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Ein Urlaub zwischen Heu und Obst

Bei Löbau gibt es jetzt eine Heuherberge. Wie schläft es sich dort?

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© Matthias Weber

Von Patrick Richter

Direkt unter dem Dach ist das Schlafzimmer eingerichtet. Im ersten Augenblick scheint es der Heuboden eines Bauernhofes zu sein. Drei Kabinen gibt es hier, zwei kleinere für drei Personen und eine große Kabine. Abgetrennt sind sie durch Holzbalken, auf dem Boden liegt jede Menge Heu. Soviel, dass man sich mit dem Schlafsack bequem zum Schlafen legen kann. Gut gelaunt wünscht Uwe Stark am Sonntag seinen Übernachtungsgästen einen guten Morgen und fragt nach, ob denn alle gut geschlafen haben. Ein munteres „Na klar!“ bekommt er zurück.

Hier auf dem Hof betreibt Stark seit Mai offiziell eine Heuherberge im kleinen Carlsbrunn. Er hatte sich nach einer Testphase dazu entschieden. Eine sehr ungewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit, doch die 15-köpfige Gruppe, die er an diesem Wochenende begrüßen durfte, ist zufrieden. Neben dem Schlafen im Heu, konnten sie in Starks Obstpresse auch ihren eigenen Saft herstellen.

Es pikst ein wenig

Bei der Gruppe handelt es sich um die Schnelleinsatzgruppe (SEG) vom Arbeiter Samariter Bund. Für ihr jährliches gemeinsames Wochenende haben sie sich dieses Jahr die Heuherberge in Carlsbrunn ausgesucht. „Wir hatten bereits von Freunden gehört, dass es hier gut sein soll. Also haben wir uns für das Treffen diesen Hof ausgesucht“, erzählt Annegret Henke vom ASB. Eine gute Entscheidung, wie sie sagt. Das Schlafen im Heu hat der Gruppe gut gefallen. „Es pikst ein wenig, aber da man im Schlafsack liegt, ist das nicht so schlimm. Man macht sich seine eigene Kuhle und liegt bequem“, erinnert sich Frau Henke. So habe auf den Heuflächen eigentlich jeder seinen eigenen, abgegrenzten Liegeplatz gehabt.

Auf die Idee, ein Heuhotel zu betreiben ist Betreiber Uwe Stark durch das Reisen gekommen. Viel in Deutschland mit dem Wohnmobil unterwegs, hat er ähnliche Unterkünfte bereits in Hessen, aber auch in Österreich gesehen. Das Haus selbst hat er von seinen Nachbarn gekauft. „Sie wollten es abgeben, also habe ich es übernommen. Es sollte nicht verfallen.“

Allergiker kommen ins Knechtzimmer

Insgesamt bietet die Heuherberge Schlafplätze für ungefähr 17 Personen. Dass unter großen Gruppen kein Allergiker zu finden ist, kommt jedoch selten vor. Auch für diesen Fall ist in der Heuherberge gesorgt: Weiter unten im Haus befindet sich das sogenannte Knechtzimmer – hier kann man im Stroh, aber trotzdem mit Schlafsack nächtigen. Außerdem gibt es auch ein speziell eingerichtetes Zimmer mit zwei normalen Betten im urigen Stil.

Urig ist hier so einiges. Die Einrichtung im gesamten Haus ist rustikal gehalten und manches wurde selbst oder vom ortsansässigen Tischler gefertigt. Im Garten des Hauses befindet sich noch eine Feuerstelle und eine Sitzecke, die man für Feiern buchen kann, oder zum Entspannen während des Heu-Urlaubs nutzt. Ein Verleih von Fahrrädern ist möglich, aber auch eine Kremserfahrt kann von Betreiber Uwe Stark für seine Gäste organisiert werden.

Obst kann selbst gepresst werden

Am meisten Wert legt Uwe Stark ansonsten aber auf die Obstpresse im Haus. Für die Gäste in der Herberge hat er einige Streuobstwiesen zur Verfügung, auf denen sie das Obst sammeln und anschließend zu Saft verarbeiten können. Kommen kann aber jeder, der sein Obst gepresst haben möchte. Ab Juni ist immer samstags in der Saison Presstag. Eine bis fünf Tonnen an Früchten werden an diesen Tagen in der Maschine zu Saft verarbeitet. Wer sich zuvor einen Termin gemacht hat, kann das Obst von zu Hause nach Carlsbrunn mitbringen, um es in flüssiger Form wieder mitzunehmen. „Am liebsten bringen die Leute Äpfel, Birnen und auch Aronia mit“, erklärt Stark. In der Saftpresse kann beinahe jedes Obst verarbeitet werden, bei speziellen Kundenwünschen sind aber auch Gemüsesäfte möglich. Noch bis Mitte November ist das Saftpressen hier möglich.

Mittlerweile verkauft Stark seinen eigenen Saft allerdings auch. Im Erdgeschoss des Hauses betreibt er seit Neuestem ein kleines Ladengeschäft. Auch größere Anfragen sind schon in Carlsbrunn eingetroffen: Der Deutsche Bauernverband möchte gern die Säfte auf Messen, wie der Grünen Woche in Berlin, geliefert bekommen.

Familie und Freunde helfen

Sehr viel zu tun für Uwe Stark. Denn neben der Heuherberge und der Obstpresse betreibt er hauptberuflich sein Fliesenlegergeschäft. „Ohne meine Familie und Freunde, wäre das alles überhaupt nicht möglich gewesen. Sie haben mir viel geholfen“, ist er sich sicher. Auf Werbung für seinen Hof hat er bislang verzichtet. Lieber vertraut er darauf, dass es sich von allein unter den Leuten herumspricht. Bei der Obstpresse habe das ganz gut geklappt und auch für die Heuherberge hat er schon Buchungen bis in das nächste Jahr hinein.

Die Übernachtungsgäste vom ASB verlassen währenddessen im Verlauf des Sonntagmittags allmählich den Hof. Zufrieden sind sie gewesen, versichern sie. „Wenn sie das weitersagen, bekomme ich bestimmt bald den nächsten Anruf“, ist Stark sich sicher.

Infos und Kontakt Oberlausitzer Obstpresse und Heuherberge in Carlsbrunn bei Löbau über Uwe Stark, Telefon: 03585 4469353

www.oberlausitzer-obstpresse.de