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Ein kleines Paradies

Die Schellerhauer haben in den letzten Jahren viel erreicht. Nun wollen sie im Dorfwettbewerb ganz vorne landen.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Schellerhau. Deutschland hat viele schöne Gegenden. „Und wir hier in Schellerhau leben in einer der schönsten.“ Diesen Satz diktiert die Semmelmilda den Mitgliedern einer Jury in den Block, die sich in dieser Woche bei herrlichem Spätsommerwetter in dem staatlich anerkannten Erholungsort umschauten. Die Frauen und Männer sollen später entscheiden, ob Schellerhau den Kreiswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ gewinnt. Mitbewerber sind Oberbärenburg, Oelsa und Birkwitz-Pratzschwitz.

Rundgang in Schellerhau

Ortschef Rümmler (li.) erklärt der Jury unter dem Vorsitz von Katrin Hentschel (Mitte) die Besonderheiten des Naturschutzgebietes Weißeritzwiesen.
Ortschef Rümmler (li.) erklärt der Jury unter dem Vorsitz von Katrin Hentschel (Mitte) die Besonderheiten des Naturschutzgebietes Weißeritzwiesen.
Die prachtvolle Kirche kann täglich besichtigt werden.
Die prachtvolle Kirche kann täglich besichtigt werden.
Der Erholungsort verfügt auch über eine Kita. 19 Kinder werden im Kindergarten Zwergenhäusel betreut. Bei freien Kapazitäten werden hier auch Gastkinder aufgenommen.
Der Erholungsort verfügt auch über eine Kita. 19 Kinder werden im Kindergarten Zwergenhäusel betreut. Bei freien Kapazitäten werden hier auch Gastkinder aufgenommen.

Doch noch ist an die Auswertung nicht zu denken. Die Jurymitglieder lauschen, was das Schellerhauer Original, das von Sabine Nowraty verkörpert wird und das bekannt dafür ist, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, noch zu sagen hat. „Wir sind der Ortsteil vor Altenberg.“ Wie das gemeint ist, kann sich jeder denken. Die Semmelmilda lobt noch die ärztliche Versorgung und die gute Busanbindung nach Dresden. Schellerhau ist ein beliebter Wohnort. Einziges Manko: Das Lebensmittelgeschäft hat geschlossen. Damit ist ein beliebter Treffpunkt der Einwohner weggefallen. Dafür gibt es jetzt Fahrdienste, die ältere Leute zum Einkaufen nach Altenberg bringen.

Ortsvorsteher Ingo Rümmler nickt. Dann beginnt er, zu drängeln. „Wir müssen den Zeitplan einhalten“, mahnt er sich und seine Begleiter. Drei Stunden sind nicht viel, um die schönen Seiten des Ortes zu zeigen, die Kita Zwergenhäusel zum Beispiel. „Das ist keine Selbstverständlichkeit für einen Ort mit 420 Einwohnern“, sagt Rümmler und lobt die gute Arbeit der Erzieherinnen. Die kümmern sich um 19 Kinder. „Die meisten wohnen im Ort“, ergänzt Kita-Chefin Elvira Andrä. Sie zeigt auf das hübsch gestaltete Außengelände, berichtet von den Spaziergängen zum nahen Naturschutzgebiet Weißeritzwiesen. Dazu lädt Rümmler auch die Jury ein. Ein paar Minuten später steht sie vor den Wiesen. Im Hintergrund tuckert Andreas Schumann auf seinem Traktor über die Wiese, um Gras zu mähen. Rümmler winkt ihn heran. Der 49-Jährige steigt ab und kommt auf die Menschtraube zu. Dann berichtet Schumann von seiner Arbeit. Seit 2010 kümmert er sich um die Wiesen, anfangs um 2,5 Hektar, seit 2015 sind es knapp 16 Hektar. Um die Artenvielfalt zu erhalten, dürfte er nur zu bestimmten Zeiten mähen. „Dazu gibt es einen Pflegeplan, in dem alles genau beschrieben ist“, ergänzt Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler), der den Tross begleitet. Die Schellerhauer wissen es zu schätzen, dieses Kleinod zu haben. Doch Gästen sei das schwer zu vermitteln, sagt Rümmler. Gern würde man einen Knüppelweg anlegen, damit Besucher sich selbst davon überzeugen können. Bisher sei es aber nicht gelungen, alle Verantwortlichen davon zu überzeugen. Mehr Erfolg hatten die Schellerhauer beim Thema Grüne Energie. Auf mehreren Gebäuden wurden in den letzten Jahren Photovoltaikanlagen montiert, am Gerätehaus gibt es ein Bürgersolarkraftwerk, und das größte Hotel im Osterzgebirge, das Ahorn Waldhotel Altenberg, betreibt ein umweltfreundliches Blockheizkraftwerk. Rümmler kommt ins Schwärmen, wenn er davon berichtet. Initiator sei der Energietisch Altenberg mit seinem langjährigen Vorsitzenden Dieter Papsch. Stolz sind die Schellerhauer auch auf ihre Freizeitanlage, die nicht nur von heimischen Kindern, sondern auch von den Gästen gern besucht werde, erzählt Rümmler. Dann führt er die Jury weiter, zu der seiner Meinung nach „schönsten Dorfkirche Sachsens“. Dank eines Schellerhauers kann diese täglich bestaunt werden.

Weiter geht es zum Ahorn Waldhotel, dem größten Arbeitgeber im Ort, zur Kfz-Werkstatt Dennys Garage, zu einer umgenutzten Jugendherberge und zum Botanischen Garten. In den letzten Jahren habe man viel erreicht, worauf man stolz sei, sagt Rümmler. Und das werde auch von den Besuchern geschätzt, die in Schellerhau Urlaub machen. Denen verdankt es der Ort auch, dass es sechs Gasthäuser gibt. Ob all die Argumente überzeugten? Das wird sich zeigen. Am 21. September wird Landrat Michael Geisler den Sieger verkünden.