Merken

Ein Kessel Bier

Der Freitaler Unternehmer Alexander Frenzel will künftig Selbstgebrautes verkaufen – und an eine alte Stadttradition anknüpfen.

Teilen
Folgen
NEU!
© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Freital. Noch ist viel Fantasie nötig, um sich in diesem Raum eine Brauerei vorzustellen. Die Wände könnten einen frischen Anstrich vertragen. Bretter und andere Baumaterialien liegen herum. Doch Alexander Frenzel, Chef des Getränkehandels Mierisch am Niederhäslicher Dorfplatz, ist optimistisch. „Eigentlich habe ich alles zusammen, was man zum Brauen braucht“, sagt der 34-Jährige, der für die Freien Wähler im Stadtrat sitzt. Im Februar will er mit einer kleinen Testanlage seinen ersten Gerstensaft brauen. Spätestens Ende April zum traditionellen Hexenbrennen in Niederhäslich soll sein Bier erstmals offiziell ausgeschenkt werden – unter dem Namen Windberg-Brauerei.

Die Pläne sind nicht neu, das gibt Frenzel offen zu. „Am liebsten hätte ich mit dem Brauen schon vor zwei Jahren angefangen“, sagt er. Damals plante er gerade einen Neubau für seinen Getränkehandel auf dem Grundstück. Doch das Vorhaben erwies sich als komplizierter als gedacht, dauerte länger und war letztlich auch kostspieliger. Statt den ursprünglich geplanten 180 000 Euro hat Frenzel nach eigener Aussage 250 000 Euro in den Neubau gesteckt. Das Problem: Die Räume, in denen ursprünglich der Getränkehandel eingerichtet war und die mit dem Umzug in den Neubau für die Brauerei genutzt werden sollten, wurden zunächst nicht frei. Außerdem hatte Frenzel erst einmal kein Geld, um auch noch in die Brauerei zu investieren. „Die Priorität lag auf dem neuen Laden“, sagt der Unternehmer.

Jetzt gibt es einen neuen Anlauf, der endlich zum Erfolg führen soll. In der kommenden Woche rückt der Fliesenleger an. Eine gebrauchte Kühlzelle hat sich Frenzel bereits gekauft sowie eine kleine Flaschenwaschmaschine. Die Wasseranschlüsse sind gelegt. Im Lager stehen kleine Sudbottiche und Gärbehälter bereit. Spätestens Mitte Februar will der Freitaler anfangen, erste Brautests zu machen. „Man muss ja erst einmal schauen, wie die Anlage funktioniert und wie die einzelnen Teile zusammenspielen“, sagt Frenzel.

Das Wissen über die Braukunst hat er sich angelesen. Außerdem fand er Unterstützung bei Christian Schwingenheuer, der in der Dresdner Neustadt schon seit mehreren Jahren die Neustädter Hausbrauerei betreibt. Frenzel ließ sich die Technik vor Ort erklären und machte einen Brau-Kurs bei dem Dresdner. Geplant ist nun, dass er zusätzlich ein Brauseminar in Bayern belegt.

Zunächst will Frenzel klein anfangen. Die Kessel, mit denen er die ersten Biere brauen will, fassen gerade einmal 50 Liter. Mit einer Produktion von 300 Litern pro Monat soll angefangen werden. Später sei die Erweiterung auf 200-Liter- oder gar 500-Liter-Kessel denkbar, so Frenzel. „Je nach dem, wie es anläuft.“ Knapp 10 000 Euro investiert er in seine Brauerei.

Wie die beiden ersten Biere heißen sollen, steht schon fest: ein Pils mit dem Namen „Freitaler Stadtbier“ und ein rotes Bier mit Namen „Rotkopf Görg“. Verkaufen will Frenzel das Bier in seinem Laden zum Preis 2,50 bis drei Euro pro Liter-Flasche. Im Restaurant „Zur Linde“ soll es außerdem vom Fass ausgeschenkt werden. Wie Frenzel sagt, habe auch die Freitaler Rewe-Filiale bereits Interesse angemeldet.

„Ich will mir mit dem eigenen Bier zum einen ein zweites Standbein aufbauen“, sagt Frenzel. Handwerklich hergestellte Getränke hätten es heute schwer, gegen die großen Filialisten zu bestehen. „Wenn man sich nicht ständig neu erfindet, stirbt man.“ Zum anderen soll das selbst gebraute Bier der Stadt Freital aber auch ein Stück Identität zurückgeben. Frenzel setzt auf regionale Produkte und hat seinen Getränkehandel zum Hofladen umgebaut. Pesterwitzer Wein und Wurst aus Somsdorf sind dort zu kaufen. Freitaler Bier passt gut in dieses Konzept. „Es geht darum, den Zusammenhalt in der Stadt zu stärken.“

Denn es ist schon eine Weile her, dass in Freital professionell Bier gebraut wurde. Die Freitaler Brauerei in Döhlen machte 1991 dicht. Geblieben ist nur die Sorte Schwarzer Steiger, die seit 1983 hier hergestellt und nach der Schließung der Brauerei von der Feldschlösschen AG weiter produziert wird.