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Ein Blick in die neue Nord-Wache

Der Neubau für Feuerwehr und Hilfsdienst ist fertig. Dort ziehen besondere Maskottchen ein.

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© Christian Juppe

Von Sarah Grundmann

Udo Krümel musste einfach mit. Das Plüsch-Krümelmonster – eine Figur aus der Kinder-Fernseh-Serie Sesamstraße – war vor Kurzem am Flughafen gestrandet. Weil sich kein Besitzer fand, wurde das Spielzeug versteigert und von der Freiwilligen Feuerwehr Klotzsche ergattert. Somit zog auch Udo Krümel am Freitag in die neue Wache an der Ecke Boltenhagener/Travemünder Straße um. Dafür hat er sich in Schale geworfen: Die Frau eines Kameraden, die ein Nähstudio führt, verpasste Udo eine Feuerwehrmontur. Optisch passt er nun gut zu seinen Kollegen. Darunter sind auch neue Gesichter.

So sieht die neue Wache an der Ecke Boltenhagener/Travemünder Straße aus. Neben zwei Freiwilligen Feuerwehren zieht dort auch der Malteser Hilfsdienst ein.
So sieht die neue Wache an der Ecke Boltenhagener/Travemünder Straße aus. Neben zwei Freiwilligen Feuerwehren zieht dort auch der Malteser Hilfsdienst ein. © Christian Juppe
Thomas Fucik (l.) und Gregor Muschker haben bislang getrennt gearbeitet.
Thomas Fucik (l.) und Gregor Muschker haben bislang getrennt gearbeitet. © Christian Juppe

Denn im Neubau wurden die Freiwilligen Feuerwehren Klotzsche und Hellerau zusammengelegt. So sollen die Bewohner im Dresdner Norden besser geschützt sein. Denn bislang konnten Einsätze nicht immer gewährleistet werden. Die sechs Kameraden, die aus Sicherheitsgründen auf einem Löschfahrzeug sein müssen, kamen nicht immer zusammen. Denn insgesamt standen in der Wehr in Klotzsche nur 25 und in Hellerau 28 Kameraden bereit.

Im neuen Haus werden nun 49 Kameraden aus beiden Wachen ihren Dienst gemeinsam verrichten. „Wir kennen uns aber alle schon lange“, sagt Gregor Muschker, der seit 1998 bei der Freiwilligen Feuerwehr Hellerau aktiv ist. „Seit etwa acht Jahren arbeiten wir eng zusammen, seit fünf Jahren fahren wir zu den meisten Einsätzen gemeinsam raus.“ An den Abläufen ändert sich somit für die Einsatzkräfte nicht viel, seit Mitte Juni läuft ohnehin schon ein Probebetrieb in dem Neubau. Die Idee, die beiden Wachen zusammenzulegen, gibt es schon seit 2012.

„Allerdings hat sich die Grundstückssuche schwierig gestaltet“, sagt Ordnungsbürgermeister Detlef Sittel. An einigen Standorten gab es Probleme mit den Nachbarn oder dem Umweltschutz, für andere Grundstücke verlangten die Eigentümer horrende Preise. „Außerdem wollten wir, dass der Neubau so liegt, dass alle Kameraden einen möglichst kurzen Weg haben“, sagt der Bürgermeister. Der Standort, nahe der Stadtteilgrenze zu Hellerau, ist diesbezüglich perfekt. Besonders die Feuerwehrleute aus Klotzsche freuen sich über die neue Wache.

Denn der bisherige Stützpunkt war alles andere als modern. Bislang wurden die Einsätze von einer Garage hinter dem Klotzscher Rathaus auf der Kieler Straße koordiniert. „Dort hatten wir keine richtigen Sanitäranlagen, die Umkleideräume waren nass“, sagt Kamerad Thomas Fucik. „Und ich hatte auch kein Büro“, ergänzt Wehrleiter Robby Schmieda. Er führt die Klotzscher Feuerwehr bereits seit acht Jahren, wurde nun auch für die neue Wache gewählt. Einsatzpläne schreiben, Anfragen beantworten: Auch wenn das nicht gerade die Lieblingsaufgaben des 50-Jährigen sind, kann er diese nun zumindest in einem eigenen kleinen Reich im Obergeschoss des Neubaus erledigen.

Dort sind außerdem noch zwei Schulungsräume für die Jugend und die Erwachsenen sowie eine Küche untergebracht. Die ist nun der Arbeitsplatz für ein festes Küchen-Team von fünf Leuten. Das hat sich auch bereit erklärt, die Feldküche bei Notversorgungen zu unterstützen. Im Erdgeschoss gibt es zwei Umkleiden: Für die drei weiblichen Kameradinnen steht ein eigener Bereich zur Verfügung. Außerdem befindet sich im Erdgeschoss auch die rund 300 Quadratmeter große Fahrzeughalle, in der zwei Löschfahrzeuge sowie ein Mannschaftsbus stehen.

Für Architektin Ulrike Steglich war die Planung eine Herausforderung. Denn sie hat zum ersten Mal eine Wache entworfen. Ein Detail, das es nur bei dem Neubau an der Boltenhagener Straße gibt, machte die Aufgabe noch schwerer. Denn neben den Räumen für die Feuerwehrleute ist auch ein integriertes Gebäude für den Malteser Hilfsdienst entstanden. Neun Mitarbeiter verrichten dort rund um die Uhr ihren Dienst. Sie haben einen separaten Eingang, eine kleine Fahrzeughalle für einen Rettungswagen sowie Schlafräume für den Nachtdienst. Insgesamt bringt es der Neubau so auf über 900 Quadratmeter, 3,4 Millionen Euro wurden investiert.

An diesem Sonnabend lädt die Feuerwehr zu einem Einweihungsfest ein. Dann können Interessierte nicht nur einen Blick auf Udo Krümel und sein neues Zuhause werfen. Damit sich das Maskottchen nicht so allein fühlt, haben ihm die Kameraden Spielgefährten besorgt: Wer aufmerksam guckt, kann in der neuen Wache auch auf Ernie, Bert und Elmo treffen.