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Eine Provokation mit Folgen

Polizeioberrat Uwe Waurich löste mit einer Aussage über eine Pro-Asyl-Aktion Empörung aus. Nun soll er sich entschuldigen.

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© Norbert Neumann

Von Alexander Schneider

Er ist ein Mann der Tat und kennt das Geschäft mit dem Demonstrieren. Polizeioberrat Uwe Waurich selbst hat viele Kundgebungen in der Dresdner Innenstadt abgesichert. Damals hatte er unter anderem das Revier Altstadt geleitet. Nun ist der 54-Jährige Chef des Polizeireviers Süd und hat mit einem Interview in der Sächsischen Zeitung die Kritik auf sich gezogen.

Es geht um den Umgang mit Krawallen von Asylgegnern. Waurich hatte in dem von ihm autorisierten Gespräch gesagt, das Willkommensfest einer Nachbarschafts-Initiative im Stadtteil Prohlis sei für Asylgegner eine Provokation gewesen. Damit machte er die Initiative indirekt für die massive Gewalt von Asylgegnern verantwortlich. Es ging um die Ausschreitungen vor einer geplanten Flüchtlingsunterkunft am 9. Oktober. Angesprochen auf Ausschreitungen vor der Asylbewerberunterkunft hatte Waurich gesagt: „Diese Krawalle hätten verhindert werden können. Wir haben den Organisatoren des Willkommensfestes von der Veranstaltung abgeraten, denn es war absehbar, dass etwas passiert. Für die Asylgegner im Stadtteil war das eine Provokation.“ Nur ein Bürgerpolizist hatte die Veranstaltung zunächst abgesichert.

Dresdens Polizeichef Dieter Kroll hat inzwischen ein ernstes Wort mit Waurich gesprochen und ihn zu einem klärenden Gespräch mit der Initiative verdonnert. Waurich werde sich auch entschuldigen. Kroll nannte die Aussagen seines Revierleiters einen Fehler. Waurichs Meinung spiegle nicht die der Polizeidirektion wider. „Die Sichtweisen und Bewertungen des Beamten zum Willkommensfest teile ich als Polizeichef so nicht“, erklärte Kroll. Zu disziplinarrechtlichen Bewertungen werde er sich jedoch nicht öffentlich äußern.

Waurichs Aussagen haben auch in anderen Medien für Schlagzeilen gesorgt. Die Prohliser Initiative zeigte sich entsetzt: Opfer würden so zu Tätern gemacht. Während sich Waurich nicht mehr öffentlich äußern wolle, sagte Kroll, es sei mit der für die heutige Zeit „typischen politischen Verwertungslogik polizeilichen Handelns“ nur schwer umzugehen. Aus einem Fehler Einzelner – Menschen dürften Fehler machen – werde regelmäßig auf „die Polizei“ als Ganzes geschlussfolgert. (mit noa)