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Ein warmes Bett im Winter - Kirchen öffnen Nachtcafés

Obdachlose in Sachsen sollen auch in diesem Winter wieder einen warmen Platz zum Schlafen finden. In den großen Städten sorgen Kirchen und Vereine mit den Nachtcafés für all jene, die nicht wissen, wo sie sonst hin sollen.

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Von Kristin Weber

Dresden. Mit Beginn der kalten Jahreszeit öffnen die Kirchen und Vereine in Sachsen wieder ihre Nachtquartiere für Obdachlose. „Jeden Abend gibt es in einer anderen Pfarrgemeinde ein warmes Bett und eine heiße Dusche“, sagte der Leiter der Nachtcafés in Dresden, Volker Wendland. Auch in Chemnitz und Leipzig soll es ab November mehr Schlafplätze für Wohnungslose geben, wie eine dpa-Umfrage ergab. Um die Obdachlosen mit frischer Kleidung, heißen Getränken und einem Abendbrot zu versorgen, sind die Gemeinden auch in diesem Winter wieder auf die Hilfe von Hunderten Ehrenamtlichen und auf Spenden angewiesen.

In Dresden rollen abwechselnd vier evangelische, zwei katholische Kirchengemeinden und die Heilsarmee jeweils bis zu 20 Isomatten in ihren Gemeinderäumen aus. Jeden Abend gibt es frisches Bettzeug, Handtücher und bei Bedarf auch neue Socken. „Am nächsten Morgen muss alles geputzt, jede Türklinke und jeder Kleiderhaken desinfiziert werden“, erklärt Wendland. Das wäre ohne die Hilfe von rund 170 Ehrenamtlichen nicht zu schaffen. Für einen symbolischen Euro können die Hilfesuchenden bis 8 Uhr morgens bleiben und werden mit einem Frühstück verabschiedet. Zwei Ärzte behandeln einmal pro Woche kostenlos in den provisorischen Nachtquartieren.

Mitten in der Leipziger Innenstadt werden ab dem 14. November auch die Tische im Aufenthaltsraum des Wohnungslosentreffs zur Seite geschoben. Dort bauen Helfer dann jeden Abend zehn Klappbetten auf. „Altersarmut kriegen wir hier hautnah zu spüren“, sagte Bernd Hänsch vom Leipziger Nachtcafé. Mehr als die Hälfte der Bedürftigen seien Rentner.

Wenn die Weihnachtsmärkte öffnen, kämen zudem verstärkt Menschen aus Osteuropa, die einen Schlafplatz und Arbeit suchten. „Das erleben wir auch in Dresden. Außerdem stranden immer mehr Frauen und Männer bei uns, die zwar eine Wohnung haben, aber sozial völlig vereinsamt sind“, sagte Wendland.

Allein im vergangenen Winter wurden in beiden Städten rund 3.000 Übernachtungen gezählt. Auch in Chemnitz öffnet im Osten der Stadt das Nachtquartier, wenn es zu kalt wird, um auf der Straße zu schlafen. Niemand werde weggeschickt, heißt es dort. „Essen gibt es nicht, dafür haben wir aber ein Zimmer, in dem man auch mit Hund übernachten kann“, sagte Evelyn Storch vom Chemnitzer Nachtquartier. In Görlitz gibt es keine zusätzlichen Schlafplätze. Nach Angaben der Stadt haben auch im bitterkalten letzten Winter die Plätze in den Obdachlosenwohnheimen der Arbeiterwohlfahrt und der Stadt ausgereicht. (dpa)