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Eine Ära ist vorbei

Es ist gerade mal ein paar Monate her, da hätten viele Genossen Gerhard Schröder am liebsten zum Teufel gewünscht. Vom Totengräber der SPD war nicht selten die Rede. Es kam anders. Gestern, bei seinem...

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Es ist gerade mal ein paar Monate her, da hätten viele Genossen Gerhard Schröder am liebsten zum Teufel gewünscht. Vom Totengräber der SPD war nicht selten die Rede. Es kam anders.

Gestern, bei seinem vorerst letzten großen Auftritt wurde Schröder vom Karlsruher SPD-Parteitag gefeiert, als hätte er gerade wieder am Zaun des Kanzleramtes gerüttelt. Dabei ist das Gegenteil richtig. Schröder geht, seine Ära ist vorbei.

Die bemerkenswerte Entwicklung zeigt mindestens zweierlei: Zum einen ist die Politik so schnelllebig geworden, dass es selbst dem geneigten Wähler schwer fällt, mitzukommen. Zum anderen könnte die SPD wirklich zu dem werden, was ihr scheidender Kanzler ihr schon jetzt attestiert: eine Partei der praktischen Vernunft. Dazu würde gehören, auch innerlich anzunehmen, dass Opposition Mist ist. Soweit ist die Sozialdemokratie aber noch nicht durchgängig. Manchem ist die Verkündung eines schönen Wunschzettels, einflusslos jenseits der Macht, noch immer wertvoller als die schwierige Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit beim Regieren. Immerhin scheint sich aber in der SPD festzusetzen, dass Schröder für sie einiges erreicht hat. Zwei Wahlen hat er gewonnen, eine entgegen aller Prognosen nicht richtig verloren. Nur: Schröder ist jetzt weg. Das Neue ist nur schemenhaft zu erkennen. Matthias Platzeck muss seinen roten Faden erst finden. Viel Zeit dafür hat er nicht.

Kann sein, dass der bisher als harmoniebedürftig geltende Platzeck an der einen oder anderen Stelle Streit auslösen muss. Jedenfalls muss, will er erfolgreich sein, das Parteiprofil wieder stärker erkennbar werden als in den letzten Jahren. Eine Art Vize-Kanzler-Wahlverein wird die SPD mit Sicherheit nicht abgeben.

Noch ist nicht ganz klar, auf welcher Polit-Bühne der neue Bebel-Urenkel überhaupt agieren soll. Auf jener, auf der man gewöhnlich auftritt, beispielsweise im Kabinett, steht schon einer: Franz Müntefering.