Ein einstiges Ideal starb, ein neues ist im Werden
![Olaf Winkler in der KulturFabrik Hoyerswerda.](https://image.saechsische.de/784x441/d/o/dou0ttoo56n3v0ab2581hdflygmq1tol.jpg)
Von Katrin Demczenko
Anno 1957 begann der Aufbau von Hoyerswerda-Neustadt als sozialistische Modellstadt für die Erbauer des Gaskombinates Schwarze Pumpe (GSP). Sieben familienfreundlich konzipierte Wohnkomplexe (WK) waren geplant, aber wegen des ständig steigenden Arbeitskräftebedarfs im Kombinat entstanden zehn WK. Der Wohnungsbau musste bevorzugt werden gegenüber der Errichtung von Gesellschaftsbauten, sodass zu wenig Kommunikationsräume für die Menschen entstanden. Die geplante „Idealstadt“ Hoyerswerda wurde schon Ende der 1960er Jahre nicht mehr realisiert, meint das Mitglied der KulturFabrik (KuFa), Olaf Winkler. Über die Gründe wollen er und Architektin Dorit Baumeister nun mit Zeitzeugen reden.
Zwischen Wunsch und Realität
Die Veranstaltung zum Thema „Die 1960/70er-Jahre: Die Vision und das Scheitern der sozialistischen Zukunftsstadt“ findet am 26. Februar um 19 Uhr im Café „Auszeit“ des Bürgerzentrums Braugasse 1 statt. Sie gehört zum KuFa-Zeitzeugen-Projekt „Zukunftsstadt Hoyerswerda – Wunschvorstellung und Realität“. Einzelinterviews mit dem (mittlerweile verstorbenen) Generaldirektor des GSP, Dr. Herbert Richter, und anderen Personen wurden schon geführt, so Olaf Winkler.
Später werden sich zwei Gesprächsrunden mit der Zeit der starken Schrumpfung der Stadt in den 1990er/2000er-Jahren und dem Blick in die Zukunft beschäftigen. In diesen Epochen muss die Stadtpolitik ebenfalls mit vorhandenen Problemen umgehen, und oft haben engagierte Bürger dazu eine andere Meinung. Wie kamen und kommen diese Positionen zusammen? Entsteht eine produktive Streitkultur – und wie lebenswert ist eigentlich das kleiner gewordene Hoyerswerda der Gegenwart? Laden das Projekt „Brückenschlag“ (zwischen Alt- und Neustadt), der Boulevard Kirchstraße, das Leitbild Hoyerswerda 2030 oder der Bürgerhaushalt die Hoyerswerdaer Bewohner ein, die Zukunft mitzugestalten? Sind diese Ansätze schon ausreichend in der Stadtgesellschaft verankert?
Sachliche Beschreibung ist das Ziel
Das Augenmerk der Veranstalter liegt ausdrücklich auf der Wertschätzung und gegebenenfalls dem Schutz der sich äußernden Personen und ihren Perspektiven, erklärt Olaf Winkler. Es gehe nicht um die Darlegung von Vorwürfen oder um Verurteilungen, sondern um eine sachliche Beschreibung aller Standpunkte zum Zwecke der Dokumentation. Die Gesprächsrunden werden mitgefilmt und verschriftlicht, um später mit Zeitdokumenten eine mehrperspektivische Materialsammlung für geschichtsinteressierte Nutzer zu bilden.