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Einbrecher suchen zuerst nach Schmuck

2015 drangen in 286 Wohnungen im Landkreis Diebe ein. Machen wir es ihnen zu leicht?

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© Archivfoto: André Wirsig

Von Ralph Schermann und Marie-Therese Greiner-Adam

Pirna. Der typische Wohnungseinbrecher ist männlich, ledig, 28 Jahre alt, wohnt nicht weit entfernt von seinen Opfern, und jeder zweite „arbeitet“ in einer Tätergruppe. Zu dieser Einschätzung kommt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Jährlich stellt er in Zusammenarbeit mit der Polizei und einem kriminologischen Forschungsinstitut einen „Einbruch-Report“ zusammen. Die Bilanz für 2015 liegt aktuell vor.

Danach blieb manches wie in den Vorjahren: Das häufigste Diebesgut bei Wohnungseinbrüchen sind Schmuck, Uhren und Bargeld. Die häufigsten Einbruchsweisen sind das Aufhebeln von Fenstern oder Türen. Die Polizeidirektion Dresden bestätigt die „Hitliste“: Die Einbrecher haben es im Regelfall auf Gegenstände abgesehen, die weiterveräußert werden können. Dazu gehören in erster Linie Bargeld, Schmuck, Münzsammlungen, aber auch kleinere technische Geräte wie Laptops oder Tablets.

Mehr Wohnungseinbrüche

Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge wurden im vergangenen Jahr insgesamt 17 777 Straftaten verübt. Das sind etwa 2 000 mehr als Vorjahr. Wenn auch die Zahl der Diebstähle zurückgegangen ist, bilden sie immer noch einen Großteil der Gesamtkriminalität – 37 Prozent. Etwa die Hälfte der knapp 4 000 Fälle machen Diebstähle unter erschwerenden Umständen aus, worunter alle Einbrüche fallen. Zurückgegangen sind die Fälle von Diebstahl in Geschäften und Kiosken sowie Fahrrad- und Kraftfahrzeugdiebstahl als auch Ladendiebstähle und die Plünderung von Böden, Kellern und Waschküchen. Dafür waren Büros, Lager und Werkstätten im Landkreis bei Dieben besonders beliebt, die Zahl der Wohnungseinbrüche ist ebenfalls gestiegen – von 261 auf 286.

Etwa 36 Prozent der Diebstähle im Landkreis werden aufgeklärt. Bei Wohnungseinbrüchen waren es im vergangenen Jahr immerhin 46 Prozent. Doch seit 2007 klettert die Zahl der Wohnungseinbrüche bundesweit stetig. Für die Hausratversicherer ist das ein Alarmzeichen. Mussten sie 2010 noch 350 Millionen Euro an Versicherungsleistungen auszahlen, war im vergangenen Jahr schon die Rekordsumme von 530 Millionen Euro dafür aufzubringen.

Wer sich unsicher fühlt und einem Einbruch in den eigenen vier Wänden vorbeugen möchte, kann sich bei der polizeilichen Beratungsstelle in Dresden melden. Dort erfährt man, welche Schlupflöcher Diebe gerne nutzen und wie man sein Haus sicherer machen kann. Zum Beispiel wissen die Experten dort, dass viele Einbrecher keine Profis sind, sondern eher auf gut Glück losziehen. Wenn sie nach wenigen Minuten keinen Erfolg haben, geben sie häufig auf und ziehen weiter. „Aber wer einbrechen will, schafft das immer“, sagt Christoph Hentschel. Er verkauft Sicherheitstechnik in Pirna und geht ganz nüchtern an die Thematik heran. Ob man seine Fenster und Türen zusätzlich schützt, ist auch eine Frage der Lebenseinstellung – es gebe Optimisten und Pessimisten. Er selbst zählt sich eher zu den Optimisten. Sein eigenes Haus sei zwar geschützt, aber kein zweites Alcatraz.

Wer sein Heim mit Zusatzschlössern ausstatten lassen will, muss in jedem Fall Geld in die Hand nehmen. Der Vermieter ist nicht dazu verpflichtet, nachzurüsten. Im Gegenteil: Er kann aufwendige Einbauten sogar untersagen. Man sollte also in jedem Fall nachfragen, bevor man die Haustür durchlöchert.

Zu viele schlecht gesicherte Häuser

Die GDV sieht Nachholbedarf bei der Politik: „Nur wenn die Politik flächendeckend Anforderungen für den Einbruchschutz vorschreibt, können wir etwas erreichen“, sagt Sprecher Jörg von Fürstenwerth. Er moniert, dass Vorschriften für Fenster und Türen fehlen. Über Fenster dringen aber 80 Prozent aller Einbrecher ein, jeder zehnte Einbruch erfolgt über eine Tür. Ein Schlüsseldienst-Experte sieht das so: „Weil nirgendwo standardmäßig einbruchhemmende Fenster und Türen eingebaut werden, lassen diese sich von Kriminellen in nur wenigen Sekunden aufhebeln.“ Das verblüffende dabei aus Sicht von Versicherungen und Polizei ist, dass das Handeln der Einbrecher sich gar nicht verändert hat. „Es gibt keine neuen Tricks“, sagt ein Polizeisprecher: „Es gibt zu viele schlecht gesicherte Häuser.“

Infos:hier