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Bischofswerda
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Ein ungleiches Paar

Tierpark-Erpel „Knubbel“ bekommt täglich Damenbesuch von draußen. Nur einer stört sich daran.

Von Ingolf Reinsch
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Zwergente „Knubbel“ (vorn) und seine große Liebe – eine Stockente. Beide Vögel hocken jeden Tag stundenlang im Tierpark Bischofswerda zusammen. Dabei ist die Stockente nur „Tagesgast“.
Zwergente „Knubbel“ (vorn) und seine große Liebe – eine Stockente. Beide Vögel hocken jeden Tag stundenlang im Tierpark Bischofswerda zusammen. Dabei ist die Stockente nur „Tagesgast“. © Steffen Unger

Bischofswerda. Enten-Männchen „Knubbel“ im Tierpark Bischofswerda erlebt gerade so etwas wie seinen zweiten Frühling. Seine langjährige Partnerin war über Nacht verschwunden. „Vielleicht wurde sie von einem Greifvogel geholt. Oder von einem Marder“, vermutet Tierpark-Leiterin Silvia Berger. Seitdem ist der Zwergenten-Erpel der einzige seiner Art im kleinen Zoo. Doch er blieb nicht lange solo. „Knubbel“ hat sich verliebt in eine Stockente.

Neben den eigenen Tieren füttert man im Tierpark Bischofswerda immer auch ein paar Vögel von außerhalb. Die Stockente und deren Erpel gehören zu den Stammgästen. Sie kommen täglich. Manchmal kommen sie am Vormittag. Manchmal sind sie auch schon am frühen Morgen da“, berichtet Elisabeth Promm, eine der ehrenamtlichen Helferinnen im Tierpark. Neben den Totenkopfäffchen kümmert sie sich unter anderem auch um das Wassergeflügel. So fiel ihr die ungewöhnliche Bindung von Zwerg- und Stockente auf. Die beiden hocken stundenlang am Ufer zusammen, drehen gemeinsam ihre Runden im Hustegraben, der durch die Anlage fließt, und sie teilen sich das Futter. Argwöhnisch beäugt vom Stockentenerpel, der die Ente jeden Tag in den Tierpark begleitet. Dass dieser der Ente nicht zu nahe kommt, dafür sorgt der wesentlich kleinere, aber kampflustige „Knubbel“. Er jagt den Großen einfach davon. Manchmal erleben die Tierpark-Besucher auch ein kleines „Seegefecht“.

Zwergenten stammen von den Stockenten ab. Das mag erklären, weshalb sich der muntere Tierparkbewohner zu der Wildente hingezogen fühlt. Es wäre sogar möglich, dass beide Tiere gemeinsam für Nachwuchs sorgen. Auf die Kreuzung dürfte man gespannt sein. „In freier Natur gibt es sowieso mehr Erpel als Wildenten“, weiß Elisabeth Promm. Auf eine Ente kommen im Schnitt zwei Erpel.

Absturz im Liebesrausch

Bis zum Nachmittag bleibt das Stockentenpaar im Tierpark. Dann macht es den Abflug. Als „Knubbel“ im Spätherbst „seiner“ Ente folgen wollte, wäre das beinahe schief gegangen, berichtet Silvia Berger. Denn Zwergenten fliegen bei Weitem nicht so gut wie Stockenten. Der liebestolle Vogel stürzte ab – und landete butterweich auf dem Netz, das über dem Gehege der Polarfüchse gespannt ist. Die Tierparkleiterin rettete den kleinen Kerl, indem sie ihn von unten mittels Besen an den Rand des Netzes bugsierte, wo er schließlich aufgefangen werden konnte. Wenige Meter entschieden über Leben und Tod. Der Erpel hätte auch kurz zuvor mitten ins Luchsgehege fallen und dessen Bewohnern als Leckerbissen dienen können.

54 Enten und Gänse tummeln sich am und im Hustegraben im Tierpark. Insgesamt 20 Arten. Die größte Gruppe mit neuen Tieren sind die Brautenten. Aber auch Neuseeland-Tauchente, Nonnengans, Pommernente und Rothalsgans gehören zu den Bewohnern. „Knubbel“, der Solist unter den Zwergenten, soll nicht auf Dauer allein bleiben. „Wir wollen zwei kleine Zwergenten dazu kaufen. Vielleicht funkt es, und das Stockentenpaar hat wieder seine Ruhe“, sagt Silvia Berger. 15 bis 18 Jahre können Enten im Tierpark werden. „Knubbel“ ist zehn. Ein Erpel in den besten Jahren.

Der Tierpark Bischofswerda ist täglich von 9 bis 17 Uhr, ab dem 1. April bis 18 Uhr geöffnet.