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Ein Wunder, wenn das Baby trinkt

Diana Pekar ist alleinerziehend. Ihr Baby war sehr krank. Und dann ging auch noch die Waschmaschine kaputt. Lichtblick konnte helfen.

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© Ronald Bonß

Von Christina Wittig-Tausch

Mit großen blauen Augen guckt Melina in die Welt. Sie lächelt. Dann senkt sie den Kopf und widmet sich wieder dem durchsichtigen Raschelpapier, das auf dem Sofa liegt. Nimmt es fest in die Hand, lässt es knistern und guckt ihre Mama und ihre ältere Schwester Sara an, ob sie auch ja dem spannenenden Geräusch zuhören. Sara interessiert sich mehr für die große Packung Toffifee, die sie gerade ausgepackt hat. Diana Pekar aber lacht ihr Kind an.

Eine alltägliche Situation mit einem Baby, aber für die 26-jährige Dresdnerin Diana Pekar sind solche Momente so wertvoll und wichtig wie Goldstaub. Überhaupt, dass Melina jetzt so munter ist, lacht, herumrobbt, vor sich hinplappert, genüsslich aus der Flasche trinkt – für die alleinerziehende Diana Pekar fühlt sich das wie ein Wunder an. Melina hatte eine Essstörung. Sie ist 13 Monate alt, wiegt aber gerade einmal sieben Kilo, ungefähr so viel wie ein fünf, sechs Monate altes Kind.

Schon bei der Geburt war Melina kleiner und leichter: Geboren wurde sie in der 37. Schwangerschaftswoche, also ganz normal, aber mit 1 480 Gramm und 42 Zentimetern war sie so leicht und klein wie manche Frühchen. Drei Wochen war sie im Krankenhaus, dann kam sie nach Hause. Schrie, wenn sie Hunger hatte, nahm aber kaum Nahrung an. Immer wieder bot Diana Pekar die Flasche an, aber Melina trank viel zu wenig. An guten Tagen waren es gerade einmal 50 Milliliter. Sie nahm nicht mehr zu, dann ab, bekam Infekte, wurde apathisch, lag nur herum, gab selten Laute von sich. Schließlich ging Diana Pekar mit ihr ins Krankenhaus. Melina kam an den Tropf, nahm wieder etwas zu, wurde nach 14 Tagen entlassen. Und dort begann alles wieder von vorn.

Es waren schlimme Monate für Melina und ihre Mutter. Die Tage liefen immer gleich ab: Diana Pekar gab Sara im Kindergarten ab und fuhr zu Arztterminen oder in die Klinik. An den Wochenenden kam Sara zur Oma. Lange Zeit wussten die Ärzte nicht so recht, was los war mit Melina, warum sie nichts aß; organisch war alles in Ordnung. „Ich habe ständig an mir gezweifelt“, sagt Diana Pekar, „ich wusste nicht mehr, was ich machen sollte. Und ich habe mich furchtbar schuldig gefühlt“. Sie wurde mutlos. Es fiel ihr immer schwerer, den kleinen Haushalt zu versorgen, zu kochen und sich ausgiebig um die dreijährige Sara zum kümmern, die quirlig und lebhaft ist, aber Probleme mit der Sprache hat. „Am schlimmsten war der Mai“, sagt Diana Pekar, „da hat Melina sich ständig erbrochen.“ Anfang Juni, zu Pfingsten, ging dann noch die Waschmaschine kaputt und war nicht zu reparieren. Ein vergleichsweises kleines Problem, aber Diana Pekar hat weder Beruf noch Arbeit, verfügt über geringe Einnahmen und konnte sich keine Maschine leisten.

Schließlich wandte sich die Dresdnerin an das Jugendamt und bat um Hilfe. Sie bekam eine Familienhelferin vom sozialpädagogischen Betreuungsdienst Delphin zugewiesen, die die kleine Familie regelmäßig besucht, die alleinerziehende Mutter berät, ihr Hilfsmöglichkeiten aufzeigt und Mut macht. Seit dem Frühsommer stand dann fest, dass Melina an einer Essstörung leidet. Vielleicht nahm sie die Ängste, die Überforderung ihrer Mutter auf; so genau weiß das niemand. Zunächst machten die drei Pekars eine Kur. Sara bekam Sprachtherapie, Melina lernte richtig essen, und Diana Pekar genoss erstmals ein entspanntes Zusammensein mit ihren Kindern, ohne ständigen Druck, sich um Arzttermine, Kinderbetreuung und Therapien kümmern zu müssen. „Es hat mir auch sehr geholfen, als die Psychologin in der Kur sagte: Sie sind nicht schuld am Zustand ihres Kindes!“, erzählt sie.

Im September kehrten die drei wieder in ihre Wohnung zurück. Sara besucht nun einen heilpädagogischen Kindergarten. „Sie ist seither bedeutend ausgeglichener, jedenfalls, wenn sie Mittagsschlaf gehalten hat“, sagt Diana Pekar und lacht. Melina isst mehr und besser, muss aber immer noch mit spezieller Nahrung gefüttert werden. Mit angereicherter Milch, Traubenzucker und einer Extraportion Butter am Brei. Und auch eine Waschmaschine gibt es jetzt endlich wieder: Die Familienhelferin bat die Stiftung Lichtblick um Hilfe, Lichtblick sagte das Geld zu. Seit Oktober kann Diana Pekar wieder in ihrer Wohnung Wäsche waschen und muss damit nicht zur Oma gehen.

Wenn Diana Pekar an die Zukunft denkt, ist sie wieder zuversichtlicher und ruhiger als noch vor ein paar Monaten. Melina, meinen die Ärzte, hat die Essstörung wohl überwunden. Und nächstes Jahr will Diana Pekar unbedingt eine Lehre machen, arbeiten. Einen Kindergartenplatz für Melina hat sie schon in Aussicht.

Stiftung Lichtblick:

Konto-Verbindung: Ostsächsische Sparkasse Dresden, IBAN: DE88 8505 0300 3120 0017 74, BIC: OSDDDE81

Hilfesuchende melden sich bitte bei den Sozialverbänden vor Ort, die mit Lichtblick zusammenarbeiten.

www.lichtblick-sachsen.de