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Ein ganz zarter Sauerbraten

Das N 23 gilt als Geheimtipp. Hier stimmt nicht nur das Preis-Leistungs-Verhältnis.

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© SZ-Archiv/Ronald Bonß

Von Peter Braukmann

Meißen. Der heutige Test hat eine kleine Vorgeschichte, die ich dem Leser nicht verheimlichen möchte. Ich gehöre zu den Menschen, die beim Einkauf gerne jene Waren nehmen, an denen ein rotes 30-Prozent- Schild klebt – zum sofortigen Verzehr, daher reduziert im Preis. Ehe diese einwandfreie Ware nicht verkauft wird und nach Ablauf der Frist weggeworfen wird, landet sie besser in meinem Magen.

Da liegt es also vor, das große Stück falschen Rinderfilets. Das falsche Rinderfilet, auch Schulterfilet oder Buglende genannt, ist ein Stück aus der Schulter, manchmal mit einer Sehne durchzogen und eignet sich daher eher zum Schmoren. Da fällt mir der leckere Sauerbraten ein, den meine Mutter, eine gebürtige Düsseldorferin, zu besonderen Anlässen auf rheinische Art zubereitete. Ich setze also eine Marinade auf, bestehend aus kräftigem Rotwein, Himbeeressig, Piment, Lorbeerblättern, Gewürznelken und Wacholderbeeren, dazu Möhren und Zwiebeln, Salz und Pfeffer sowie ein Schuss Zucker. Damit bedecke ich das Fleisch, verschließe den Topf luftdicht mit Aluminiumfolie und lasse ihn im Kühlschrank verschwinden. Sodann vergesse ich seine Existenz für die nächsten drei Wochen.

Noch ehe dieser Zeitraum verstrichen ist, fragt mich ein Leser meiner Testreihe, ob ich denn schon einmal im N 23 gewesen wäre. Nachdem mir die Lage beschrieben worden war, war mir klar, diesen Ort kennt man oder man geht nie hin. So etwas nennt der Volksmund ja Geheimtipp.

Wer schon einmal von der Manufaktur kommend an der Ampel zum Neumarkt gewartet hat, der erspäht mit Glück ein Schild am ersten Gebäude rechter Hand, das auf den Catering Service N 23 hinweist, der auch Frühstücksbuffet und Mittagstisch anbietet. Vor der Eingangstür steht auf einer Tafel das Mittagsangebot. Heute gibt es drei unterschiedliche Speisen, darunter auch Sauerbraten mit Kartoffelknödel und Ananas-Rotkohl. Also bestelle ich das und setzte mich in den geräumigen Gastraum, in dem gut und gerne 60 Personen Platz finden können.

Hundertprozentig zufriedengestellt

Nach einer nicht allzu langen Wartezeit kommt mein Essen. Auf dem Teller sind zwei Knödel, zwei Stücke Fleisch, eine große Portion Rotkraut – es duftet vielversprechend. Und wie es erst einmal schmeckt. Die Knödel sind hausgemacht, die gerösteten Weißbrotstückchen im Knödelbauch sind knackig, eine Wucht. Der Rotkohl nicht minder. Ebenfalls hausgemacht, grob gehackt, mit Ananasstückchen verfeinert, fein angepfeffert – hmmm! Und erst einmal der Sauerbraten. Das Fleisch ist so zart, dass es fast von allein auf der Zunge zerfließt. Der Geschmack, ausgezeichnet, angesäuert und doch mit der nötigen Note süßem Beigeschmack, der den Sauerbraten ja auszeichnet und abhebt von anderen Schmorbraten. Die Sauce ebenfalls perfekt. Wie auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Sechs Euro zahle ich und gehe hundertprozentig zufriedengestellt nach Hause. Dem Internet entnehme ich später, dass das N 23 auch vegetarische Gerichte anbietet, Cateringservice und Kochkurse.

Ich habe am Wochenende nach dem Test meinen rheinischen Sauerbraten vollendet, mit gekochten Kartoffeln und ebenfalls mit Rotkohl. Durch die lange Zeit in der Marinade ist dieser Braten schon säuerlicher und bedarf einer süßeren Sauce als geschmackliches Gegengewicht. Doch wo findet man in Meißen schon Printen oder Honigkuchen, von denen man Stückchen in der Sauce aufgehen lässt und mit einem gehörigen Schuss Honig abschmeckt?

Nirgends, also servierte ich meiner Familie einen nicht ordnungsgemäßen rheinischen Sauerbraten, der dennoch gelobt wurde. Zum Kochkurs muss ich demnach nicht ins N 23. Aber zum Frühstück oder Mittag werde ich mich sicher wieder blicken lassen.

N 23, Neumarkt 23, 01662 Meißen; Montag bis Freitag 7.30 Uhr bis 14 Uhr geöffnet;www.n23-catering.de