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Ein Leben für das Dudelsackspiel

Karl Tillich engagierte sich 40 Jahre lang für das Sorbische Folkloreensemble Schleife. Nun ist er 83-jährig verstorben.

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Immer mit vollem Einsatz: Karl Tillich beim Internationalen Dudelsackfestival 2010 in Schleife.
Immer mit vollem Einsatz: Karl Tillich beim Internationalen Dudelsackfestival 2010 in Schleife. © Foto: Wolfgang Kotissek

Von Wolfgang Kotissek

Schleife/Hoyerswerda. Das Herz eines Vollblutmusikers und Förderers der sorbischen Musik hat aufgehört zu schlagen. Das Sorbische Folkloreensemble Schleife trauert um sein langjähriges Mitglied Karl Tillich. Er verstarb in der vergangenen Woche im Alter von 83 Jahren. Durch sein Engagement als Dudelsackbauer und -spieler, als Klarinettist und Trompeter und als Instrumentallehrer war Karl Tillich wesentlich an der Nachwuchsentwicklung des Ensembles beteiligt. Mehr als zehn Dudelsackspieler, sechs Klarinettisten und vier Trompeter erlernten bei ihm das Instrument und wirkten anschließend in der Musikgruppe mit. Ungezählt sind die vielen Proben und Auftritte, in denen der Klein Neidaer das Ensemble seit seiner Gründung im Jahre 1973 vierzig Jahre lang musikalisch unterstützte und selbst – meist auf der Klarinette – im Ensemble mitspielte. Viele sorbische Volkslieder der Schleifer Region wurden von ihm „maßgeschneidert“ für unsere Musikanten arrangiert. Ohne seine Fähigkeiten, Instrumente zu reparieren, wäre wohl die künstlerische Qualität der Musikgruppe häufig nicht möglich gewesen.

Karl Tillich studierte am Konservatorium und später an der Musikhochschule Dresden das Fach Klarinette. Nach erfolgreichem Studienabschluss 1959 war er bis 1992 als Solo-Klarinettist und -Dudelsackspieler im Sorbischen Nationalensemble Bautzen tätig.

Bereits 1961 erlernte er bei einem Dudelsackbauer in einem kleinen Dorf – ohne Stromanschluss – bei Poznan das Dudelsack-Bauen: vom Abziehen des ganzen Ziegenfells, über das Drechseln der Holzpfeifen auf einer fußgetriebenen Drechselbank und das Einbrennen der Löcher in die Spielpfeife bis hin zum fertigen Instrument. Auf diesem Dudelsack spielte er rund fünf Jahre lang im Sorbischen Nationalensemble. Zeitgleich gab er Instrumentalunterricht in Königswartha und hat damit große Verdienste bei der Bildung des Königswarthaer Blasorchesters, das er von 1968 bis ins hohe Alter leitete. Karl Tillich baute selbst Dudelsäcke in seiner Neidaer Werkstatt. Er hat sich um die Förderung des Dudelsackspiels in Schleife sehr verdient gemacht. Mit Hochachtung werden wir Karl Tillich in ständiger Erinnerung behalten. Er reiht sich ein in die Liste der Förderer unseres Ensembles bei der Erhaltung und Weiterentwicklung des Schleifer Musikerbes.

Unser Autor Wolfgang Kotissek ist Mitglied des Vorstandes des Sorbischen Folkloreensembles Schleife.