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Leiser Abschied

Rund 20 ehemalige Schüler und Kollegen haben Bernd Lorenz auf seinem letzten Weg begleitet. Er ist zurück in Leisnig.

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© Dietmar Thomas

Von Heike Heisig

Leisnig. Zwei Lieder, eine kurze Ansprache, ein letzter Blumengruß an der Urnengrabstelle auf dem Leisniger Gottesacker. Still und leise, wie Bernd Lorenz in den letzten Jahren gelebt hat, wurde er am Freitag sozusagen zu Grabe getragen. Dass sich das auf dem Leisniger Friedhof befindet, ist einer Gruppe ehemaliger Schüler, Sportschützlinge und Kollegen von Bernd Lorenz zu verdanken. Sie haben mehr als 2 000 Euro gespendet und damit Grabstelle und -stein, die Rücküberführung der Urne von Leipzig nach Leisnig, sowie die Pflege des Grabes in den nächsten 20 Jahren bezahlt.

Lorenz selbst, der im Februar im Alter von 75 Jahren ohne Angehörige in Leipzig verstarb, hatte sich vorher offenbar keine Gedanken darüber gemacht, wo und wie er beerdigt wird. Manchen Leisniger erstaunte es, dass ein kluger Mann wie Lorenz gewesen sein soll, nicht vorgesorgt hat. Sie machten auch keinen Hehl daraus, kein Verständnis für die Spendenaktion zu haben.

Andere wiederum fanden die Idee von Thomas Fischer und Roy Fischer, ehemaligen Schülern, gut. Sie wollten nicht, dass Lorenz anonym in Leipzig beerdigt wird. Warum es aus ihrer Sicht gut und richtig war, Bernd Lorenz’ Urne nach Leisnig zu holen und ihn hier zu bestatten, brachte Roy Fischer in einer knappen Rede auf den Punkt: Bernd Lorenz habe zeit seines Lebens wenige Verwandte und ganz wenige Freunde gehabt. „Sein Herz schlug für die Leichtathletik und die deutsche Sprache.“ Sicher, er habe auch Laster gehabt. „Doch darüber steht uns kein Urteil zu“, so Fischer. „Bernd Lorenz war ein Kauz und nicht wirklich ein freundlicher Mann. Aber ob man ihn mochte oder nicht, eines hatte man vor ihm: Respekt“, sagte Fischer. Er bezeichnete den Verstorbenen als Leisniger Unikat. „Genau deshalb ist es richtig, dass er hier beigesetzt wird.“

Roy Fischer, der übrigens auch Lehrer geworden ist, zeigte sich sicher, dass Bernd Lorenz noch bei ganz vielen Klassentreffen eine Rolle spielen wird. Was vielen noch in Erinnerung sei, seien seine legendären Sprüche, sein rotes Fahrrad und seine verräucherte Bude. Die stand auf dem Sportplatz an der Linde. Aus der rief Lorenz den Jugendlichen beim Training nicht selten zu, wie viele Laufrunden sie noch absolvieren mussten. Bernd Lorenz war bis zu seinem Ausscheiden aus dem Lehrerberuf aus gesundheitlichen Gründen entweder auf dem Sportplatz anzutreffen oder im Schulgebäude in Leisnig.