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Ein Biergarten auf dem Autodach

Russen, Franzosen, Niederländer und Polen kamen zum diesjährigen „speednation“ auf den Großenhainer Flugplatz.

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Von Henry Müller

Die Zeltstädte auf den Wiesen des Flugplatzes werden von Jahr zu Jahr größer. Tunen findet seine Liebhaber. Koste es was es wolle.

Organisator Jens Mikolajczyk spricht von 10000 Aktiven und Fans. Anreisen von 1000 Kilometer sind keine Seltenheit. „Viele Russen waren diesmal da, aber auch Franzosen, Niederländer und Polen“, freut er sich über die super Resonanz. Maik Jonas ist mit einem fast fabrikneuen Skoda aus Amsterdam dabei. Er besuchte mit seinen Chemnitzer Kumpels zum siebenten Mal das Treffen. „Es gibt bei uns auch solche Treffen, die sind aber nicht so spektakulär wie in Großenhain“, erklärt der Kfz-Mechaniker und ergänzt: „Hier kann man sich auch kultivieren und muss nicht das ganze Wochenende verschwitzt auf dem Platz herumrennen. Hier können wir sogar duschen, das gibt’s woanders nicht.“

„Wir bauen so was, um bei solchen Treffen richtig aufzufallen“, erklärt Nancy Fuhrmann aus Schweikershain, einem Ortsteil von Erlau bei Chemnitz. „Man muss für so einen Umbau richtig viel Grütze im Kopf haben“, ist sie überzeugt. 20 junge Leute gehören zu ihrer Clique. Sie haben auf einen 91er Honda Concerto einen Biergarten gebaut. Dessen Besucher müssen nicht einmal auf eine zünftige Beschallung „von unten“ verzichten. Das Gefährt heißt „Blitz“ und wird mit ohne Kat gefahren. „Weil er da schneller ist“, behauptet Carsten Jacob, der auch gleich mal kurz überschlägt, wie viele Arbeitsstunden in die Umgestaltung geflossen sind. „Im Schnitt haben wir vier Wochen jeden Tag zu dritt daran gebastelt.

500 Stunden werden da zusammen gekommen sein“, schätzt er. Die Gemeinschaft aus Erlau gewann im vergangenen Jahr sogar mit dem „Blitz“ in der Kategorie „Gracy-Cars“. Das Fahrzeug hat selbstverständlich auch keine Straßenzulassung, wird aber standesgemäß von einem gediegenen BMW 330ci gezogen.

Stephanie Schulze, eine weitere junge Dame aus dem Team, fährt selbstbewusst einen Ford Ranchero. Das ist ein riesiger Pickup Geländewagen aus den USA mit 6,6 Liter Maschine, die wohl über 200 PS erzeugt. Das sei aber nicht so wichtig, behauptet sie, denn: „Hubraum ist durch nichts zu ersetzen“. Ein grüner „Trabant“ mit NVA-Zeichen an den Türen erregt ebenfalls das Interesse der Fans. Aber außer der Karosse ist da nichts mehr DDR-Produktion. Christoph Prillwitz aus Meißen hat das 601er Gehäuse auf das Fahrgestell eines 4 WD Suzuki geschweißt. Nun ist seine Pappe nicht nur vierradgetrieben, sondern auch noch enorm höher als das Original. „Tiefer kann jeder“, meint er lakonisch. Es gab aber am Wochenende auch richtige Wettbewerbsfahrzeuge zu erleben.

So den Münchner Drifter Marcel Descy, der mit seinem Nissan Skyline R34 GTT ein paar schnelle, heiße Runden hinlegte. Begleitet von viel Nebel und dem Geruch von verbrannten Reifen. Er hatte am Samstag im Motopark Oschersleben an einem Drift-Wettbewerb teilgenommen und hinterließ auf seinem Rückweg nach Bayern mal kurz in Großenhain eine Menge Gummi auf dem Beton des Vorfeldes, obwohl der Stopp einen kleinen Umweg für ihn bedeutete.