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Eine Pfeife für die Orgel-Paten

Die Radeburger wollen ihre Orgel sanieren lassen. Ausgebaut ist sie schon. Spendenprojekte sollen helfen, das fehlende Geld zusammenzutragen.

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© Norbert Millauer

Von Sven Görner

Radeburg. Eine fast zweieinhalb Meter hohe Orgelpfeife aus Zinkblech passt doch bestens zu einem Metallbau-Betrieb. Könnte man jedenfalls meinen. Doch das 1991 in Großdittmannsdorf gegründete Unternehmen, das seit diesem Jahr seinen Hauptsitz im Radeburger Gewerbegebiet hat, ist auf die Verarbeitung weitaus edlerer Stoffe spezialisiert. Aus Chrom-Nickel-Stahl stellen die mittlerweile 120 Mitarbeiter unter anderem Einrichtungen und Systeme für Großküchen, Cafeterias sowie Läden von Fleischern und Bäckern her.

Dass die Metallbau Bennewitz GmbH dennoch als erster Großspender die Patenschaft über eine Pfeife der Radeburger Orgel übernimmt, hat mit der Branche des Betriebes also offenbar nichts zu tun. „Wir wollen uns einfach etwas in der Stadt engagieren“, sagt Geschäftsführer Gerd Bennewitz. Von Kantor Markus Mütze, der die Pfeife am Donnerstagnachmittag ins Gewerbegebiet gebracht hat, möchte er wissen, ob denn das imposante Teil so ganz ohne das dazugehörige Instrument auch noch einen Ton von sich gibt. Der Kirchenmusiker setzt daraufhin kurz entschlossen das spitz zulaufende Unterteil der Pfeife an seine Lippen und entlockt ihr tatsächlich Klänge, die ein bisschen an ein Alphorn erinnern. Welchen Platz das gute Stück im Firmengebäude bekommt, ist indes noch nicht klar.

Sicher ist dagegen, dass die Spender, die eine Patenschaft über eine der von außen sichtbaren Prospektpfeifen übernehmen, diese nicht nur als Andenken erhalten, sondern ihre Namen auch auf der Rückseite der neuen Pfeifen eingraviert werden. Denn diese 29 Pfeifen werden neu angefertigt. Wieder wie beim Bau der Orgel durch die Firma Jehmlich im Jahr 1881 aus Zinn. Die jetzigen Zink-Pfeifen waren nach dem kriegsbedingten Ausbau 1917 später als Ersatz in das Instrument eingebaut worden.

Auf der größten Prospektpfeife, so der Plan, will die Kirchgemeinde mit einer Widmung allen Spendern danken, die zum Gelingen der Orgelsanierung beitragen. Für diese sind Kosten in Höhe von 90 000 Euro veranschlagt. Weitere 360 000 Euro werden in jedem Fall für die anderen geplanten Arbeiten in der Radeburger Kirche benötigt. Während die Orgel bereits Mitte Mai ausgebaut wurde, soll die Bauanlaufberatung für die Sanierungsarbeiten am 11. Juli stattfinden. „Eine Woche später geht es dann richtig los“, sagt Kantor Markus Mütze. Nächstes Jahr Ostern, spätestens aber zur Konfirmation, sollen die Arbeiten beendet und die Orgel in saniertem Zustand zurückgekehrt sein, so die Hoffnung.

Als die Vorhaben zur Orgel- und Kirchensanierung Ende April im Radeburger Gotteshaus vorgestellt wurden, fehlten allein für die Orgel noch 50 000 Euro Spendengelder. „Wobei allerdings niemand weiß, was einen erwartet, wenn man sich an solch ein altes Instrument und solch ein historisches Bauwerk wagt“, hatte Kirchenvorstand Tobias Hein gesagt. „Besser wären daher Spendeneinnahmen zwischen 80 000 und 100 000 Euro.“

Ein Projekt, um das fehlende Geld für die Orgel zusammenzubekommen, ist die Orgelpfeifen-Patenschaft. Insgesamt hat das Radeburger Instrument rund 1 300. Interessierte können für 50, 100, 200, 500 und 1 000 Euro Paten werden. Die beiden letzten Preisgruppen betreffen die genannten sichtbaren Prospektpfeifen.

Unterstützt werden kann die Sanierung aber auch mit dem Kauf des Orgelbrotes der Bäckerei Schöne und der Orgelwurst der Genuss Quelle von Dirk Klotsche. Das Brot kostet 2,99 Euro, die Wurst 4,50 Euro. Jeweils ein Euro pro Produkt wird von den Radeburger Handwerksbetrieben gespendet.