Von Nadja Laske
Immer ganz vorn dran ist Hanns-Jochen Kügler. Immer tanzt er mit seiner Freundin direkt vor der Bühne auf dem Theaterplatz. Und während drinnen der Semperopernball gefeiert wird, haben die beiden immer eine tolle Ballnacht – statt Sempers Gewölbe den Himmel über ihren Köpfen und historisches Pflaster anstelle des Parketts unter ihren Füßen.
„Wir sind von Anfang an dabei und kommen dieses Jahr wieder“, kündigt der 60-Jährige an. Klar wäre es schön, sich auch einmal in der Oper im Walzertakt zu drehen. Deshalb hat er sich um den Preis beworben, den die Ballorganisatoren in diesem Februar zum ersten Mal dem Dresdner Open-Air-Publikum verleihen: Drei Paare sollen geehrt werden und als Flaniergäste den zehnten Semperopernball 2015 miterleben. Vielleicht haben Hanns-Jochen Kügler und seine Partnerin Monika Günzel Glück. Wenn nicht genießt das Paar auch im Jubiläumsjahr die frische Luft. Denn wenn sich die Gäste des Semper-Open-Air-Balls unter Leitung Gotthilf Fischers zu einem riesigen Chor zusammenfinden, wie mehrfach erlebt, seien das unvergessliche Momente, sagt Hanns-Jochen Kügler. „So etwas gibt's in der Oper nicht.“
Über die Zeit haben sich ihm befreundete Paare zugesellt und den Abend zu einem kleinen Fest ausgeschmückt. „Nach dem Programm auf dem Theaterplatz gehen wir gleich nach Hause und sehen uns die Fernsehübertragung vom Ball in der Wiederholung an.“ Mit etwas Glück kann sich der Mitarbeiter des Landesvermessungsamtes dann auf dem Bildschirm sehen. Mit Sicherheit jedoch hat er es schon dreimal in die Ballzeitung der Sächsischen Zeitung gebracht. „Die Fotos hebe ich mir alle auf“, sagt er. Sie bewahren jene ausgelassenen Momente vor der Bühne und ganz nah an den Künstlern, die den Abend zum Event machen. Ob eisiger Wind über den Theaterplatz hinwegfegt, Schnee das Publikum prüft oder milder Regen die Frisuren einweicht, ist dem treuen Ballbesucher egal. „Ich trage einen Lammfellmantel, der hält eine Menge ab.“ Für die innere Wärme sorgt neben Bewegung beim Tanz das eine oder andere Glas Glühwein, das sich das Paar vorsorglich in der Thermoskanne mitbringt. Für den 7. Februar gilt: The same procedure as every year. Und wie jedes Jahr werden sich etliche Ballgäste mit Hanns-Jochen Kügler und Monika Günzel an der Bühne einfinden. „Manche kennt man schon und begrüßt sie wie alte Bekannte.“
Jede Woche einmal tanzen zu gehen gehört übrigens zum Alltag des engagierten Dresdners. Für sein Hobby unternimmt er auch weitere Fahrten in die Region und arbeitet außerdem in zwei Vereinen mit – in der Sächsischen Bildungs- und Begegnungsstätte Windmühle Seifhennersdorf und im Verein für Vermessungswesen. Bei aller Mess- und Berechenbarkeit im Beruf bleibt die Verleihung des Open-Air-Publikumspreises auch für Hanns-Jochen Kügler eine Überraschung. Noch können sich auch andere Gäste bewerben.
Haben Sie Ihren Partner auf dem Open-Air-Ball kennengelernt oder einen alten Bekannten wiedergetroffen? Schicken Sie Ihre Geschichten und Fotos bis zum 24. Januar unter dem Kennwort „Dresdenpreis“ an: Semperopernball e.V., Taschenberg Kempinski, Taschenberg 3, 01067 Dresden oder per Mail an [email protected]