiß, wie beliebt es einst im Oberland war. Viele Erinnerungen haben vor allem Ältere an das Einkaufszentrum. Illner selbst kennt es nur noch vage aus Kindertagen. Außerdem befürchtete er, dass mit dem Abriss des Gebäudes das Sterben auf der Bahnhofstraße weitergehen würde. „Es gibt schon genug geschlossene Geschäfte und marode Häuser an dieser Straße“, weiß Matthias Illner, der ein sehr heimatverbundener Mensch ist. Er wollte für seine Heimatstadt etwas tun. Seine drei Kinder werden in der Stadt groß. So wie sie sollen alle Ebersbacher hier eine Zukunft haben. Und die gibt es nun mal nicht, wenn alles abgerissen wird oder verfällt, ist der Bauplaner überzeugt. Nicht des Geldes wegen hat er sich auf das Abenteuer Freundschaft eingelassen. Illner hat in Ebersbach bereits das Schloss erfolgreich saniert, jetzt folgt ein weiteres großes Objekt. Er engagiert sich, weil er Spaß daran hat, eigene Projekte umzusetzen. Jetzt sei die Zeit dafür, sagt er und spielt dabei auf sein Lebensalter an. Illner weiß, dass sein Engagement nicht von jedem gutgeheißen wird. Er weiß auch, dass er damit keine Arbeitsplätze schafft. Aber er stellt den Platz für andere zur Verfügung. Sie können in seinen Räumen gewerblich tätig sein. Das sichert Arbeitsplätze und schafft Werte, die auch der Stadt zugutekommen, meint der Bauherr. In sein Vorhaben investiert Illner eine hohe Summe, darunter auch Fördermittel aus dem Städtebauprogramm, die der Stadtrat bewilligt hat. „Darüber bin ich sehr glücklich“, sagt er.

Matthias Illner hat sich Zeit gelassen, bevor er mit den Arbeiten an der Freundschaft gestartet ist. Im Jahr 2009 hat er das Gebäude vom westdeutschen Eigentümer erworben. Im Herbst des gleichen Jahres ist ein erster Mieter eingezogen, ein Sportshop. Zwei weitere Mieter stehen bereits fest: ein Zahnarzt und die Physiotherapie Beate Israel werden dort einziehen. Im dritten Quartal dieses Jahres soll das passieren.

Bis dahin haben die ortsansässigen Baufirmen, die das ehemalige Kaufhaus passgenau für die neuen Mieter aus- und umbauen, noch viel zu tun. Nachdem das Gebäude zunächst komplett entkernt worden ist, folgen, sobald es die Temperaturen zulassen, neue Fenster und Türen, neue Elektrik, Heizung, Sanitäranlagen, Fußböden und Trockenbau für die einzelnen Räume. Sowohl die Zahnarztpraxis als auch die Physiotherapie werden nach den Wünschen der künftigen Mieter gebaut. Das will der Bauplaner auch mit dem Dachgeschoss so halten. Einige weitere Mietinteressenten haben sich bereits gemeldet. „Noch ist aber nichts spruchreif“, sagt der Bauplaner. Einen Namen hat er übrigens auch schon für die neue Dienstleistungseinrichtung: Freundschaft. Er hofft, dass es ihm gelingt, eine Leuchtreklame mit dem Namenszug anfertigen zu lassen. Beim Kino gleich um die Ecke sei das geglückt, freut sich der Ebersbacher.