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Ehrendoktor für Park Geun Hye

Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye erhielt am Freitagmittag die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Dresden. Bei ihrer Rede war auch die Wiedervereinigung Koreas ein Thema.

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Dresden. In einer Grundsatzrede hat Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye an der Technischen Universität Dresden ihre Vision von einer Wiedervereinigung Koreas aufgezeigt und dem Norden Vorschläge zur Zusammenarbeit unterbreitet. Wenn das kommunistische Regime in Pjöngjang von seinem Atomprogramm abrücke, sei Südkorea zu einer umfangreichen Zusammenarbeit bei der Lösung der humanitären Probleme und dem Ausbau der Infrastruktur im Norden bereit, sagte Park am Freitag nach dem Empfang der Ehrendoktorwürde der juristischen Fakultät der TU. Zudem seien gemeinsame Bemühungen um eine kulturelle Wiederannäherung notwendig. Deutschland sei ein gutes Beispiel und die Wiedervereinigung Koreas ebenso eine „historische Notwendigkeit“.

Bei ihrer Rede war auch die Wiedervereinigung Koreas ein Thema.
Bei ihrer Rede war auch die Wiedervereinigung Koreas ein Thema. © dpa
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU), Horst-Peter Götting, Dekan der Juristischen Fakultät (2.v.r.) und rechts Laudator Lothar de Maiziere waren auch anwesend.
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU), Horst-Peter Götting, Dekan der Juristischen Fakultät (2.v.r.) und rechts Laudator Lothar de Maiziere waren auch anwesend. © dpa

„Deutsche und Koreaner sind krisenbeständig“, sagte Park. Das habe die Geschichte gezeigt. Beide Länder hätten in der Folge des Zweiten Weltkriegs großes Leid durch Teilung erlebt. Während Deutschland dies überwunden habe, stehe die Wiedervereinigung Koreas noch aus. „Deshalb müssen Süd- und Nordkorea jetzt mehr den je ihre Zusammenarbeit und ihren Austausch ausweiten“, forderte die 62-Jährige Staatspräsidentin. Die normalen Leute müssten erst wieder eine Vorstellung von einer gemeinsamen Identität erlangen, um einander helfen zu können.

Derzeit werde Korea von Mauern der militärischen Konfrontation, des Misstrauens und einer soziokulturellen Mauer durchzogen, sagte Park. „Und dann ist da die Mauer der Isolation, errichtet durch das nordkoreanische Atomprogramm, das Nordkorea von der Gemeinschaft der Nationen abschneidet.“ All diese Mauern müssten weggefegt werden.

Zunächst müsse das Leid der in Nord und Süd getrennten Familien gelindert werden, sagte Park. Dabei erinnerte sie daran, dass es auch zwischen Westdeutschland und der DDR Möglichkeiten für Familienbesuche gegeben habe.

Eine weitere Grundlage für eine gemeinsame Entwicklung sei der Ausbau der Infrastruktur und Kooperationen bei der Land- und Forstwirtschaft. „Eine Zusammenarbeit vom Säen bis zum Ernten wird es Süd- und Nordkoreanern ermöglichen, nicht nur die Früchte der Arbeit zu teilen, sondern auch die Herzen.“

„Wir sind das Volk“, sagte Park auf Deutsch. „Der Tag wird kommen, an dem diese mächtigen Worte, die die Menschen im Osten und Westen Deutschlands vereinten, auf der Koreanischen Halbinsel widerhallen.“

Die Präsidentin erinnerte in ihrer Rede auch an die lange deutsch-koreanische Freundschaft. „Vor 50 Jahren war Korea eines der ärmsten Länder der Welt.“ Dennoch sei Deutschland damals bereit gewesen, ihrem Land mit einem 150-Millionen-Mark-Kredit zu helfen. Heute sei ihr Land die weltweit achtgrößte Handelsnation und ein wichtiger Wirtschaftspartner Deutschlands.

In seiner Laudatio lobte der letzte DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière die „Trust Politik“ (Vertrauenspolitik) Parks, in der gerade die Menschen in Ostdeutschland die Elemente jener Politik wiedererkennen würden, die den Weg zur Deutschen Einheit gebahnt hätten. „Wir verstehen und schätzen die stille Sehnsucht und das kluge Vorgehen, die ihre Politik des Vertrauens und der nationalen Einheit kennzeichnen“, sagte er.

Auch der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich erinnerte an die Wiedervereinigung Deutschlands: „Der wichtigste Aspekt der deutschen Einheit ist, dass nun einstmals getrennte Menschen in Frieden und Freiheit in einem Land zusammenleben. Für mich ist das der Grund, warum es sich lohnt, sich für die Einheit einzusetzen.“

Der Dekan der Juristischen Fakultät der TU Dresden, Horst-Peter Götting, begründete die Verleihung der Ehrendoktorwürde mit den Anstrengungen und Verdiensten Parks um die Entwicklung einer demokratischen Gesellschaftsordnung, einer sozialen Marktwirtschaft und der Bekämpfung der Armut in ihrem Land.

Park steht seit Anfang vergangenen Jahres als erste Frau an der Staatsspitze Südkoreas. Als Tochter des 1979 ermordeten Militärdiktators Park Chung Hee ist sie schon von Kindesbeinen an mit der politischen Geschichte des ostasiatischen Landes verbunden. (dpa)