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Ein Buch – viele Leser

Ohne Bücher wäre der Alltag von Manuela und Ines Klingbeil nicht komplett. Und ihr Motto lautet: kaufen, lesen, verschenken.

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© André Braun

Von Cathrin Reichelt

Leisnig. Als Manuela Klingbeil den neusten Band von Harry Potter im Laden sah, hat sie ihre Mutter regelrecht gebettelt, ihn zu kaufen. Schließlich hatte die 15-Jährige die anderen Teile der Reihe gerade erst regelrecht verschlungen. Ines Klingbeil ließ sich erweichen: „Aber nur mit der Option , dass wir das Buch anschließend in die Bibliothek schaffen.“ Manuela war einverstanden und hatte das mehr als 200 Seiten starke Buch innerhalb eines Tages ausgelesen.

Solche Situationen gibt es öfter bei Familie Klingbeil. Denn die Mutter und ihre Tochter sind total lesebegeistert. Seit vielen Jahren profitiert davon auch die Leisniger Stadtbibliothek. Denn die meisten Bücher, die die beiden gelesen haben, überlassen sie der Einrichtung als Spende. Wie lange schon, weiß Ines Klingbeil nicht mehr, aber, wie es dazu kam. „Ich mag historische Romane. Manche, die ich gern lesen wollte, konnte ich in der Bibliothek nicht ausleihen. Da habe ich sie gekauft“, erzählt die 48-Jährige. Der Bücherstapel Zuhause wurde immer größer. Dazu kamen Kinderbücher, die die beiden Töchter nicht mehr haben wollten. „Anfangs haben wir die Bücher an Freunde verborgt. Aber in der Bibliothek haben noch mehr Leute etwas davon“, erklärt sie die Entscheidung für die regelmäßigen Spenden. Manuela interessiert sich besonders für Fantasiegeschichten. Zwei bis drei Bücher pro Woche sind keine Seltenheit. In den Ferien liest sie auch mehr. Manchmal sagt Ines Klingbeil aber auch „Nein“, wenn sich ihre Tochter ein Buch wünscht. Schon lange sucht Manuela den ersten und zweiten Band aus der Reihe der Tangshan Tigers. Mit reichlich 11  Euro ist der Preis für den ersten Band noch moderat. Aber der zweite, nur 124  Seiten starke Band, soll 62 Euro kosten. Das ist trotz aller Lesebegeisterung zu viel.

Auch Vater Andreas Klingbeil haben Mutter und Tochter schon angesteckt. Er greift schon mal zu den historischen Romanen seiner Frau, ist aber vor allem von Eisenbahnbüchern begeistert. Die 13-jährige Simone schaut aber lieber mal eine DVD. Nur, um sie abzuspielen, besitzt die Familie einen Fernseher. An eine Antenne oder einen Receiver ist er nicht angeschlossen. Auch DVDs und Spiele bringen die Klingbeils in die Bibliothek. Kurz vor Weihnachten haben sie bei einer Handelskette extra Punkte gesammelt, nur um sie dann in Tiptoi-Spiele für die Bibo umzutauschen. Bei ihren regelmäßigen Besuchen hatten Manuela und Ines Klingbeil bemerkt, dass die Bibliothek begonnen hatte, solche Spiele anzuschaffen. Sie sind sehr begehrt und ständig ausgeliehen.

Bibliothekschefin Kerstin Otto freut sich über das Engagement der Klingbeils. „Von ihnen kommen wirklich wertvolle Spenden. Die Bücher und Filme sind immer in einem sehr guten Zustand, oft noch ladenneu“, sagt sie, betont aber gleichzeitig, dass es auch noch viele andere Leisniger gibt, die der Bibliothek kostenlos Medien überlassen.

Auch dadurch ist der Medienbestand im vergangenen Jahr um 463 auf 16 878 gestiegen. Ebenfalls leicht gestiegen ist die Zahl der Besucher. 2016 waren es rund hundert mehr als 2015. Mit 352 (2015) auf 881 (2016) hat die Ausleihe von elektronischen Medien einen großen Sprung gemacht. Seit 2015 bietet die Bibliothek die Onleihe an. Damals standen 2 200 Medien zur Verfügung. Derzeit sind es rund 4 000. „Wir wollen mit den modernen Medien mitgehen, bei denen es eine große Vielfalt gibt“, so Kerstin Otto.

Von 35 auf 29 gesunken ist die Zahl der Veranstaltungen in der Bibliothek. Das liegt aber nicht am geringer gewordenen Interesse der Leisniger, sondern am größer gewordenen Aufgabengebiet von Kerstin Otto. Als Petra Müller vom Kulturamt in den Ruhestand gegangen ist, hat die Bibliothekarin die Organisation des Burg- und Altstadtfestes sowie des Weihnachtsmarktes mit übernommen. „Das ist eine große Herausforderung, weil es ein ganz anderes Arbeitsfeld ist“, so Kerstin Otto. An erster Stelle sollen aber weiter die Leser stehen. „Der Service für die Nutzer der Bibliothek soll auf keinen Fall gekürzt werden.“

Erste Veranstaltung 2017: 17. März, Multimediavortrag von der Pilgerreise auf dem Jakobsweg von Michael Unger.