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Ein Gipfelstürmer aus Riesa

Matthias Jäger hat schon auf Bergen in der ganzen Welt gestanden. Ein Land hat es ihm besonders angetan.

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Matthias Jäger klettert schon seit Kindertagen leidenschaftlich gern. Allein in Nepal war der Riesaer fünf Mal. Das Land habe es ihm besonders angetan, sagt er.
Matthias Jäger klettert schon seit Kindertagen leidenschaftlich gern. Allein in Nepal war der Riesaer fünf Mal. Das Land habe es ihm besonders angetan, sagt er. © privat

Von Christian Kluge

Riesa. Wenn Matthias Jäger vom Bergsteigen und Klettern erzählt, dann merkt man, wie sehr sich der Riesaer gerade für diese Freizeitaktivitäten begeistern kann. Vor allem Nepal hat es ihm dabei angetan. Schon fünf Mal gingen Jägers Reisen in den Himalaya, obwohl er nie auf die dortigen 8 000-Meter-Gipfel gestiegen ist. „Mein Highlight war 2015 die Besteigung des Mera Peak in der Khumbu-Region, dessen Nordgipfel immerhin 6 476 Meter hoch ist“, erzählt der 45-jährige Diplom-Ingenieur, der beim Betonwerk in Oschatz tätig ist und oft mit dem Fahrrad von Merzdorf zur Arbeit fährt. „Dabei sind schnell mal 500 Kilometer im Monat zusammengekommen.“

Außerdem trainiert er einmal pro Woche mit seinen Drachenboot-Kumpels in Riesa. Und eine gute Fitness ist wirklich extrem wichtig bei seinem Hobby, denn in den Bereichen über 5 000 Meter wird die Luft – im wahrsten Sinne des Wortes – schon ziemlich dünn. Heute, 15 Jahre nach seinem ersten Nepal-Trip, sagt Jäger: „Ich möchte dem Land und seinen Menschen etwas zurückgeben. Nepal hat mir so viel Inspiration und Spiritualität wie kein anderes Land zukommen lassen.“

Deswegen engagiert sich Matthias Jäger auch für die Nepalhilfe, denn im April und Mai 2015 erschütterten gleich zwei schwere Erdbeben das kleine Bergland. 8 800 Menschen starben an den Folgen der Beben, rund 22 300 wurden dort verletzt. „Damals ist dort der Tourismus zusammengebrochen und ich habe mit Freunden eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Wir haben auch Diavorträge gemacht und später das Geld für ein Behinderten-Zentrum in Kathmandu gespendet.“

Auch Freunde hat der Riesaer im Laufe seiner Reisen unter den Nepalesen gefunden. „2004 habe ich die erste Reise noch über ein Reisebüro gebucht. In Nepal habe ich dann Tej Panta kennengelernt, der selbst Bergsteiger ist und eine Trekking-Agentur in Kathmandu aufgebaut hat. Mit ihm habe ich dann die anderen vier Reisen organisiert.“

Zum Klettersport kam Jäger – wie so viele andere Sachsen auch – bei Touren in die Sächsische Schweiz. „Onkel Werner und Tante Irene haben mich 1981 mal mitgenommen zum Honigstein. Später bin ich dann immer mit meinem Vater dort zum Klettern gegangen.“ In den Schulferien zelteten Vater Wolfgang und Sohn Matthias dann gleich für zwei Wochen in Schmilka und bestiegen einen Gipfel nach dem anderen. Das ging problemlos, weil der Papa als Berufsschullehrer zur gleichen Zeit Ferien hatte. Wesentlich komplizierter war die Beschaffung der notwendigen Ausrüstung. Einiges bekam man damals in der Tschechoslowakei, anderes musste improvisiert werden. Wie die Klettergurte. „Die wurden damals aus Trabi-Sicherheitsgurten gebastelt.“

Wobei gleich das Fernziel von Matthias Jäger ins Gespräch kommt. „Bisher war ich in der Sächsischen Schweiz auf 850 Gipfeln. Insgesamt sind es 1 140. Die restlichen möchte ich gerne noch schaffen. Allerdings sind jetzt nur noch schwere Gipfel übrig“, lächelt der Riesaer, den das nach mehreren 6 000er-Bergen allerdings nicht schreckt. Die Sächsische Schweiz ist übrigens eines der ältesten Klettergebiete der Erde und wird auch als „Wiege des Freikletterns“ bezeichnet.

Schon vor mehr als 150 Jahren begann dort der Klettersport. Jäger: „Das ist auch heute immer noch ein Naturerlebnis und vor allem etwas für Romantiker.“ Auch deswegen möchte sich der Riesaer in den nächsten Jahren vor allem mit Klettern beschäftigen und weniger auf hohe Berge steigen. Mit einer Ausnahme: „Das Klettern auf den Mount Kenia war absolut toll. Aber ich war nur auf einem Gipfel – und der Berg hat zwei über 5 000 Meter. Den zweiten möchte ich gerne noch mal machen.“ Der 5 199 Meter hohe Batian und der nur um zehn Meter kleinere Nelion sind übrigens nach alten Häuptlingen der Massai benannt.

Und wo war der Riesaer noch so unterwegs? „In der Hohen Tatra, im Atlas-Gebirge in Marokko auf über 4 000 Metern, in Kirgistan, den Dolomiten, im Iran, auf dem Großglockner in Österreich, dem Kaukasus mit dem 5 642 Meter hohen Elbrus und den Kletterfelsen von Meteora.“ Die dortigen Felsen zählen zu den beliebtesten Kletterzielen in Griechenland. Erschließer dieses Gebietes war hauptsächlich Dietrich Hasse, der aus Bad Schandau stammt. Der 5 610 Meter hohe Damavand im Iran war 2016 der bisher letzte hohe Berg, den Jäger bisher bestiegen hat.

Am höchsten Gipfel, den der Riesaer besteigen wollte, musste er im letzten Lager auf 6 000 Metern Höhe allerdings seinen Plan aufgeben. Am Peak Lenin in Kirgistan war das Wetter einfach zu schlecht und es war im Schneesturm und bei Lawinengefahr zu gefährlich, die letzten 1 100 Höhenmeter noch zurückzulegen. Abschließend sagt Matthias Jäger: „Wer in der Sächsischen Schweiz klettern gelernt hat, der kann überall auf der Welt klettern. Heute lernen es viele in der Kletterhalle – und die müssen dann draußen alles neu lernen. Man braucht letztlich einfach sehr viel Erfahrung.“