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Eine kulinarische Weltreise

Die Vorschulkinder im Großschönauer Kinderhaus Benjamin lernen gerade, wie man leckere Speisen selber zubereitet. Selbst scharfe Messer sind für sie längst kein Tabu mehr.

Von Elke Schmidt
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Aus welchen Land kommen die Spaghetti? Ute Erfurt zeigt den Kindern, wo Italien liegt.
Aus welchen Land kommen die Spaghetti? Ute Erfurt zeigt den Kindern, wo Italien liegt. © Matthias Weber

Konzentriert schneiden Eddy und Finley die Tomaten fürs Mittagessen. Heute gibt es für die Vorschulkinder im Großschöner Kinderhaus „Benjamin“ ein typisch italienisches Gericht: Spaghetti Bolognese. Das ist nun wirklich kein ungewöhnliches Essen für Kinder in ihrem Alter und doch ist es diesmal etwas ganz besonderes, denn heute bereiten sie sich ihr Mittagessen selbst zu.

Das machen sie derzeit zweimal im Monat. Das Projekt heißt „Ich kann kochen“ und dieser Name ist Programm. Die Kinder machen wirklich alles selber. Auch die anderen in der Gruppe sind an diesem Vormittag ganz bei der Sache. Sie zerstoßen Pfeffer in einem Mörser, waschen Salatblätter und braten das Hackfleisch für die Soße an. Erzieherin Uta Erfurt hilft, wo es nötig ist und erklärt ihnen geduldig die einzelnen Arbeitsschritte.

Um das möglichst professionell tun zu können, hat die Leiterin des Kinderhauses der Johanniter-Unfall-Hilfe extra ein Seminar von "Ich kann kochen" besucht. Das ist die nach ihrer eigenen Aussage größte bundesweite Initiative für praktische Ernährungsbildung von Kita- und Grundschulkindern. Sie wurde von der Sarah Wiener Stiftung und der Barmer Krankenkasse ins Leben gerufen und hat zum Ziel, Mädchen und Jungen frühestmöglich für eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu begeistern.

"Das passt gut zum Jahresmotto in unserem Kinderhaus ", erklärt Uta Erfurt. In diesem Jahr befassen sich die Kinder und ihre Erzieherinnen verstärkt mit den Themen Gesundheit, Ernährung und Bewegung. Dafür eigne sich das gemeinsame Kochen sehr gut. Die Vorschulkinder könnten dabei außerdem viel lernen. Sie erfahren sozusagen nebenbei, welches Fleisch man für eine Bolognese-Soße nimmt, was ein Mörser ist und lernen auch ungewöhnliche Küchengeräte wie den Knoblauch-Hacker kennen. Der ist bei ihnen sehr beliebt, denn mit ihm zerkleinert man den Knoblauch durch schütteln. Uta Erfurt legt Wert auf gutes Werkzeug. Das heißt zum Beispiel auch, das die verwendeten Messer verhältnismäßig scharf sind. Schließlich solle die Arbeit auch Spaß machen und mit stumpfen Messern arbeite es sich nun einmal nicht so gut. "Anfangs hat es ein paar kleinere Verletzungen beim Schneiden gegeben", sagt sie. Aber inzwischen gehen die Kinder schon ziemlich profimäßig mit den Messern um und das Pflaster kann im Schrank bleiben.

Uta Erfurt wollte aber nicht nur Wissen über Küche und Ernährung vermitteln, sondern gleichzeitig auch etwas über die Länder, aus denen die Speisen kommen. Daher hat sie sich als übergreifendes Thema eine Reise um die Welt ausgedacht. Und so war sie mit ihren Kindern gedanklich schon in Deutschland oder in Indien. Gemeinsam suchten sie die Länder auf dem Globus und erzählten, was sie bereits darüber wissen.

Woher die Spaghetti für das heutige Gericht kommen, wissen die Kleinen ganz genau. "Die gibt es in Italien", sagen sie übereinstimmend und arbeiten weiter an ihrem Mittagessen. Auch wenn sie schon recht versiert sind, geht dabei auch mal was daneben. Das ist aber kein Problem, denn sie haben in ihrem Kinderhaus extra dafür eine eigene kleine Küche eingerichtet. Hier gibt es zwar keinen Wasseranschluss, aber genug Platz für Herdplatte, Arbeitsplätze und für die Aufbewahrung der Küchenutensilien. Deren Anschaffung wurde übrigens möglich durch die Hilfe der Zittauer Regionalgeschäftsstelle der Barmer Krankenkasse, die 500 Euro als Starthilfe beisteuerte. Dafür ist Uta Erfurt sehr dankbar, denn ohne diese Unterstützung wäre die Kochstunde für die Vorschulkinder wohl ein Wunsch geblieben.

Und weil es gerade auf Weihnachten zugeht, gestattet sich die Leiterin vom "Benjamin" einen weiteren Wunschtraum. Den von einer richtigen Küche mit allem drum und dran. Dort könnte sie dann auch mit den anderen Kindern ihres Hauses kochen und ihnen zeigen, wie einfach es sein kann, eine schmackhafte Mahlzeit zuzubereiten. Mit gesunden Gewohnheiten könne man gar nicht früh genug beginnen, sagt sie. Noch aber ist das gemeinsame kochen und probieren ein Privileg der Vorschulkinder. Die sind begeistert und freuen sich schon aufs nächste Mal. Dann werden sie vielleicht nach Sri Lanka reisen. Uta Erfurt war vor Kurzem dort im Urlaub und hat ihnen schon spannende Dinge darüber erzählt.