Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Merken

Ein Superschalter in Horka?

Auf der Pfingstwiese in Horka könnte ein neuer Stromverteiler entstehen. Die Gemeinde sorgt sich um das Reitturnier.

Teilen
Folgen
NEU!
© André Schulze

Von Alexander Kempf

Horka steht schnell unter Strom als die Nachricht über ein neues Umspannwerk auf der Pfingstwiese am Waidmannsheim die Runde macht. Bürgermeister Christian Nitschke hat mit der Information, die er nach eigener Aussage von einem Enso-Mitarbeiter erhalten hat, für viel Aufregung gesorgt. Ist nun das beliebte Reitturnier gefährdet, das jährlich auf der Pfingstwiese stattfindet? Die Skepsis bei den Gemeinderäten ist groß.

Doch offenbar ist die Nachricht ein Missverständnis. Denn ein Umspannwerk hat die Enso Netz GmbH in Horka nicht ins Auge gefasst. Das Unternehmen spricht stattdessen von einem möglichen neuen Netzknoten. „Man muss sich das wie einen überdimensionalen Schalter vorstellen“, erklärt Unternehmenssprecherin Claudia Kuba. Die Anlage soll den Stromtransport in der Region Niesky effizienter machen. Ein weiteres Umspannwerk sei nicht geplant. In Niesky werde das bestehende ja gerade erweitert.

Also viel Aufregung völlig umsonst? Immerhin ist Horkas Bürgermeister sogar schon nach Miltitz gefahren, wo laut des Enso-Mitarbeiters eine vergleichbare Anlage stehen soll. Diese, hat Christian Nitschke herausgefunden, misst eine Fläche von 70 mal 70 Meter. „Das ist ein ganz schöner Klopper“, berichtet er den Horkaer Gemeinderäten am Donnerstag und präsentiert sogar Bilder von seinem Ausflug. Der Sportplatz in Horka, bemüht Christian Nitschke einen Vergleich, misst etwa 80 Meter Länge.

Doch könnte das, was der Bürgermeister in Miltitz gesehen hat, so auch in Horka entstehen? Jein. Sprecherin Caudia Kuba bestätigt, dass es sich in Miltitz um einen Netzknoten handelt. Insofern ist der Vergleich nicht falsch. Allerdings könne die Enso Netz GmbH derzeit noch nicht sagen, welche Dimension ein möglicher Netzknoten in Horka hätte. Denn das Unternehmen stehe erst am Anfang der Planungen. „Die Anlage könnte in fünf bis 20 Jahren kommen. Sie könnte aber auch gar nicht kommen“, sagt Claudia Kuba.

Ihr Unternehmen müsse solche Pläne in der Schublade haben, um alternative Energien auch in Zukunft zügig ins Netz einspeisen und verteilen zu können, erklärt die Sprecherin. „Das ist eine konzeptionelle Vorbereitung“, stellt sie klar. Doch Claudia Kuba macht auch deutlich, dass das Unternehmen in Ostsachsen zuweilen schon an seine Grenzen gestoßen ist. Deswegen wird das bestehende Umspannwerk in Niesky auch erweitert.

In Horka könnte in den kommenden Jahren tatsächlich deutlich mehr Energie in das Netz eingespeist werden. Das Unternehmen Pfalzsolar möchte in einer ehemaligen Kiesgrube westlich von Uhsmannsdorf einen Solarpark mit einer Leistung von 7,6 Megawatt errichten. Der Gemeinderat hat dem Vorhaben mehrheitlich grünes Licht erteilt. Horka will also einen Solarpark, lehnt aber einen in Zukunft womöglich notwendigen Netzknoten ab? „Da ist ein gewisser Widerspruch vorhanden“, räumt Bürgermeister Christian Nitschke auf Nachfrage ein. Der geplante Solarpark trage natürlich dazu bei, das Problem zu verschärfen. Doch die Enso Netz GmbH würde wohl auch unabhängig davon in Horka investieren, sagt er.

Aber genau das steht laut Sprecherin Claudia Kuba gegenwärtig ja noch gar nicht fest. Das Unternehmen sieht nur, dass der Raum Niesky schon heute ein Einspeiseschwerpunkt ist und sich möglicherweise weitere Anbieter ansiedeln werden. „Um für all das kurze Wege zu haben, muss man sich vorbereiten“, sagt sie. Wie weit die Vorbereitungen in Horka konkret sind, bleibt vorerst offen.

Das begehrte Gebiet hat derzeit die Agrargenossenschaft Kodersdorf gepachtet, die auch eigene Flächen besitzen soll. Zum Reitturnier stellen die Landwirte dem Reit- und Fahrverein Wehrkirch die Fläche zur Verfügung. Der Verein, die Gemeindeverwaltung und der Gemeinderat sind sich bereits einig, dass das Turnier Horka erhalten bleiben soll. „Es kann nicht in unserem Sinne sein, gegen den größten und besten Verein unserer Gemeinde zu arbeiten“, sagt etwa Biehains Ortsvorsteher und Gemeinderat Jörg Koltermann.