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Ein Löwe am Goldenen Reiter hat Zahnschmerzen

An Dresdens Wahrzeichen gibt es wieder mal etwas zu tun. Es ist nicht das erste Mal.

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Von Marco Henkel

Kaum glänzt das Reiterstandbild König Johanns vor der Semperoper wieder in altem Glanz, da tut sich für das Liegenschaftsamt auf der anderen Elbseite die nächste Baustelle auf: Einem der vier Löwenköpfe im Sockel des Goldenen Reiters fehlt ein Zahn – und das schon seit geraumer Zeit, wie SZ-Leser David Wolf mitteilt.

Gestört hat sich daran bis jetzt noch niemand, denn man muss genau hinschauen, um es zu entdecken. Auch bei der Stadt scheint man davon bisher noch nichts gewusst zu haben. „Das Liegenschaftamt überprüft den Schaden und wird in den nächsten Tagen festlegen, welche Instandsetzungsmaßnahmen erforderlich sind“, teilt Karl Schuricht, Pressesprecher der Stadt Dresden, nach einer SZ-Anfrage mit. „Wir haben da ein Auge drauf, verspricht er. In den kommenden Tagen werden wir mit einer Fachwerkstatt über die Instandsetzung verhandeln.“

Es ist nicht das erste Mal, dass bei dem Wahrzeichen Schönheitskorrekturen nötig sind. Vielen in Erinnerung bleibt der spektakuläre Schwertklau vor rund zwei Jahren. Betrunken nach einer durchfeierten Nacht, stürmten damals vier junge Männer zwischen 20 und 22 Jahren das Dresdner Wahrzeichen.

Einer von ihnen ruckelte so grob an Augusts goldenem Schwert, dass dieses schließlich abbrach. Das Schwert fiel herunter. Mit der Trophäe auf der Schulter zogen die vier Männer weiter zum Albertplatz.

Schon einmal waren Zähne kaputt

Dort wurden sie schließlich von der Polizei geschnappt. Ein Einwohner hatte die Rüpel von seinem Fenster aus beobachtet und die Polizei informiert. Die Restaurierung durch die Spezialfirma Fuchs und Girke aus Ottendorf-Okrilla dauerte mehrere Wochen und kostete etwa 9.500 Euro. Nicht nur das Schwert war kaputt, auch das linke Bein von August wackelte. Und einem der Löwen fehlten auch damals schon Zähne. Denn drei Wochen nach dem Schwertklau gab es schon den nächsten Übergriff auf das Denkmal. Künstler Marcel Walldof kam auf dem Nachhauseweg nach einem Roland-Kaiser-Konzert eine seltsame Idee: „Ich kletterte auf den Goldenen Reiter, um August auf seinem Pferd zu umarmen“, erklärte er damals. Ein Begleiter Walldorfs dokumentierte die Aktion mit seinem Handy. Beim Herunterklettern passierte es dann: Walldof hielt sich am Maul eines der Löwen am Sockel fest und brach dabei alle vier Sandsteinzähne des Löwen ab. Zwei davon fand die Polizei später noch in der Tasche des Künstlers. Er entschuldigte sich später. Sein Angebot, den Restauratoren von Fuchs und Girke bei der Reparatur des Schadens zu helfen, lehnten diese dankend ab.

Bis gestern hat man in Ottendorf-Okrilla übrigens noch nichts von dem fehlenden Zahn gehört. „Es kann aber gut sein, dass die Stadt sich bald meldet“, so ein Mitarbeiter des Handwerksbetriebes. Eine genauere Untersuchung wird sicherlich auch zeigen, ob der Zahn dieses Mal wieder Vandalen zum Opfer fiel, oder ob einfach der Zahn der Zeit an ihm nagte.